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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah
Autoren: James Kimmel
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Hinter einer anderen Doppelflügeltür stoße ich meine rechte Hand in die Transportkette und biete mich meinen Eltern selbst als Opfer dar, und wieder hinter einer anderen Tür ist mein Arm amputiert, und ich weine inmitten einer Gruppe von Kindern, die ihre Arme in ihre Jacken gesteckt haben und mit leeren, im Wind flatternden Ärmeln im Kreis um mich herumlaufen. Vater O’Brian sagt, Gott werde später für Gerechtigkeit sorgen, doch Bill Gwynne sagt, sie stehe uns jetzt zu, und ich bezeuge, dass die Kettenabdeckung angebracht war, sich aber löste, als ich dagegenstolperte. Jungs quälen Flusskrebse in Eimern, und ich stelle sie vor Gericht und entschließe mich an jenem Tag, Anwältin zu werden, weil Gerechtigkeit die einzige Rettung ist.
    Die Kugel dreht sich. Jetzt mache ich mir mit meinem Großvater Sorgen wegen der Ölpreise und der Rezession während der 1970er Jahre und lese die Abhandlungen meines anderen Großvaters über Gleichheit und Gesetz. Mein Vater verkündet, er werde wieder heiraten. Das und einen weiteren Todestag meines Onkels Anthony, der in Vietnam starb, feiert meine Mutter mit einer Flasche Gin. Ich werde nicht zum Abschlussball eingeladen – die Jungs haben zu viel Angst vor mir und ich vor ihnen.
    Die Kugel dreht sich erneut. Jetzt studiere ich Jura, lerne bei einem Praktikum in einer Klinik der Wohlfahrt meine erste Mandantin kennen, der ich verspreche, für sie und ihre acht Kinder, die seit drei Tagen nichts gegessen haben, für Gerechtigkeit zu sorgen. Ich überhäufe die Bürokraten mit juristischen Unterlagen und gewinne den Fall mit Leichtigkeit. Später, bei einem Praktikum bei der Bezirksstaatsanwaltschaft von Philadelphia, treffe ich meine ersten Opfer von Verbrechen und verspreche auch ihnen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Ich steche den überarbeiteten Pflichtverteidiger durch übermäßige Vorbereitung aus und gewinne den Fall mit Leichtigkeit. Im Sommer arbeite ich in großen Anwaltskanzleien mit Konferenztischen aus Granit und teuren Bildern an den Wänden. Wir versprechen dem Präsidenten eines Chemieunternehmens, alles zu tun, um die Sammelklage der Angehörigen der Pestizidopfer abzuwenden. Meine Ermittlungen in diesem Fall sind gründlich und kreativ, und die Partner der Kanzlei sind so beeindruckt, dass sie mir eine Vollzeitstelle anbieten, die ich allerdings ablehne.
    Wieder dreht sich die Kugel. Bo liegt in meinem Bett neben mir und fragt mich, ob ich ihn heiraten möchte. Von Freude und Liebe erfüllt, sage ich ja. Mit unserer schönen Hochzeit wird eine Phantasie wahr.
    Wir ziehen nach Huntingdon. Ich überzeuge meine Schwiegermutter, Amina und Barbara Rabun auf Rückzahlung ihres Erbes zu verklagen. Ich weiß jetzt, wie ich für Gerechtigkeit sorgen und sie steuern kann, um das gewünschte Ziel zu erreichen und mich daran zu ergötzen.
    Die Kugel dreht sich ein letztes Mal. Es wird ein durchschnittlicher Tag unseres gemeinsamen Lebens gezeigt. Ich schimpfe mit Bo, weil er wieder einmal seine Kleider auf dem Boden liegen ließ. Das tut er ständig, obwohl ich ihn immer wieder darauf aufmerksam mache. Ich greife ihn wie einen Zeugen der Gegenseite an. Er hat keinen Verteidiger, sitzt nur in Unterhose und T-Shirt da und sieht mich verwirrt an. Als er sich weder entschuldigt noch die Ernsthaftigkeit seines Verbrechens zugibt, sorge ich auch in seinem Fall für Gerechtigkeit. Ich bin nicht bereit, herumliegende Socken und Unterwäsche ungestraft durchgehen zu lassen, aus Angst, dass die Ungerechtigkeit ihre Fesseln um mein Leben und meine Welt enger ziehen wird. Mit gebleckten Zähnen und angespannten Muskeln, schäumend vor irrationaler und ungerechtfertigter Wut, werfe ich seine Sachen durchs Zimmer. Schließlich rückt die Kugel ein winziges Stück vorwärts und zeigt mich in meinem Büro, während ich einen Schriftsatz abfasse, um Alan Fleming mit Hilfe einer formalen Spitzfindigkeit davor zu bewahren, seine Schulden zurückzahlen zu müssen.
    Die Kugel hat sich fast einmal um sich selbst gedreht und zeigt meine beiden letzten Entscheidungen in meinem Leben. Die erste ist meine Entscheidung, Otto Bowles im Pilzhaus nicht zu erschießen, sondern die rechte Tür zu wählen. Die zweite ist die Wandlung in meinem Herzen, meine Entscheidung, doch auf ihn zu schießen, als er auf mich zukommt. Damit wähle ich die linke Tür. Mit dieser Entscheidung ist der Kreis geschlossen, und die Kugel ist zu meinem Ausgangspunkt zurückgekehrt, zu dem Ort der bedingungslosen
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