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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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bei Rüden aus? Wann empfehlen Sie da eine Kastration?
    UDO GANSLOSSER: Bei hypersexuellen Rüden, die extrem statusbewusst sind und tagelang furchtbar leiden, wenn eine läufige Hündin im Umkreis ist.
    NINA RUGE: Wie sehr können Testosteron-Chips bei der Entscheidung über eine Kastration helfen?
    UDO GANSLOSSER: So ein Chip gibt zunächst einen Testosteronschub, sodass die körpereigene Hormonproduktion nach drei bis sechs Wochen gegen null gefahren wird. Attackiert dann ein Hund beispielsweise unbeirrt weiter seine Artgenossen, besonders wenn er an der Leine geführt wird, ist seine Aggression wahrscheinlich eher angstgesteuert.
    NINA RUGE: Beeinträchtigen wir denn nicht das Seelenleben, die innere Balance eines Rüden, wenn er nie Sex haben darf?
    UDO GANSLOSSER: Überhaupt nicht. Im Hunderudel dürfen 60 bis 80 Prozent der Rüden nie an eine Hündin ran! Ob sie zum Zuge kommen oder nicht, hängt im Sozialverband ausschließlich von der Position in der Rangordnung ab. Rangniedrige gehen leer aus. Sexuelle Selbstverwirklichung ist für uns »Affen« viel wichtiger als für Hunde.

    MACHEN HORMONE AGGRESSIV?
    NINA RUGE: Hängt denn aggressives Verhalten beim Rüden nicht in erster Linie vom Testosteron ab?
    UDO GANSLOSSER: Da muss man sehr genau hinschauen und individuell beobachten. Aggression ist oft mit Unsicherheit oder Angst gekoppelt und hat nichts mit sexueller Aggression zu tun. Oder eine Aggression beruht auf dem Beschützer-Verhalten: Das zeigt der Fall eines kastrierten Rüden. Als sein Frauchen schwanger wurde, verteidigte er es plötzlich im Radius einer sehr großen Individualdistanz und griff alles an, was sich dort hineinwagte. Dieser Rüde hat später auch das Baby verteidigt und die Hebamme in den Po gezwickt, als sie sich über das Kind beugte.
    NINA RUGE: Erkennen Sie einen testosterongesteuerten Rüden auf den ersten Blick?
    UDO GANSLOSSER: Einen ausgeprägten »Testosterossi« erkenne ich zunächst am Körperbau: Er ist kräftig, stark bemuskelt und tritt völlig anders auf als ein »Softie«.
    Allerdings: Ein kastrierter Rüde kann genauso heftig reagieren, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist. Er leidet dann ähnlich wie ein voll im Testosteron stehender Rüde, frisst nicht, trauert mehrere Tage über die verpasste Chance. Deshalb geht man heute auch davon aus, dass nicht nur der Sexualhormonspiegel entscheidend für das Verhalten ist, sondern auch die Bindungsstellen für die Hormone im Gehirn. Die bleiben ja unverändert da, wenn ein Rüde kastriert ist.

    SPIELEN HORMONE AUCH EINE ROLLE BEI DER BINDUNG?
    NINA RUGE: Noch einmal zurück zum weiblichen Geschlecht. Wie verändern Hormone das Verhalten von trächtigen Hündinnen?
    UDO GANSLOSSER: Die beiden Hormone Prolaktin und Progesteron machen sie anschmiegsamer, ruhiger, aber auch sehr kontaktbereit und rudelorientiert, um sich für spätere Zeiten die Betreuung der Welpen zu sichern.
    NINA RUGE: Und wie ist es mit dem Beschützerverhalten gegenüber dem Nachwuchs? Ist der auch hormongesteuert?
    UDO GANSLOSSER: Ja. Wenn Junghunde im Rudel sind, produzieren Hündinnen deutlich mehr Prolaktin. Das kurbelt im Verlauf der Stillzeit nicht nur die Milchproduktion an. Es löst unter anderem auch Brutpflegeverhalten aus – auch beim Rüden, der ebenfalls Prolaktin produziert.
    NINA RUGE: Eine letzte Frage: Profitiert denn auch unser eigener Hormonhaushalt davon, wenn wir einen Hund haben?
    UDO GANSLOSSER: Eine intensive positive Bindung fördert die Gesundheit und baut Stress ab – bei Mensch und Hund. Für dieses Phänomen ist das Hormon Oxytocin verantwortlich, dessen Spiegel bei Hund wie Halter dauerhaft erhöht ist – und noch akut weitersteigt beim gemeinsamen Schmusen, Spielen, ja sogar nur beim Anschauen. Dieser erhöhte Oxytocinspiegel wiederum festigt übrigens die Bindung. So nimmt alles seinen Lauf …

Entspanntes Miteinander
    Damit Hunde zu jenen treuen Gefährten werden, die wir uns wünschen, brauchen sie unsere Unterstützung. Schließlich müssen sie erst lernen, wie man sich in der Gruppe verhält, was erlaubt ist und was nicht. Das gelingt am besten, wenn der Mensch sie liebevoll und konsequent anleitet.

Müssen schon Welpen in die »Schule«?
    NINA RUGE: Lupo fand es vom ersten Tag an großartig, mit anderen Hunden zu toben, um die Wette zu rennen und die eigenen Kräfte zu testen. Vroni dagegen war zwar zu Hause sehr selbstbewusst, auf der Spielwiese mit anderen aber schüchtern, fast schreckhaft. Ich habe mit
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