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Was macht mein Kind im Netz

Was macht mein Kind im Netz

Titel: Was macht mein Kind im Netz
Autoren: Barbara Kettl-Roemer
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einmal selbst eines bekommen. In der Pubertät ist Sex natürlich besonders spannend und das Interesse an einschlägigen Bildern und Filmen normal, aber diese sollten nicht die Hauptinformationsquelle über die weibliche Anatomie und adäquates Sexualverhalten sein.
    Wenn zwei 15-jährige Jungen untereinander solche Videos tauschen, ist das also grundsätzlich kein Grund zur Beunruhigung. Anders sieht es aber aus, wenn ein 20-Jähriger einer 12-Jährigen ein Pornovideo schickt und es vielleicht noch mit einer ein- oder mehrdeutigen Aufforderung verbindet. Dann ist die Grenze zur sexuellen Belästigung eines Kindes eindeutig überschritten. Wenn Sie davon erfahren, sollten Sie eingreifen und sich an die Polizei wenden.
Mobbing und Bullying setzen sich in Sozialen Netzwerken fort
    Hänseleien und Ausgrenzung in der Schule gibt es wahrscheinlich schon, seit es Schulen gibt. Aber im Internet-Zeitalter hat dieses Thema eine ganz neue Qualität bekommen: Cyber-Mobbing bzw. Cyber-Bullying hört eben nicht mehr an der Türe zum Klassenzimmer bzw. zur Schule auf, sondern setzt sich über E-Mails, Handys und Soziale Netzwerke rund um die Uhr und in einem weiteren Personenkreis fort.
    Mobbing-Opfer haben daheim keinen sozialen Rückzugsraum mehr, sondern werden dort auch am eigenen PC oder Handy unter Beschuss genommen. Weil das Ganze nicht mehr von Angesicht zu Angesicht erfolgt, wird noch härter und gnadenloser formuliert, und alles wird und bleibt für eine weitaus größere Öffentlichkeit als „nur“ die Schulklasse langfristig sichtbar.
    Welche erschütternden Folgen das haben kann, zeigt der Fall des 13-jährigen Joel, der an der Schule bereits seit Längerem gemobbt wurde und eines Tages auf seiner Facebook-Pinnwand einen Link zu einem Foto fand, das ihn als Schwulen zeigte. Dabei stand: „Du bist ein arschgef. Homo“. Joel loggte sich aus, sprang auf, lief hinaus und warf sich vor einen Zug. Das war am 14. Oktober 2010. Erst mehrere Wochen nach seinem Tod fanden seine Eltern heraus, was der Auslöser für diese Verzweiflungstat gewesen war. Der Täter wurde nie gefasst.
    Joels Mutter Michaela Horn setzt sich seitdem für Aufklärung und Schutz vor Cyber-Mobbing ein, gab Interviews und war in mehreren Talkshows zu sehen. Von der Schule ihres Sohnes fühlte sie sich nach der Verzweiflungstat ihres Kindes wenig unterstützt, ebenso wie von der österreichischen Polizei (die Familie lebte in Österreich), die von einem „Bubenstreich“ sprach.
    Sie können davon ausgehen, dass die Polizei heute für dieses Thema stärker sensibilisiert ist.
    In aller Regel entsteht Mobbing nicht in Sozialen Netzwerken, sondern wird dort in Form von Cyber-Mobbing „nur“ fortgesetzt, wobei es den Leidensdruck für die Opfer stark erhöht. Die Ursachen für Mobbing sind vielfältig und haben mit den Machtstrukturen und dem Kommunikationsklima innerhalb der Schulklassen zu tun. Mobbing lebt meist von wenigen aktiven Tätern, die den Ton angeben, und einer größeren Zahl schweigender Mitläufer, die froh sind, wenn sie selbst nicht zum Opfer werden und im weiteren Verlauf zu der Ansicht kommen, das (immer empfindlicher und deswegen angreifbarer reagierende) Opfer habe die Ausgrenzung auf gewisse Weise selbst verschuldet bzw. „verdient“.
    Mobbing und Cyber-Mobbing von Schülern sind Phänomene, die im Grunde nur mit pädagogischen Mitteln gelöst werden können. Dann nämlich, wenn allen Beteiligten, auch den schweigenden Mitläufern, vor Augen geführt wird, wie groß das Leid des Opfers ist, wie schnell man selbst zum Opfer werden kann und wie schwierig es ist, aus dieser Rolle wieder herauszukommen. Ein Anti-Mobbing-Training setzt deswegen vorwiegend bei Empathie und Kommunikationsverhalten an.
    Sehr lesenswert fand ich das Buch von Karl Dambach:
    „Wenn Schüler im Internet mobben. Präventions- und Interventionsstrategien gegen Cyber-Bullying“
    Es richtet sich zwar in erster Linie an Lehrer, macht aber die typischen Mobbing-Strukturen und -Dynamiken sehr anschaulich und zeigt auf, wie man innerhalb der Schule dagegen vorgehen kann.
    Der Autor ist engagiert im Verein „Mobbing-Intervention und -Prävention in der Schule e. V.“. Weitere Informationen finden Sie auf seiner Website: www.karl-dambach.de
    Eltern erfahren oft erst spät davon, dass ihr Kind gemobbt wird, weil die Opfer sich dafür schämen, Opfer zu sein, und weil sie manchmal von den Tätern so eingeschüchtert wurden, dass sie es nicht wagen, sich jemandem
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