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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)
Autoren: Florencia Bonelli
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Taille und küsste sie auf den Hals, und der Duft ihres Diorissimo und ihre weiche Haut berauschten ihn wie am ersten Tag.
    Später, als Francesca schwer atmend in seinen Armen lag, hörte sie, wie er sagte: »Ich liebe dich mehr als mein Leben, Francesca al-Saud.«

Epilog
    Paris, im November 1964

    Kamal trat ans Bücherregal, nahm das Buch Die Kultur der Araber von Professor Le Bon heraus und ging wieder zu seinem Schreibtisch zurück. Er schlug Seite 135 auf und las zum wiederholten Mal die Stelle, die er selbst vor Jahren unterstrichen hatte: »Jeder absolute Monarch ist auf einen herausragenden Mann an seiner Seite angewiesen. Sind beide wahrhaft begabt, werden sie erfolgreich sein; sind sie indes Mittelmaß, stürzen sie schneller, als sie aufstiegen.«
    Er dachte an Saudi-Arabien, seine ferne, schmerzlich vermisste Heimat, und wurde traurig. Das Summen der Gegensprechanlage riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Ja, Claudette?«, sagte er zu seiner Sekretärin.
    »Ihr Bruder Faisal ist auf Leitung zwei, Monsieur.«
    »Stellen Sie ihn bitte durch.«
    Faisal rief aus Riad an. Kamal ahnte sofort, was der Grund dafür war. Sie sprachen über dies und das, bis Faisals Stimme auf einmal einen anderen Klang bekam.
    »Eigentlich rufe ich an«, sagte er, »weil ich es sein wollte, der dir die Nachricht überbringt: Vor einer Stunde hat Saud die Abdankung unterschrieben. Er hat vierundzwanzig Stunden Zeit, um Saudi-Arabien zu verlassen. So wie es aussieht, wird er sich auf seine griechische Insel zurückziehen. Es wurde eine mehr als großzügige Apanage für ihn und seine Familie vereinbart. Tariki ist gestern nach Kairo ausgereist, und Onkel Abdullah hat ihm verboten, das Land je wieder zu betreten.«
    »Dann bleibt mir an dieser Stelle nichts weiter, als dich zu beglückwünschen, wenn die Familie dich, wie ich annehme, zum König bestimmt hat.« Faisals Schweigen war beredt. »Du wirst ein guter Herrscher sein, mein Bruder, und ich sage dir eine Zeit des Friedens und des Wachstums voraus. Mögen dich zukünftige Generationen als großartigen König in Erinnerung behalten, so wie unseren Vater. Allah leite dich auf deinem Weg!«
    »Ich möchte dich zu meinem Premierminister ernennen, Kamal. Du bist der Einzige, der diesen Posten erfolgreich ausfüllen kann.«
    »Schaff das Amt des Premierministers ab! Es schwächt nur die Position des Königs. 1958 wurde es eingeführt, um die Krise zu überwinden. Aber du brauchst keinen Premierminister; du besitzt die nötige Stärke und Fähigkeit, um die Geschicke des Landes allein zu lenken.«
    »Ich möchte dich auf jeden Fall hier in Riad haben. Du bestimmst das Amt, das du bekleiden möchtest, und es gehört dir. Interessiert dich das Erdölministerium?«
    »Berufe Ahmed Yamani zum Erdölminister. Du weißt ja, dass ich ihn seit Jahren darauf vorbereitet habe. Er ist dein Mann.«
    »Ich weiß, dass Ahmed bestens vorbereitet ist, aber wie Onkel Abdullah und Jacques immer sagen: Es zählen nicht nur Können und Verstand, sondern auch der gute Name und gute Beziehungen. Und die hast nur du. Du wirst von den internationalen Konzernen und den dicken Fischen des Establishments geachtet und gefürchtet. Das Land braucht dich, Kamal. Ohne deine Hilfe können wir die Krise nicht überwinden. Beteilige dich an meiner Regierung! Ich bitte dich darum, beim Andenken unseres Vaters.«
    »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dich zu unterstützen, Bruder. Aber ich werde nicht nach Riad zurückkehren.«
    »Ich weiß, dass es wegen Francesca ist«, sagte Faisal ohne jeden Vorwurf, »und ich verstehe dich.«
    Kamal legte den Hörer auf, stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und verbarg das Gesicht in den Händen. Saud entthront, des Landes verwiesen, vor der Welt gedemütigt. Bei Allah, wie sehr hatte er sich diesen Augenblick herbeigewünscht! Er hatte sogar Pläne für einen langsamen und schmerzvollen Tod geschmiedet, um seinen älteren Bruder für das büßen zu lassen, was Abu Bakr und seine Männer Francesca angetan hatten, sich grausame Foltern für den Verlust seines ersten Kindes ausgedacht. Doch in diesem Moment, da die Ereignisse die bitteren Erlebnisse der Vergangenheit linderten, suchte er in seinem Inneren vergeblich den abgrundtiefen Hass der letzten Jahre, noch empfand er Genugtuung über die Rache. Schon seit einiger Zeit hatte er Saud aus seinen Gedanken verbannt. Er betrachtete ihn nicht länger als seinen älteren Bruder. Die Erinnerung an ihn schmerzte
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