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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
Autoren: Random House
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hatte sich immer eine große Familie gewünscht. Aber nun fehlten ihm die strahlenden Gesichter und die begeisterten Geschichten seiner drei Jungs. Und ihm fehlten in all dem Stress die Zeiten entspannter Innigkeit mit seiner Frau.
    Der Hauptverdächtige in Sachen Burnout ist immer der Job. Egal, welcher Zeitschriften-Aufmacher, egal, welche Talkshow, (fast) egal, welches Buch zum Thema: Der zweifellos zunehmenden Arbeitsbelastung wird der Schwarze Peter zugeschoben. Und damit machen wir uns zu Opfern der Umstände. Fast schon wie ein Mantra klingen die üblichen düsteren Beschreibungen: Burnout entsteht durch die gravierende Schnelllebigkeit unserer Zeit, die ständig wachsenden hohen Anforderungen, die Gefühlskälte, die zunehmende Fremdbestimmung und die Dauerbelastung rund um die Uhr. Und diese Argumentation ist ja auch auf den ersten Blick völlig einleuchtend.
    Aber zu kurz gegriffen: Der Job und seine Belastungen sind nur ein Rädchen in einem viel größeren Getriebe.
    Immer mehr Menschen erfahren keinen ausreichenden Sinn mehr in ihrem Leben, weil sie versuchen, unerfüllbare Erwartungen zu erfüllen: nämlich immer jemand anderes zu sein, als sie sind, und mehr zu sein, als irgendjemand sein kann. Der vermeintlich letzte Ausweg aus dem äußerlichen oder imaginierten Anforderungsdruck ist der Versuch, gleichzeitig ein bisschen von allem zu sein. Ein bisschen Mutter, ein bisschen Geschäftsfrau, ein bisschen Ehefrau, ein bisschen Liebespartnerin. Was für ein Stress!
    Wenn ich ständig überlegen muss, was denn nun meine Aufgabe ist und was nicht, verbrenne ich Ressourcen, die mir dann an anderer Stelle fehlen. Es ist wie bei einem Auto, bei dem ich im Leerlauf das Gas durchtrete: Benzin wird verbrannt, doch ich komme keinen Meter von der Stelle. Und wenn dann noch im Bereich der Sinnhaftigkeit und der Zugehörigkeit Defizite oder schlichtweg Orientierungslosigkeit besteht, haben die Menschen schwer zu kämpfen. Sie wissen nicht mehr, wo sie hingehören: Zu den Frauen? Zu den Männern? Zu welchen Männern? Zu welchen Frauen?
    Burnout-Patienten verbrennen innerlich, weil sie nicht mehr wissen, wofür sie brennen sollen. Sie deckeln ihr Feuer, sie rauben ihm die Nahrung. Sie entfalten sich nicht, weil sie durch zu frühe Anpassung ihre eigenen Ecken und Kanten verloren haben und nun gar nicht mehr wissen, was sie eigentlich in die Welt hinaustragen wollten. Durch die Rollenauflösung in der Gesellschaft ist den Menschen die sichere Basis verlorengegangen. Unsere Wurzeln finden keinen Halt mehr. Wir sind auf der ständigen Suche nach Bodenkontakt, auf Sinnsuche. Und genau das fordert die moderne Welt von uns: Sinnsuche – Mach dein Glück! Finde dich selbst! Bau dir dein Leben! Jeder ist für sein Glück selbst zuständig. Schicksal? Gibt es nicht! Gesellschaftliche Vorgaben? Das ist doch von gestern!
    Burnout kommt eben nicht vom Job – sondern von der verzweifelten Suche nach Sinn und Anerkennung in einer Welt, in der die Rollenbilder ins Wanken geraten sind und keinen Halt mehr geben. Wo Rollenmuster beliebig werden, reibt sich der Einzelne auf dem Weg durchs Niemandsland auf. Und erfährt emotionale Erschöpfung.
    So, und dann erlebe ich in einer Talkshow, lese ich in einer Zeitschrift, höre ich von vermeintlichen Experten ständig den impliziten oder expliziten Ratschlag „Verschaffen Sie sich Erholung durch einen guten Freizeitausgleich!“ – solche Schmalspurlösungen wirken vor diesem Hintergrund sehr, sehr schlicht, ja, beinahe lächerlich. Natürlich ist es nicht allein damit getan, mal eine Pause einzulegen oder weniger zu arbeiten!
    Doch wie sieht nun der wirkliche Ausweg aus der Burnout-Falle aus? Müssen wir etwa das Rad der Geschichte zurückdrehen und zu einer Monokultur der Holzschnitt-Rollen zurückfinden?
Was wirklich frei macht
    Detlef Winterkamp war eigentlich kein Mann der großen Worte. Er hielt sich an harte Fakten. Seine fachliche Qualifikation als Maschinenbauingenieur hatte ihm einen Beratungsposten in einem Industrieunternehmen beschert, für das er nach einer Firmenfusion in allen Filialen deutschlandweit die Abläufe kontrollierte. Dafür musste er Gespräche führen, mit den Menschen kommunizieren und bei Schwierigkeiten mit Kunden vermittelnd eingreifen. Genervt und erschöpft berichtete er mir davon, wie sehr sich die Arbeit verdichtet habe. Dauernd müsse er hin- und herfliegen; er hasste es, viel Zeit auf den Flughäfen zu verbringen, die er mit seinem Laptop effektiv
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