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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Autoren: Paul Spiegel
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Dinge müssen für mich einen gewissen Unterhaltungswert haben. Selbst Bücher mit seriösem Inhalt.
    Ich sprach von der Vielfältigkeit, dem Pluralismus im jüdischen Leben. Das darzustellen ist natürlich eine Schwierigkeit. Welches Judentum will ich eigentlich erklären? Um nur die vier, heute weltweit wichtigsten »Richtungen« zu nennen, so sind das die Orthodoxie, das konservative Judentum, das liberale und auch progressive Judentum und schließlich, vor allem in den USA, die Rekonstruktionalisten. Wenn man bedenkt, dass jede dieser vier großen Strömungen wieder zahl-10
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    reiche unterschiedlichen Gruppierungen mit unterschiedlichen Traditionen und Lehransichten hat, wenn man bedenkt, dass allein unter den Ultra-Orthodoxen Dutzende von sektie-rerischen Gruppen existieren, die sich dann auch noch gern über ihre religiösen Auff assungen streiten, so kann man sich vorstellen, dass ich ein wenig die »Qual der Wahl« haĴ e. Ich entschied mich schließlich für die Vorstellung einer modera-ten Orthodoxie, wie sie in den meisten jüdischen Gemeinden Deutschlands praktiziert wird. Das hat mehrere Gründe: Die moderate Orthodoxie ist am ehesten in der Lage, Juden aller Denominationen unter einem Dach zu vereinen. Ein liberaler Jude hat, zumindest unter religiösen Aspekten, kein Problem, eine orthodoxe Synagoge zu betreten, doch ein orthodoxer Jude kann nicht in eine liberale oder konservative Synagoge gehen, da beide Ausrichtungen Eingriff e in das Religionsgesetz vorgenommen haben, die seiner Meinung nach eine GoĴ eslästerung sind. Ein liberaler Jude wird eine orthodoxe Synagoge höchstens als »altmodisch« ansehen, aber er kann in ihr beten.
    Es ist auch die moderate Orthodoxie, die bei uns die weniger religiösen oder gar säkularen Juden anzieht. Das gilt auch für Israel und viele andere Länder.
    Den Leserinnen und Lesern möchte ich nun Mut machen, in die Welt des Judentums einzusteigen, sich auf ein Abenteuer einzulassen, das sie bekannt machen kann mit den Wurzeln ihrer eigenen religiösen HerkunĞ und das sie hoff entlich reicher macht. Sowohl das Christentum als auch der Islam beru-fen sich auf das religiöse Fundament, das die alten Hebräer vor rund 4000 Jahren gebaut haben und das immer noch ein eigenständiger, lebendiger Glaube ist.
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    Um diesen Glauben in all seiner Lebendigkeit darstellen zu können, haben mir viele Menschen mit Rat und Tat geholfen.
    Mein Dank gilt vor allem Rabbiner Dr. Joel Berger, auf dessen Kompetenz in Sachen Judentum ich mich vollkommen verlassen habe, und Richard Chaim Schneider, der mir freundschaĞ liche Hilfe beim Zusammenstellen und Verfassen dieses umfangreichen Textes leistete.
    Paul Spiegel
    Düsseldorf, im Herbst 2003
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    Wer ist Jude?
    Das Judentum ist über dreitausend Jahre alt, aber es ist kaum zu glauben und doch wahr: Auch Juden stellen sich ununterbrochen die Frage, wer denn in ihre GemeinschaĞ gehört. In schöner Regelmäßigkeit gibt es dazu spannende Coverstorys in israelischen Zeitungen oder jüdischen ZeitschriĞ en der Diaspora. Und tatsächlich ist diese Frage existenziell wichtig für das Überleben der Juden.
    Wer also ist Jude? Die traditionelle Antwort lautet: Jude ist, wer als Kind einer jüdischen MuĴ er geboren wurde oder eine Konversion entsprechend der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, vorgenommen hat. Im Grunde ist die Antwort also sehr simpel. Doch der Teufel steckt im Detail.
    Zunächst mag es verwundern, dass die jüdische Genealogie nach der MuĴ er geht. Schließlich scheint doch, oberfl ächlich betrachtet, das Judentum eine zutiefst patriarchalische Religion zu sein. Wie kommt es also, dass ausgerechnet bei einem so wichtigen Thema, bei dem es um nichts Geringeres geht als um die Fortsetzung des Judentums, dass die Verantwortung also ausgerechnet bei diesem Thema in den Händen der Frauen liegt? Eben drum, muss man ganz lapidar antworten.
    Vergessen wir mal für einen Moment unsere hochmoder-ne Medizin. Es ist ja noch nicht so lange her, dass Männer sich nicht sicher sein konnten, ob ihr Sprössling tatsächlich eine Frucht der eigenen Lenden war. Die Bestimmung der Va-terschaĞ ist eine sehr »junge« ErrungenschaĞ der modernen WissenschaĞ . Insofern konnte man früher nur ganz sicher wissen, wer die MuĴ er ist. Daraus ist aber biĴ e nicht abzulei-ten,
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