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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)
Autoren: Florencia Bonelli
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Celia thronte in ihrem Korbsessel mit der hohen Rückenlehne wie eine Königin, die Hof hielt. Enriqueta, die mittlere Tochter, sah aufmerksam zu ihrer Mutter, die mit beredten Gesten etwas erzählte. Sofía saß wie immer etwas abseits und hielt abwesend die Perserkatze auf dem Schoß. Der älteste Sohn, der junge Herr Aldo, blond und blass wie Señora Celia, lächelte gezwungen. Francesca fragte sich, wer das Mädchen sein mochte, das neben ihm saß, und die Frau, die sich mit Señora Celia unterhielt.
    ***
    Aldo beugte sich über seine Schwester Sofía, nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. Die Katze maunzte ungnädig und legte sich erst wieder hin, als das Mädchen sie weiterstreichelte.
    Im letzten Tageslicht betrachtete Aldo die Parkanlage rings um das Haus und staunte, wie gepflegt und großzügig alles war. Er bewunderte den Rasen, der sich wie ein dicker Teppich hügelan, hügelab dahinzog, bis er sich am Feldrain verlor. Der spanische Patio, ein lauschiges Plätzchen gleich neben der Veranda, mit einem Brunnen und gekachelten Bänken. Er fühlte sich an die schattigen Nachmittage seiner Kindheit erinnert, als er unter dem Nussbaum gelegen und gelesen hatte, bis er irgendwann eingeschlafen war. Weiter hinten, beim Schwimmbad, war der Mirador, eine natürliche Geländeerhebung, die sein Großvater Mariano mit einer niedrigen Balustrade umgeben hatte, wo oft die Damen saßen, um die sanft gewellte Landschaft zu betrachten.
    »Wie schön der Park ist!«, bemerkte er. Sofía sah nur wortlos auf. »Nicht zu vergleichen mit Pergamino. Man merkt, dass Cívico ein guter Vorarbeiter ist. Die Felder sind nicht nur in gutem Zustand, sondern bringen auch mehr Ertrag als die in Pergamino, obwohl der Boden dort zehnmal fruchtbarer ist. Ich habe Papa schon gesagt, dass der Vorarbeiter von Pergamino, Don Tarso – du erinnerst dich?« Doch Sofía zeigte kein Interesse. »Don Tarso ist nicht wie Cívico. Eine Katastrophe! Mir ist sogar zu Ohren gekommen, dass er uns Vieh stiehlt und auf eigene Rechnung verkauft.«
    »Don Cívico ist ein großartiger Mensch«, sagte Sofía leise, und dann: »Du warst also auf Pergamino.«
    »Ja, für eine Woche. Seit ich in Buenos Aires lebe, bittet Papa mich hin und wieder, die eine oder andere Angelegenheit dort zu erledigen. Danach bin ich in die Stadt zurück, habe Dolores und ihre Mutter abgeholt, und dann sind wir hergekommen. Was sagst du zu Dolores? Gefällt sie dir?«
    Dolores Sánchez Azúa, Aldos Verlobte, war die Alleinerbin eines der größten Vermögen von Buenos Aires. Gerade tuschelte sie mit Enriqueta, froh, dass sich ihre zukünftige Schwägerin ihrer annahm. Dolores’ Mutter Carmen, aus vornehmer cordobesischer Familie, die mit dem Großgrundbesitzer Carlos Sánchez Azúa die angeblich beste Partie der damaligen Zeit gemacht hatte, beschrieb ihrer Jugendfreundin Celia wortreich ihre Villa in der Calle Carrito.
    »Gefällt sie dir, ja oder nein?«, hakte Aldo nach.
    »Mir gefällt der Name nicht. María Dolores, die Madonna der Schmerzen – wie kann man ein Kind so nennen?«
    »So spöttisch kenne ich dich gar nicht«, gab er amüsiert zurück. »Wer hat dir das beigebracht?«
    »Das Leben, vermutlich«, antwortete das Mädchen bissig.
    Aldo blickte zu Boden. Sofía bereute es, so kratzbürstig zu ihm gewesen zu sein, und räumte ein: »Sie ist wunderschön, keine Frage. Wie hast du sie kennengelernt?«
    »Als Mama mich in Buenos Aires besuchte, hat sie Señora Carmen und Dolores zum Tee eingeladen. So habe ich sie kennengelernt.«
    »Mama also …«, murmelte Sofía, ohne dass Aldo es hören konnte. »Das Einzige, was ich dir vorwerfen kann«, sagte sie dann, »ist, dass du dir kein Mädchen aus Córdoba gesucht hast. Ich finde es nicht fair, dass du jetzt nach so vielen Jahren Wurzeln in Buenos Aires schlägst, weil dir ein Mädchen von dort den Kopf verdreht hat. Wenn ihr heiratet, sehe ich euch bestimmt nur an Ostern und Weihnachten.«
    »Moment mal! So sehr hat sie mir den Kopf nun auch nicht verdreht. Und das mit der Hochzeit wird sich erst noch zeigen.«
    Sofía sagte nichts mehr. Sie winkte verstohlen und lächelte in die Ferne. Aldo sah überrascht nach draußen und entdeckte im Park ein junges Mädchen, das zum anderen Flügel des Hauses ging.
    »Wer ist das?«
    »Francesca, die Tochter von Antonina, der Köchin. Erinnerst du dich an sie?«
    »Vage.«
    »Francesca ist meine beste Freundin«, erklärte Sofía.
    »Sag ihr, sie soll herkommen, ich
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