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Was macht mein Kind im Netz

Was macht mein Kind im Netz

Titel: Was macht mein Kind im Netz
Autoren: Barbara Kettl-Roemer
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neugierig sind und drittens, weil ältere Jugendliche selbstbewusster sind und weniger in das „Beuteschema“ Pädophiler oder sozial gehemmter junger Erwachsener passen.
    Der „typische“ Täter muss dabei keineswegs der 50-Jährige mit Glatze und Bauch sein, den ich mir früher als Cyber-Groom vorgestellt habe, sondern es sind oft auch selbst Jugendliche oder junge Erwachsene, die sich an Kinder im Netz heranmachen.
    Besonders gerne besuchen Cyber-Grooms Kinder- und Schüler-Chatforen, denn da können sie sicher sein, dass sie ihre Zielgruppe treffgenau erreichen. Die Polizisten, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass in allen Chatrooms, in denen Kinder aktiv sind, sexuelle Belästigung stattfindet, oft schon wenige Minuten nach dem Einloggen und ziemlich unverhohlen, manchmal auch erst nach einer Phase des Vertrauensaufbaus.
    Zum Glück bleibt es meist „nur“ bei verbaler Anmache und dem Zuschicken von Fotos (wobei auch das Kinder schon ängstigen kann) und kommt nur in seltenen Fällen zu realen Verabredungen und Sexualstraftaten. So ganz beruhigend ist das aber nicht.
    Cyber-Grooms sind oft sehr geschickt darin, sich das Vertrauen eines Kindes zu erschleichen und seine Neugier auf sexuelle Themen zu wecken bzw. auszunutzen. Ist das Kind einmal auf eine Forderung wie die Schilderung einer sexuellen Fantasie oder das Zusenden eines (Halb-)Nacktfotos eingegangen, sitzt es in der Falle: Der Groom erpresst es dann zu weiteren Zugeständnissen mit der Drohung, er werde die „Verfehlung“ des Kindes seinen Eltern oder anderen Forenmitgliedern mitteilen.
    Vor gezielt vorgehenden Tätern, die sich ein Fake-Profil zulegen, besteht auch in den vermeintlich geschützten Foren kein echter Schutz. Unangemessene Nachrichten kann Ihr Kind da zwar melden bzw. blocken, aber wenn der Täter es geschickt angestellt und sich das Vertrauen eines Kindes über einen längeren Zeitraum hinweg erschlichen hat, hat das Kind Hemmungen, den bisher so netten Chatpartner zu blocken, wenn er zu intim wird. Wenn es sich erst einmal erpressbar gemacht hat, ist es aus seiner Sicht ohnehin zu spät.
    Auf den Moderator können Sie sich auch nicht verlassen, weil Chats, die über Instant Messaging ablaufen, für ihn unsichtbar sind. Und nicht nur das, von IM-Chats werden weder die Anmeldedaten noch die Inhalte protokolliert und gespeichert.
    Wenn Ihr Kind Opfer eines Cyber-Grooms geworden ist und Sie es mitbekommen, gehen Sie am besten so vor:
    Was Sie tun sollten, wenn Ihr Kind im Internet sexuell belästigt wurde
Brechen Sie den Chat ab bzw. sagen Sie dem Kind, dass es auf weitere Postings nicht reagieren soll. Drängt der Chatpartner es zur Antwort, posten Sie notfalls eine Ausrede: „Muss jetzt weg, meine Eltern kommen!“ Sammeln und sichern Sie dann möglichst viele Informationen:
Beschreibung des Vorfalls,
Name des Forums/Netzwerks, Datum, Uhrzeit,
alles, was Sie und Ihr Kind über den Täter wissen: seinen Nickname, ggf. E-Mail- oder Instant Messenger-Adresse, Handynummer
Nachrichten, Fotos und anderes, das der Täter Ihrem Kind geschickt hat
Bei einem reinen Chat können Sie per Screenshot eine Kopie der Bildschirmanzeige machen.
Sobald Sie alles dokumentiert und gesichert haben, wenden Sie sich an die Polizei und erstatten dort eine Anzeige. Je schneller Sie das tun, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Forenbetreiber die Daten noch gespeichert hat und der Belästiger ermittelt werden kann.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Erlebte, damit es sich mit seinen Ängsten und möglicherweise vorhandenen Schuldgefühlen nicht alleingelassen fühlt.
Wenn Sie mehr Hilfe brauchen, wenden Sie sich an eine spezialisierte Beratungsstelle (Adressen finden Sie im Anhang).
    Kinder vertrauen sich auch bei Cyber-Grooming ihren Eltern oft erst sehr spät an, weil sie sich schämen, aber auch, weil sie Angst haben, die Eltern würden ihnen ihre Internetaktivitäten zukünftig ganz verbieten. So ganz aus der Luft gegriffen ist diese Befürchtung zugegebenermaßen nicht, denn tatsächlich wäre das wohl die erste Reaktion der meisten Eltern.
    Deswegen sollten Sie Ihr Kind über die Gefahren des Cyber-Grooming – ohne Panikmache – aufklären, mit ihm Chatregeln vereinbaren und ihm versichern, dass es immer zu Ihnen kommen kann, was immer ihm im Internet passiert, ohne dass Sie gleich die Verbotskeule schwingen.
    Aufgeklärte Kinder können sich besser schützen und viele unangenehme Situationen im Chat vermeiden. Hauptgefahr
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