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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
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bester GesellschaĞ mit Millionen von säkularisierten Juden, die bis heute über dieses Thema erbiĴ ert streiten.
    Und als ob es damit nicht genug wäre, gibt es eine weitere klitzekleine Verkomplizierung des Sachverhaltes. In dem Begriff »EintriĴ zum jüdischen Volk« wird dies sprachlich bereits angedeutet. Wer Jude ist, der ist damit nicht nur Teil einer GlaubensgemeinschaĞ , sondern auch Teil eines Volkes.
    Diese nun wirklich in der Menschheitsgeschichte geradezu einzigartige Verquickung von Glaube und Volk hat den Juden jahrtausendelang zu schaff en gemacht.
    Einerseits ist diese Verbindung uralt, sie stammt aus der 28
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    Thora, und GoĴ sagt ja bereits zu Abraham, dass er seine Nachkommen zu einem großen Volk machen wird. Andererseits wurde dies den Juden im Laufe ihrer Geschichte auch immer wieder zum Verhängnis. Nicht nur die Tatsache, dass sie hartnäckig am Glauben ihrer Vorväter festhielten, hat sie zur Zielscheibe des Hasses gemacht. Die christliche Kirche ertrug diese Sturheit nicht, aber auch die Muslime waren nicht sonderlich begeistert darüber. Spätestens mit der Schaff ung der Nationalstaaten und den sich daraus ergebenden krank-haĞ en völkisch-nationalen Lehren eines H. S. Chamberlain und anderer neĴ er HerrschaĞ en, die in dem Österreicher Adolf Hitler einen gefügigen und wissbegierigen Schüler haĴ en, spätestens im 19. Jahrhundert entstand die Mär, ein Jude könne kein guter Deutscher oder Franzose oder sonst etwas sein, denn er gehöre zum einen schon rein rassisch nicht dazu, zum anderen aber auch völkisch nicht, da er ja einem anderen Volk zugehört. Und somit seien die Juden als eine »FünĞ e Kolonne« im eigenen Land anzusehen. Je nach Weltanschauung waren sie dann auch als »FünĞ e Kolonne«
    der Bolschewiken oder der Imperialisten geschmäht worden, Hauptsache, sie waren grundsätzlich an allem schuld und für alles Übel verantwortlich.
    Erst heute, im Zeitalter der großen Migrationswellen und des Multikulturalismus, ist es kein »Privileg« der Juden mehr, zumindest zu zwei Kulturen zu gehören. Das gilt in Deutschland ebenso für hier geborene Kinder, deren Eltern aus der Türkei stammen, gar nicht zu reden von dem wunderbaren Mischmasch, wie es ihn miĴ lerweile in den USA, in Groß-
    britannien oder Frankreich gibt. Allmählich begreifen Menschen, dass man als Jude ein guter, loyaler Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland sein kann, während zugleich das Herz für Israel schlägt.
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    Und wer weiß, vielleicht wird es ja eines Tages so sein, dass für die Welt draußen es nicht mehr wichtig ist, ob man Jude ist. Dann, spätestens dann, werden nur noch die Juden unter sich darüber streiten, wer denn nun eigentlich ein Jude ist!
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    Warum sind Juden beschniĴ en?
    Gebote und Verbote: die Mitzwot
    Das Judentum kennt 613 Ge- und Verbote, die so genannten Mitzwot. Sie alle soll und muss ein gläubiger Jude bestrebt sein zu erfüllen, denn sie sind die Gebote GoĴ es, die der Eine und Einzige seinem Volk am Berg Sinai aufgetragen hat. Für orthodoxe Juden ist dieser AuĞ rag bindend, denn sie glauben fest daran, dass die Thora, so wie sie existiert, das Wort Got-tes ist, dass kein Jota daran verändert werden darf. Sie ist die Off enbarung des Einen und Einzigen und somit heilig und bis in alle Ewigkeit gültig. Das liberale Judentum, das erst im 19. Jahrhundert entstand, hat mit diesem Glaubensaxiom gebrochen. Für liberale Juden ist die Thora ein Buch, das von Menschen geschrieben wurde. Menschen, denen sich GoĴ
    allerdings immer aufs Neue off enbart hat. Diese Menschen haben dann versucht, ihr Off enbarungserlebnis in Allegori-en und Metaphern, in Symbolik und Parabeln festzuhalten und niederzuschreiben. Das Ergebnis ist, so das liberale Judentum, der Text, der sich uns als Thora, als die »Fünf Bücher Moses« bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Die Liberalen glauben also nicht mehr daran, dass jedes einzelne Wort der Thora göĴ lich ist. Daher haben sie sich auch das Recht herausgenommen, zu entscheiden, welche der Mitzwot für sie noch bindend sind und welche nicht. Viele Mitzwot, die für sie »keinen Sinn« machen, wie etwa das Verbot, Kleider zu tragen, bei denen Wolle und Leinen gemischt sind, wurden über Bord geworfen, andere wurden beibehalten, aber wesentlich freier interpretiert
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