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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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Situation zu deeskalieren oder das Tier gar zu beschwichtigen. Kein Wunder, in immer mehr Hundeschulen wird ihnen genau dieses Verhalten beigebracht. Ich selbst halte das für falsch. Hunde haben nun einmal – wie Kinder im Übrigen auch – Klärungsbedarf und erwarten daher, dass ihre Gruppenleiter und -leiterinnen ihnen Grenzen setzen. Wie wir aus der Kanidenforschung wissen, haben es Chefs und Chefinnen nicht nötig, Beschwichtigungssignale auszusenden. Wozu auch? Beschwichtigung gilt als freiwillige Geste, die innerhalb einer Beziehung immer von unten nach oben erfolgt – also vom Rangniedrigeren ausgeht.
    Im Gegensatz dazu senden Ranghohe (und diese sollten wir Menschen mit Führungsanspruch auch sein) Beruhigungssignale ans »niedere Volk«.
    Ich will an dieser Stelle nicht verheimlichen, dass auch meine Hunde normalerweise jeden Morgen im Garten in gleicher Manier um mich herumsausen. Und wissen Sie, was ich dann mache? Ich beteilige mich an diesen »verrückten« Minuten und laufe ihnen entgegen. Daraufhin beginnen die Hunde, Haken zu schlagen – was sie ziemlich schnell außer Puste kommen lässt. Und so stehen sie nach kurzer Zeit einfach nur hechelnd da, haben ihren inneren Ausgleich gefunden.
    Und gut ist.

Wie beeinflussen Hormone das Seelenleben unserer Hunde?
    Udo Gansloßer ist Privatdozent für Zoologie und betreut seit mehreren Jahren zunehmend Forschungsprojekte über Hunde. Er weiß, dass das Verhalten und die Entwicklung unserer Vierbeiner zu einem großen Teil auch von körpereigenen Botenstoffen gesteuert wird.
    Udo Gansloßer ist überzeugt, dass Hunde auch unseren Hormonhaushalt positiv beeinflussen.
    KOMMEN HUNDE IN DIE PUBERTÄT?
    NINA RUGE: Ich hatte mit meinem Entlebucher während seiner Pubertät heftige Auseinandersetzungen. Trotzdem haben wir heute eine besonders harmonische Beziehung. Oder konnte sich diese sogar nur aufgrund der Reibereien entwickeln?
    UDO GANSLOSSER: Das ist ganz typisch!
    Ihr Hund hat sozusagen eine Qualitätskontrolle an Ihnen vorgenommen. Er hat getestet, ob sein Partner auch in brenzligen Situationen stark bleibt. Ist dies der Fall, bindet sich der Hund besonders intensiv – ganz nach dem Motto: »Wir sind ein super Team, uns kann nichts umwerfen.« Vorausgesetzt, Sie bleiben in den Stressphasen souverän und entspannt, müssen Sie sich nach der Pubertät keine Sorgen über mangelnde Bindung machen.
    NINA RUGE: Hat es denn überhaupt nichts mit den Hormonen zu tun, wenn ein Hund in der Pubertät »durchdreht«?
    UDO GANSLOSSER: Doch, natürlich. Sie dürfen nicht vergessen, dass ein Hund in der Pubertät sogar sein Gedächtnis »verlieren« kann, weil die Hormone sprudeln und im Gehirn jede Menge Neuverknüpfungen stattfinden. Das »Kinderzimmer« wird geistig aufgeräumt und ausgemistetweg von emotionaler Steuerung hin zu einer mehr rationalen Steuerung durch die Großhirnrinde. Der Mensch darf da nicht falsch reagieren. Allerdings gibt es, wie so oft, auch in dieser Phase große individuelle Unterschiede. Mancher Hund fragt monatelang immer wieder die gleichen Befehle nach, während ein anderer sie auf Anhieb akzeptiert.
    NINA RUGE: Wie stark kann die Pubertät bei Hunden überhaupt ausgeprägt sein?
    UDO GANSLOSSER: Große Hunde können sehr lange in der Pubertät sein. Eine Große Schweizer Sennenhündin wie die Ihre ist erst mit ca. vier Jahren ganz erwachsen.
    Mindestens bis nach der dritten Läufigkeit wird sich die Pubertät hinziehen.

    WAS BEWIRKT EINE KASTRATION?
    NINA RUGE: Würde sich die Pubertät von Vroni denn verkürzen, wenn ich sie vorher kastrieren ließe?
    UDO GANSLOSSER: Ja, aber sie bleibt dann auf der Entwicklungsstufe stehen, in der sie kastriert wurde.
    NINA RUGE: Sie sehen also die Kastration bei Hündinnen kritisch?
    UDO GANSLOSSER: Jeder Einzelfall muss individuell bewertet werden. Auf keinen Fall sollte man jedoch vor der ersten Läufigkeit kastrieren. Wer das tut, riskiert auch etliche gesundheitliche Gefährdungen für seinen Hund: von erhöhter Anfälligkeit für Herztumore, Inkontinenz und Gelenkerkrankungen bis hin zu früher Demenz. Im Laufe der Pubertät wird das Gehirn durch den Anstieg der Sexualhormone gewissermaßen »aufgeräumt«, was einen Schutz vor Demenz bewirkt.
    Ich empfehle eine Kastration jedoch bei manchen Hündinnen, die regelmäßig starke Scheinträchtigkeiten oder Scheinmutterschaften entwickeln oder während der Läufigkeit extrem aggressiv beziehungsweise depressiv werden.
    NINA RUGE: Wie sieht es
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