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Was macht mein Kind im Netz

Was macht mein Kind im Netz

Titel: Was macht mein Kind im Netz
Autoren: Barbara Kettl-Roemer
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Eltern) unterscheiden wie ein Muttersprachler von jemandem, der eine Sprache erst als Erwachsener gelernt hat und sie deswegen nie so intuitiv und perfekt beherrscht wie der in die Sprache quasi Hineingeborene.
    Prensky behauptet sogar, dass die Gehirne unserer Kinder sich an die digitale Mediennutzung so angepasst haben, dass sie sich von unseren unterscheiden, und dass deswegen Lernen und Lehren heute völlig anders stattfinden müsse als früher.
    Die „Digital Immigrants“ und „Digital Natives“ haben sich in der Social-Media-Literatur und im Sprachgebrauch hartnäckig festgesetzt, obwohl die Behauptungen Prenskys wissenschaftlich durchaus umstritten sind. Im Übrigen hinterlässt alles, was wir tun, in Form neuronaler Verknüpfungen Spuren in unserem Gehirn. Wer viele Computerspiele spielt, lernt dadurch tatsächlich etwas – nämlich, besonders gut Computerspiele zu spielen. Wer ständig zwischen Chats, Filmclips, Spielen und anderen Online-Anwendungen hin und her wechselt, lernt, besonders gut zwischen diesen Dingen hin und her zu wechseln.
    Möglicherweise verlernt er während dieser Aktivitäten, wie es ist, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren, und zwar so lange, wie es notwendig ist, nicht nur so lange, wie es Spaß macht. Es ist Sache von uns Eltern, zu entscheiden, ob und inwieweit wir diese Art Lernen fördern oder einschränken wollen.
    Kinder lernen schnell. Für Dinge, die sie wirklich interessieren, können sie viel Energie und Konzentration aufbringen. Sie gehen auch mit technischen Geräten spielerisch um, probieren einfach mal die Knöpfe und Menüfunktionen aus, tippen munter drauflos und sehen, was passiert. Insofern bewegen sie sich tatsächlich unbefangen wie „Eingeborene“ (Natives) durch die digitale Welt.
    Schon Fünfjährige können so in kürzester Zeit perfekt mit Maus, Tastatur und Touchpad, mit Menüsteuerungen und Chatfunktionen umgehen. Da sind sie sicher den meisten Erwachsenen überlegen. Wenn es darum geht, ein Facebook-Profil zu erstellen oder eine Liedauswahl aus dem Internet herunterzuladen, bitten heute viele Eltern ihre technikversierten Kinder, das für sie zu übernehmen. Sie sind stolz auf ihre Sprösslinge und deren Fähigkeiten.
Warum sind Soziale Medien heute ein Erziehungsthema, mit dem Eltern sich beschäftigen sollten?
    Unsere Kinder sind argloser als wir Erwachsenen, die wir vorsichtiger, kritischer und misstrauischer an die neuen Entwicklungen herangehen. Wir wissen: Wer einen Computer bedienen kann, kann noch lange nicht verantwortungs- und risikobewusst mit den Angeboten und Inhalten umgehen, die er im Internet findet bzw. die ihn dort finden. Diese Medienkompetenz müssen unsere Kinder erst erwerben und sie müssen dazu mehr lernen als die Generationen vor ihnen, die mit den klassischen Einweg-Medien aufgewachsen sind.
    Kinder sind daher vielleicht „Digital Natives“, sicher aber zunächst einmal „Digital Naives“.
    Sie können die Risiken und möglichen Folgen ihrer Aktivitäten nicht einschätzen. Sie finden heute Fotos und Filme lustig, von denen Sie wissen, dass sie ihnen in ein oder zwei Jahren entsetzlich peinlich sein werden. Sie vertrauen Online-„Freunden“, die sie noch nie persönlich getroffen haben und die möglicherweise alles andere als Freunde sind. Sie fallen auf rührende oder erschreckende Geschichten und Bilder herein, die nur mit dem Zweck online gestellt wurden, ahnungslose Nutzer zu einem Klick zu verleiten, um damit Daten zu gewinnen, Geld zu verdienen und/oder schädliche Programme zu verbreiten. Sie tippen aus Wut oder alberner Laune spontan drauf los und wundern sich dann, wenn ihr Posting am nächsten Tag Schulgespräch ist oder sie wegen Beleidigung angezeigt werden.
    Die Frage, ob unsere Kinder nun „Muttersprachler“ in einer Welt sind, in der wir nur „Immigranten“ sind, kann unbeantwortet bleiben. Die Frage, wie wir mit der Nutzung Sozialer Medien durch unsere Kinder umgehen sollen, aber nicht.
    Sollen wir unsere Kinder vor den damit verbundenen Gefahren warnen und ihnen die Teilnahme verbieten? Manche Eltern tun das, aber ich fürchte, sie werden damit scheitern. Verbotenes ist besonders interessant, und was man daheim nicht darf, kann man bei Freunden oder im Internetcafé auch heimlich machen.
    Außerdem sind diese Medien nun einmal da und spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft, in der unsere Kinder in den kommenden Jahrzehnten souverän und selbstbestimmt leben sollen. Der Umgang
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