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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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einfach die ungeschriebenen Gesetze eines Gruppenlebens.
    Bis zu einem gewissen Grad ist es normal, wenn der Hund mal »spinnt«. Aber irgendwann ist Schluss.
    Körpereinsatz ist wichtig
    Zum Thema Klaps, Schnauzengriff, auf den Rücken werfen und Co.: Wer sich, wie ich und viele andere Verhaltensforscher, Wolfs- und Hundeeltern zum Vorbild nimmt, hat nichts dagegen, gelegentlich auch einmal körperbetont in Konflikte einzugreifen. Anhänger der »Deeskalationstheorie«, die jedes Stopp- und Abbruchsignal sofort zur Gewaltmaßnahme erklären, geben sich in dieser Hinsicht zwar gerne ethisch-moralisch entrüstet. Doch nicht nur ich, sondern auch alle mir bekannten Kanidenforscher sind der Meinung, dass man noch lange kein böser, Gewalt verherrlichender Tyrann ist, bloß weil man seinen Hund mal zwickt oder zur Seite schubst. Ich kann daher jedem Hundehalter nur immer wieder raten, sich in eine Beziehung mit dem Tier, so oft und gut es geht, auch körperbetont einzubringen, etwaige Konflikte anzunehmen und sich ihnen zu stellen. Das Problem zu ignorieren, in der Hoffnung, dass sich die ganze Angelegenheit irgendwann von selbst erledigt, bringt herzlich wenig. Das ist nicht anders als im Umgang mit Kindern: zu wenig Zeit, zu wenig Wille für nervenraubendes Engagement in Konfliktsituationen, zu wenig natürliche Autorität.
    Kein Freischein für Gewalt
    Damit wir uns nicht missverstehen: Jeder Hundehalter, der es – womöglich in aggressiver Grundstimmung – ständig nötig hat, seinem jugendlichen »Rebellen« ein familientaugliches Regelwerk zu vermitteln, um Anerkennung zu erlangen oder Ressourcen abzugrenzen, hat seinen Stand als »Leittier« längst verloren. Wer hundliche Verhaltenskontrolle ausnahmslos mit irgendwelchen Chef-Allüren in Verbindung bringt, hat das System des Konfliktmanagements nicht verstanden. Denn bei den Kaniden bedienen sich nicht nur Ranghohe dieses »Werkzeugs«, sondern auch Rangniedrige. Schließlich hat jedes Gruppenmitglied das Recht zum Protest. Das bedeutet: Wenn ich ständig aggressiv bin, handelt auch der Hund überproportional häufig mit defensiven Aggressionsbekundungen.
    Die verrückten fünf Minuten
    Selbstverständlich reifen Hunde mit zunehmendem Alter. Trotzdem nehme ich an, dass Lupo wie jeder andere erwachsene Hund auch heute noch ab und an einen seiner »5-Minuten-Anfälle« bekommt. Alles andere würde mich doch sehr wundern. Ausgewachsene Hunde haben jedoch neben vielen anderen Dingen gelernt, dass die menschliche Haut dünner ist als die ihrer Artgenossen und dass es für sie alles andere als vorteilhaft ist, wenn sie zu übermütig werden. Nichtsdestotrotz müssen junge Kaniden ihren »Irrsinn« ausleben dürfen!
    Die »verrückten fünf Minuten« sind aus verhaltensbiologischer Sicht ein völlig normales Kanidenverhalten, das auch Wölfe regelmäßig zeigen – am häufigsten natürlich Jungtiere. Die »Ausraster« helfen dem Tier, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Langeweile und Übererregung. Diese Balance zu finden ist wichtig und richtig. Als Hundehalter braucht man im Grunde genommen gar nichts dagegen tun. Allenfalls wenn die fünf Minuten wie bei Lupo etwas ausarten (wobei ich sein Zwicken keinesfalls als Gemeinheit, sondern schlicht als momentane Übermutsbekundung definieren würde), sollten Sie klare Verhältnisse schaffen. Am besten gelingt dies, indem Sie dem Hund mit festem Schritt entgegengehen und dazu eventuell auch noch ein Abbruchsignal kombinieren, zum Beispiel indem Sie laut in die Hände klatschen.
    Unter ihresgleichen sorgen Hunde nach demselben Muster sofort für klare Verhältnisse. Sie regeln solchen Übermut entweder durch gezielt eingestreutes Drohverhalten (zum Beispiel Zähneblecken und ins Leere schnappen) oder starten eine Gegenattacke, indem sie den »Angreifer« anrempeln oder überrennen. Ganz nach dem Motto: Herumtoben – ja! Zickzack- oder Im-Kreis-Laufen – ja! Die momentane Stimmungslage der Übererregung signalisieren – ja! Aber Attacken fahren, ohne kurz vorher abzudrehen oder die »Bremse« einzulegen: Nein! Damit gehst du hier einen Schritt zu weit. Zwicken oder das Bein festhalten tut weh, hör auf, es reicht! Anderenfalls musst du mit unangenehmen Konsequenzen rechnen.
    Der Mensch als »Leittier« muss dem Hund zeigen, wenn er seine Grenzen überschreitet.
    Richtig reagieren lernen
    Allerdings beobachte ich immer wieder, dass Hundehalter auf ihre »verrückten« Vierbeiner ganz anders reagieren. Sie versuchen die
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