Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
Vom Netzwerk:
demzufolge ein Mensch, der aus einer Verbindung zwischen einem Juden und einem Nichtjuden stammte. Bis heute hält sich im deutschen Sprachgebrauch diese rassistische Terminologie, selbst wenn sie häufi g aus fehlender Sachkenntnis und in völliger Unschuld benutzt wird. Doch ich möchte an dieser Stelle ein für alle Mal klarmachen, dass Halbjude oder Vierteljude 23
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    Nazi-Sprache ist! Das Judentum kennt solche Begriff e nicht.
    Es gibt nur Juden und Nichtjuden. Punkt. Und wer Jude ist ...
    Na, siehe oben!
    Zurück aber zum Rückkehrgesetz. Durch die Rassengesetze Hitlers kamen auch Menschen ins KZ, die nach der Halacha keine Juden sind, aber als solche deportiert und misshandelt wurden. Ein berühmtes Beispiel ist die in Deutschland bekannte Journalistin und SchriĞ stellerin Cordelia Edvardson, die Tochter der streng katholischen SchriĞ stellerin Elisabeth Langgässer und eines jüdischen Vaters. Sie war als Kind in Auschwitz. Für die Nazis ein jüdisches Mädchen, für das Judentum keine Jüdin. Gut, so weit der Glaube. Aber häĴ e der Staat Israel ihr die Einreise und StaatsbürgerschaĞ im jüdischen Staat verweigern können? Das wäre moralisch völlig undenkbar gewesen.
    In jüngster Zeit hat sich dieses Problem übrigens wiederholt. Im Zuge von Michael Gorbatschows Glasnost und Perestroika sind seit 1989 rund eine Million Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel ausgewandert. Sind das alles Juden nach der Halacha? Nein. Doch sehr viele von ihnen mussten als Juden in der UdSSR viele Nachteile in ihrem Leben erfahren, wurden als Juden geschmäht und beschimpĞ , erhielten bestimmte Jobs nicht, ihnen wurde die Aufnahme an eine Akademie, an eine Universität untersagt, weil sie »Juden« waren. Wie ist das möglich?
    Der sowjetische Pass haĴ e eine so genannte fünĞ e Rubrik, in der die Nationalität des Eigentümers eingetragen war. Die Sowjetunion, ein Vielvölkerstaat, machte diese Unterscheidung bei seinen Bürgern. Die Nationalität übertrug sich von den Eltern auf das Kind. HaĴ en die Eltern verschiedene Nationalitäten, so wurde nach dem Wunsch des Passinhabers ent-24
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    schieden. So stand also auch in den Pässen von Kindern, deren Väter jüdisch waren, als Nationalität »Ewrej«, Jude, auch wenn sie nach der Halacha keine Juden waren. Als Juden geschmäht und benachteiligt wurden sie jedenfalls. Der Antisemitismus in der Sowjetunion machte da keine Unterschiede, nur das Passamt. So kam es also, dass nach der Halacha
    »echte« Juden ohne solche Kennzeichnung im Pass nach Israel einwanderten – und natürlich die mit dem Vermerk. Auch hier häĴ e der jüdische Staat vor einem Dilemma gestanden: HäĴ e man einen Menschen, der als Jude diff amiert wurde, die Einreise nach Israel untersagen können?
    Die Rabbiner in Israel können als Beamte das alles nicht berücksichtigen. Für sie ist nur die Halacha bindend und das heißt: Diejenigen, die nicht als Kind einer jüdischen MuĴ er geboren wurden, sind keine Juden. In jedem anderen Land könnte das den Menschen egal sein, in Israel ergeben sich aber daraus so einige Probleme. Denn Teile des Familienrechts liegen in der Hand des Rabbinats. Man will heiraten, sich scheiden oder eines Tages beerdigen lassen? Dafür ist ausschließ-
    lich das Rabbinat zuständig. Zivilehen gibt es nicht, ebenso wenig Zivilbegräbnisse – wobei sich das in jüngster Zeit zu ändern beginnt, gerade wegen der vielen nichtjüdischen Einwanderer. Die Folge: will ein »Nichtjude« in Israel heiraten, dann muss er zunächst einmal übertreten. Für viele ist das eine sehr demütigende Erfahrung. Im Heimatland als Jude geschmäht, in Israel nicht als Jude anerkannt – da kann man schon verzweifeln an der Menschheit. Doch so ist es nun einmal, und die Menschen müssen damit zurechtkommen. Viele dieser »jüdischen« Nichtjuden – ebenso wie liberale oder konservative Juden oder junge Israelis, die das Monopol der Rabbiner nicht akzeptieren – fahren dann nach Zypern, heiraten dort standesamtlich und kehren anschließend nach Israel 25
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    zurück. Auch eine Lösung, denn selbstverständlich wird eine im Ausland geschlossene Ehe, ob zivil oder kirchlich, anerkannt. Nur: auch die Kinder einer solchen Verbindung sind dann wieder keine Juden, es sei denn, die MuĴ er ist eine, und so weiter.
    Drehen wir das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher