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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
Autoren: Random House
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ganz in der Welt von Motor und Technik. Je schöner und kompletter der alte Wagen wurde, desto stolzer war er – als ob der Wert seines Werkes auf ihn abstrahlte und seinen Selbstwert erhöhte. Und für ihn ganz wichtig: Hier musste er nicht reden. Fernab von den Aufgaben auf der Beziehungsebene im Betrieb und den Pflichten in der Familie, abseits der ständigen kommunikativen Herausforderungen, außerhalb des Hauses, des Herrschaftsgebiets seiner Frau, allein in seinem Reich – die Garage genügte ihm vollkommen –, hier konnte er schlichtweg sein . Spielend einfach sein.
Stolzgebiete
    So, und jetzt bitte ich Sie noch einmal nachdrücklich darum, mich nicht falsch zu verstehen. Ich trete nicht für die Abschaffung moderner gesellschaftlicher Errungenschaften oder gar für die Suspendierung der Gleichberechtigung ein! Mir ist klar geworden, dass wir in einer Art Zwischenzeit leben. Die alten Muster sind zerstört und die neuen Muster haben wir noch nicht gefunden. Wir haben noch keine Sprache dafür entwickelt, was wir im Leben brauchen, um trotz der Melange aus Multioptionalität, Komplexität, Dynamik und konkurrierenden Ansprüchen unsere Ich-Stärke zu bewahren. Wir haben auf der gesellschaftlichen Ebene noch nicht gelernt, die Schwächung der äußeren Autoritäten mit einer Stärkung der inneren Autorität zu kompensieren – und das würde einfach bedeuten: Wir haben noch nicht gelernt, unsere emotionalen Bedürfnisse zu erkennen und durchzusetzen, indem wir die individuellen Freiräume, die wir dazu benötigen, partnerschaftlich aushandeln.
    Mein Plädoyer zielt nicht auf die Restaurierung des Paschas und seines Heimchens am Herd, sondern auf die gesellschaftliche Selbstverständlichkeit, individuelle Bedürfnisse so auszuleben, dass das Individuum stärker wird, ohne andere damit zu belasten oder einzuschränken.
    Meine Idee von Lebenspartnerschaft ist die eines Teams: Männer und Frauen müssen sich auf familiärer, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene als Teampartner verstehen. Allerdings nicht wie beim Synchronschwimmen, wo jeder das Gleiche tut, wo der Schlüssel in der Auflösung der Individualität liegt, sondern wie beim Fußball: Hier muss jeder Spieler auf genau der Position spielen, auf der er seine Stärken am besten in den Dienst der Mannschaft stellen kann. Wer Stürmer und Abwehrspieler zugleich sein will, reibt sich auf und verliert das Spiel oder zumindest seinen Stammplatz in der Mannschaft.
    Man könnte auch sagen: Anstatt allen anderen gleich werden zu wollen, geht es darum, mir selbst gleich zu werden. Es geht darum, mir selbst gerecht zu werden, indem ich meine ureigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten erkenne und anerkenne.
    Das ist die entscheidende Wendung: vom „Ich leiste, also bin ich“ hin zum einfachen „Ich bin“. Auch wenn dieses „Ich bin“ temporär und individuell gewählt ist.
„Ich bin jetzt wohl mal ...“
    Als ich mein Diplom in der Tasche hatte, durfte ich mir von meinen Eltern etwas wünschen, und ich bekam es auch tatsächlich von ihnen: eine gut gefüllte Werkzeugkiste und eine eigene Bohrmaschine, mit der ich in meiner Frauen-WG-Zeit so manchen Dübel versenkt habe.
    Dann lernte ich meinen Mann kennen, und wir beschlossen, eine Familie zu gründen. Natürlich wieder mit allem Drum und Dran: Wenigstens vier Kinder wollten wir haben, dazu ein Haus mit wildem Garten und geheimnisvollen Ecken. Geborgen und frei sollten sich unsere Kinder fühlen können. Wir entschieden uns „Vater-Mutter-Kind“ zu spielen. Er schaffte das Geld heran und übernahm die Bohrmaschine, ich kochte und lernte Strümpfe stricken.
    Natürlich hätte ich auch weiterhin meine Regale selbst anbringen können. Doch warum sollte ich? Dieses Spiel machte doch uns beiden Spaß. Die Rollen war so klar, dass auch unsere Kinder wussten: Den Nagel bringen wir zu Papa und die Nadel zu Mama.
    Habe ich damit die Frauenbewegung verraten, meine Identität als selbstbewusste und in allen Bereichen meines Lebens unabhängige Frau verloren? Bestimmt nicht, denn ich wollte es genau so und nicht anders. Ich habe mich freiwillig dazu entschieden und mit meinem Mann gemeinsam die Regeln für dieses Spiel zu dieser Zeit festgelegt.
    Wir hätten dieses Spiel durchaus auch anders spielen können. Und die anderen Varianten waren damals ebenso reizvoll für uns.
    Aber um mit viel Spaß richtig gut spielen zu können, mussten wir uns entscheiden. Und wir haben nicht „Monopoly“ und nicht
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