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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)
Autoren: Florencia Bonelli
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Schwarzen Goldes, das sich nach wie vor in den Händen westlicher Konzerne befand. »Wir müssen unsere eigene Technologie entwickeln«, sagte Yamani immer wieder zu König Faisal, der bedingungslos hinter seinem Minister stand.
    Kamal übernahm schließlich das Amt des saudischen Botschafters in Frankreich. Durch die Rückkehr in die Politik änderte sich sein Leben. Er war häufig unterwegs, arbeitete viele Stunden täglich, traf die wichtigsten Persönlichkeiten der internationalen Politik und erhielt Einladungen zu Seminaren und Tagungen. Man bot ihm Lehrstühle an renommierten amerikanischen Universitäten an, und er wurde von Journalisten belagert, die davon träumten, den geheimnisvollen Saudi und seine südamerikanische Gattin zu interviewen.
    Niemand hätte sich vorstellen können, dass dieser beeindruckende Mann mit dem stechenden Blick, der kaum jemals lächelte und der Furcht und Respekt einflößte, zu Hause, sobald er durch die Tür kam, sich auf den Teppich kniete, um mit seinen Kindern zu toben, die auf seinen Rücken krabbelten, seine Haare zerzausten und in seinen Taschen wühlten. Und dass er später, in der Dunkelheit und Stille der Nacht, mit der Leidenschaft eines jungen Mannes die Wärme seiner Frau suchte. Francesca war seine Zuflucht vor den Spannungen und Problemen der Welt da draußen. Sie war seine Gefährtin und Vertraute. Er liebte sie aus tiefstem Herzen, und diese Liebe war das Einzige, was ihm Angst machte. Er war ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, er brauchte sie wie die Luft zum Atmen und verlor beinahe den Verstand bei dem Gedanken, er könne sie verlieren, jemand könne sie ihm wegnehmen.
    Francesca ging ganz in der Erziehung der Kinder und der Führung des Haushalts auf, darin unterstützt von Sara und Kasem, die nicht gezögert hatten, ihre Anstellung in der argentinischen Botschaft aufzugeben, um für Francesca zu arbeiten. Diese treuen Seelen gaben auf sie und die Kinder Acht, als handelte es sich um Schätze von unsagbarem Wert.
    Nach dem kleinen Shariar brachte Francesca Alaman zur Welt. Anders als Shariar, der nicht nur äußerlich Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte, war Alaman ein romantischer Träumer, der nichts lieber tat, als Urgroßvater Harum in der Wüste zu besuchen. Er konnte gar nicht genug von den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht bekommen. Francesca behütete ihn mehr als die anderen, weil sie an ihm eine Zerbrechlichkeit bemerkte, die er vielleicht von ihr geerbt hatte. Alamans Leidenschaft für die Natur zeigte sich auch in seiner blinden Begeisterung für Pferde. Er las jedes Buch über das Thema, das er in die Finger bekam, und verblüffte seinen Vater immer wieder, wenn er über die Zucht von Araberpferden erzählte. Zu seinem zehnten Geburtstag schenkte Francesca ihm Rex, der nur beim Sohn seiner Besitzerin lammfromm war.
    Als Alaman drei Jahre alt war, wurde der dritte Sohn der al-Sauds geboren, der kleine Eliah, Jacques Méchins Liebling. Jacques behauptete immer: »Eliah wird mal König von Saudi-Arabien. Der Größte von allen«, setzte er dann stolz hinzu, als handelte es sich um sein eigen Fleisch und Blut. Der jüngste al-Saud verband in seiner Persönlichkeit Gewitztheit, Klugheit und eine große Lebensfreude. Méchin übernahm die Erziehung des Jungen, wie er es damals bei Kamal getan hatte, ohne Rücksicht auf seine beinahe achtzig Jahre oder die hartnäckige Gicht, die ihm oft zu schaffen machte. Wenn Eliah ins Zimmer kam, ging es ihm gleich besser. Er war eine beeindruckende Erscheinung, groß wie sein Vater und von atemberaubender Schönheit. Schon seine Stimme ließ die Anwesenden verstummen und flößte Respekt ein. Er war ernst und zurückhaltend, aber in Gegenwart seiner Mutter verschwanden die Furchen auf seiner Stirn, und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    Als man Kamal mitteilte, dass auch sein drittes Kind ein Junge sei, gab er die Hoffnung auf die ersehnte Tochter auf. Und so eroberte Yasmin sein Herz im Sturm, als sie an einem heißen Nachmittag Ende Juli in sein Leben trat. Sie war seine Prinzessin, seine Miniatur-Francesca, mit ihren pechschwarzen Locken, die ihr über den Rücken fielen, der weißen Haut und den schwarzen Augen, die das gesamte Gesicht einzunehmen schienen. Bei Familienfesten sang und tanzte Yasmin und trug Gedichte vor; sie war eine richtige kleine Dame, die es liebte, in Mutters Kleiderschrank zu wühlen und in ihren Kleidern und auf hohen Absätzen durchs Haus zu stolzieren. Sie konnte
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