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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)
Autoren: Florencia Bonelli
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da?«
    Die Falten auf Francescas Stirn verschwanden. Aldo lächelte sie an.
    »Dachtest du, ich würde es meiner Mutter sagen? Da irrst du dich … Francesca – so heißt du doch, oder?«
    »Ja, Francesca de Gecco.«
    »Ich bin Aldo, Sofías Bruder.«
    »Ich weiß.«
    »Ja, natürlich.«
    »Gute Nacht«, sagte Francesca und versuchte an ihm vorbeizuschlüpfen.
    »Warte!«, rief er und fasste sie am Arm. »Warum gehst du?«
    »Es war eine Dummheit, Señor. Ich verspreche, dass es nicht wieder vorkommt. Es ist wirklich nett von Ihnen, dass sie mich nicht bei Señora Celia verpetzen. Ich werde den Pool nicht mehr benutzen, ich verspreche es. Gute Nacht.« Sie versuchte, sich loszumachen, aber Aldo hielt sie fest.
    »Du kannst den Pool jeden Abend nutzen. Es würde mich sogar freuen, wenn du herkämst. Du scheinst es sehr zu genießen. Ich habe dich beobachtet.«
    »Machen Sie sich über mich lustig?«
    »Nein! Wie kommst du denn darauf?«, fuhr Aldo auf, um dann, weniger heftig, hinzuzusetzen: »Ich frage mich, wie man dich bei mir zu Haus behandelt hat, dass du eine höfliche Einladung als Beleidigung auffasst.«
    »Ich bin die Tochter der Köchin, Señor. Man behandelt mich so, wie es mir zusteht. Jetzt lassen Sie mich bitte gehen, meine Mutter wird sich Sorgen machen.«
    »Kommst du morgen wieder?«
    »Ich sagte es doch schon, nein.«
    »Ich befehle es dir«, scherzte Aldo und musste grinsen, als er Francescas Gesicht sah. »Komm morgen wieder. Niemand wird es erfahren, und du kannst den Pool so lange nutzen, wie du willst. Ich verspreche es dir.«
    Francesca spürte, wie der Druck an ihrem Arm nachließ. Aldo ließ ihr galant den Vortritt in den Park. Als sie in ihr Zimmer kam, wartete ihre besorgte Mutter auf sie und wollte ihr wieder einmal eine Standpauke wegen ihrer Waghalsigkeit halten.
    »Wo warst du so lange?«, wollte sie wissen, kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
    »Das Wasser war herrlich, und ich bin ein bisschen länger geschwommen, das ist alles«, log sie.
    ***
    Am nächsten Tag konnte sie es kaum erwarten, wieder schwimmen zu gehen. Diesmal war es aber nicht wegen des warmen Wassers und der lauen Nacht. Obwohl sie versuchte, ihre Ungeduld zu bezähmen, hoffte sie, dass Aldo da sein würde.
    Als sie ihrer Mutter dabei half, das Essen im Vorraum anzurichten, traute sie sich nicht, einen Blick ins Speisezimmer zu werfen. Aber sie lauschte den Stimmen und stellte fest, dass Aldo sehr einsilbig war. Danach spielte die Familie Canasta auf der Veranda und zog sich später als sonst zur Nachtruhe zurück. Als das letzte Licht im Haupthaus erlosch, ging Francesca zum Pool.
    Aldo war schon dort und hatte sogar ein Bad genommen. Jetzt lag er auf den Steinplatten, die Hände hinterm Kopf verschränkt, und betrachtete den Himmel. Als er sie kommen hörte, sprang er auf und ging ihr entgegen, um sie mit einem Lächeln zu begrüßen.
    »Der Gedanke, im Mondschein zu schwimmen, erschien mir verlockend«, sagte er, um das Eis zu brechen. »Stört es dich, dass ich hergekommen bin?«
    »Aber Señor, was sagen Sie da? Es ist Ihr Pool.«
    »Nenn mich nicht Señor, dann fühle ich mich so alt. Nenn mich Aldo.«
    »Aber so darf ich Sie sicherlich nur nennen, wenn wir allein sind«, bemerkte Francesca und bereute die Spitze gleich wieder.
    »Es tut mir leid, dass du so eine Abneigung gegen meine Familie hast. Ich weiß, meine Mutter kann sehr hart sein, wenn sie will.«
    Dann sagten sie lange nichts mehr. Jeder saß für sich da, so als ob er alleine wäre, obwohl die Gegenwart des anderen ihn nervös machte. Schließlich brach Aldo das Schweigen. Er machte eine Bemerkung darüber, wie schön die Bäume seien, und Francesca nickte. Angesichts dieser knappen Antwort fühlte er sich bemüßigt, weiterzureden, und erklärte, dass diese Eukalyptusbäume vor fast hundert Jahren von dem ersten Besitzer von Arroyo Seco, einem gewissen Pedro de Ávila, gepflanzt worden seien. Aldo gestand ein, dass er nicht viel über die Geschichte seiner eigenen Estancia wusste. Daraufhin erzählte ihm Francesca, was sie von Don Cívico erfahren hatte.
    Sie trafen sich Abend für Abend. Die verlegene Unsicherheit vom Anfang wandelte sich zu einer Vertrautheit, wie man sie sonst nur unter alten Freunden kannte. Die Gespräche zogen sich bis tief in die Nacht hinein. Keiner von beiden gab es offen zu, aber es fiel ihnen jedes Mal schwerer, sich zu trennen. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätte die Nacht ewig dauern können – nur
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