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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)
Autoren: Florencia Bonelli
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dass Sofías Eltern Nando niemals akzeptieren würden, einen Jungen aus Mina Clavero, der wie so viele andere in die Provinzhauptstadt gekommen war, um hier sein Glück zu machen. Er arbeitete als Lehrling in der Firma von Martínez Olizábal und wollte Geld zusammensparen, um in seinem Heimatdorf ein Stück Land zu kaufen und dort mit Sofía zu leben. »Du kümmerst dich um den Haushalt und die Kinder, und ich bestelle das Land«, sagte er zu ihr. In einem Notizbuch schrieb er alles auf, was er über Viehzucht, Ernte, Aussaat, Tierheilkunde, Aufzucht und Mast mitbekam. In der Bibliothek machte er sich über die Bodenbeschaffenheit in Córdoba kundig. Wenig geeignet für den Getreideanbau sei er, hieß es, außer im Süden, sondern eher für die Viehzucht zu verwenden. Er unterhielt sich lange mit Don Cívico, wenn dieser in der Stadt war. »Er weiß mehr als alle Bücher«, sagte er zu Sofía, und sie brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen, weil sie ganz verrückt nach seiner Liebe war.
    Als sie schwanger wurde, wusste Sofía nicht, was sie machen sollte. Sie hatte Angst, es Nando zu sagen, weil sie sicher war, dass er sie sitzenlassen würde. Schließlich stand ein Kind seinen Zukunftsplänen im Weg. An ihre Eltern dachte sie gar nicht, aber als sie Francesca die Wahrheit gestand, kamen sie gemeinsam zu dem Schluss, dass es keinen anderen Ausweg gab: die Herrschaften mussten es erfahren. »Dein Vater wird dich in Schutz nehmen, Sofi, mach dir keine Sorgen«, machte Francesca ihr Mut und bezahlte immer noch mit Schuldgefühlen für diesen naiven Ratschlag.
    Als ihre Freundin mit der Miene einer zum Tode Verurteilten im Zimmer ihrer Mutter verschwand, presste Francesca das Ohr an die Tür, um zu lauschen. Bald war die Stimme von Señora Celia zu hören, die ihre Tochter als Hure und Flittchen beschimpfte, und Sofías Schluchzen und Jammern. Francesca stürzte herein und ging dazwischen, um zu verhindern, dass Sofía von ihrer Mutter verprügelt wurde. Dabei warf sie Doña Celia tausend Dinge an den Kopf, die sich mit den Jahren angestaut hatten. Señora Celia war wie vom Donner gerührt und reagierte erst wieder, als sie die Stimme ihres Mannes hörte. Der war dazugekommen und befahl Francesca zu schweigen und das Zimmer zu verlassen. Die angsterfüllten Augen ihrer Freundin waren das Letzte, was sie sah.
    Sofía musste auf ihrem Zimmer bleiben, zu dem nur Señora Celia den Schlüssel hatte. Auf Anraten von Rosalía, die mit Señor Esteban gesprochen hatte, schickte Antonina ihre Tochter für eine Weile zu ihrem Onkel Fredo nach Córdoba. Nando fiel aus allen Wolken, als Señor Esteban ihm einen Umschlag mit Geld in die Hand drückte und ihm mitteilte, dass er ihn nicht mehr brauche. Da er überzeugt gewesen war, gute Arbeit geleistet zu haben, war die Entlassung eine Ohrfeige für ihn. Am Abend wartete er am Hintereingang der Stadtvilla auf Sofía. Er war überrascht, als Antonina mit verheulten Augen zu ihm kam und ihm sagte, Sofía sei für längere Zeit verreist und sie wolle ihn nicht wiedersehen. Am Boden zerstört, ohne Arbeit und ohne Liebe, ging er in die Pension in Alto Alberti, packte seine wenigen Habseligkeiten und verließ die Stadt, um woanders sein Glück zu suchen. Er schwor sich, nie mehr nach Córdoba zurückzukehren, wo ihn alles an Sofía erinnerte.
    ***
    Sofía brach zu einer Reise auf, von der keiner wusste, wohin sie führte und wie lange sie dauern würde. Nach einer Weile erlaubte Esteban Francesca, aus ihrem Exil zurückzukehren. Er gab ihr jedoch deutlich zu verstehen, Señora Celia aus dem Weg zu gehen und zu Sofías Bestem nicht über die »Angelegenheit« zu sprechen oder Fragen zu stellen. Es war ein hartes Jahr für Francesca. Sie war einsam und von Schuldgefühlen geplagt.
    Wir hätten fortlaufen sollen, um das Baby weit weg von hier zu bekommen. Onkel Fredo hätte uns geholfen , haderte sie mit sich. Sie wurde immer dünner, verlor das Interesse an der Schule, las nicht mehr – ein Symptom, das ihre Mutter am meisten beunruhigte – und streifte stundenlang, in stumme Selbstgespräche versunken, durch den Park des Anwesens. Sie hörte nichts von Sofía, erhielt keinen Brief und traute sich auch nicht, nach ihrer Adresse zu fragen, um ihr zu schreiben. Die jüngste Tochter der Martínez Olazábal wurde totgeschwiegen. Es gab sie nicht mehr, und wenn doch einmal jemandem ihr Name herausrutschte, unterband Celias schneidender Blick jeden weiteren Versuch.
    Ein Jahr später kam
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