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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
Autoren: Random House
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Fehler erlauben zu dürfen, auch in ihr selbst? Liegt er in ihrer Biografie, in ihrer Geschichte begründet?
    Was leben die Eltern vor, was die Mütter? Selbstverständlich sollen Mädchen heute eine gute Berufsausbildung haben. Aber sie sollen sich immer auch um das Soziale kümmern, um Freunde und Verwandte, um die Organisation der Freizeit, um Geburtstage und Geschenke. So sind die Mädchen aufgewachsen, in den meisten Familien tragen die Frauen bis heute diese Verantwortung. Sie können die Arbeit eventuell delegieren, aber sie sind verantwortlich. Spielt also auch unsere Sozialisation eine Rolle? Dann wären vor allem die Frauen mit Doppelbelastung von Burnout bedroht. Womit wir wieder beim ursprünglichen Setting sind: Zunächst also die berufstätigen Mütter, mit denen die Arbeit begonnen hat.
    Meine Ratlosigkeit wuchs, je tiefer ich in die Materie eindrang. Nur über eines war ich mir schnell klar: Wir alle sitzen ständig Vorurteilen auf, wenn es um Burnout geht.
Vorurteil Nr. 1: Bessere Organisation verhindert Burnout
    Bei der Vorbereitung auf mein erstes Seminar musste ich zunächst meine eigenen Annahmen überprüfen. Ich bin berufstätig und habe vier Kinder. Ab und zu bin ich müde, ab und zu erschöpft. Aber niemals breitet sich dieses Gefühl über mehrere Tage, über Wochen, über das ganze Leben aus. Wie gehe ich mit Stress um? Nach zwei Wochen mit Seminaren und Coachings rund um die Uhr ist mein Akku auch leer. Dann mache ich eine Pause, verbringe ein langes Wochenende mit der Familie, mit Spielen und Ausflügen, mit einem Bummel über den Markt und der Zubereitung von Mahlzeiten. Angenehme, oft mechanische Tätigkeiten, die mich körperlich, aber nicht geistig anstrengen.
    Ich versuchte, mich in die Lage einer gestressten und überforderten Mutter hineinzuversetzen. Was ist es denn, das eine berufstätige Frau mit Kindern an die Grenzen ihrer Belastbarkeit treibt?
    Bislang hatte ich in der Beratung nur mit einzelnen Personen zu tun, die an der Grenze ihrer Belastbarkeit standen. In diese Situation konnte ich mich immer gut hineinversetzen. Aber ich dachte stets: Warum setzen sie nicht andere Priorit äten? Wieso können sie nicht einige Aufgaben einfach weglassen oder delegieren? Warum muss es neben den Geschenken für die Schwiegermutter auch noch die Verantwortung für den Täufling der Schwester des Partners sein? Warum diese endlosen To-do-Listen, die bis zur Besorgung von Geodreiecken, Geschirrspülmaschinenentkalkern und Duftkerzen reichen? Wenn die Arbeit zunimmt, muss man sich eben anders organisieren!
    Das können nur schwache Menschen sein , dachte ich insgeheim. Sie kapitulieren zu schnell, wenn nicht alles nach Wunsch läuft. Oder es sind Drückeberger, die in der Modekrankheit ein wunderbares Argument gefunden haben, um dem Chef die Schuld für ihre eigene Unfähigkeit zu geben. Warum packen sie die Probleme nicht an, verbessern die Kommunikation und das Betriebsklima? Warum wehren sie sich nicht gegen zusätzliche Aufgaben?
    Dennoch wollte ich ohne jeden Vorbehalt in das Seminar hineingehen – was aber gar nicht so einfach war! Die Teilnehmerliste hatte ich natürlich im Vorfeld studiert: Eine Professorin und eine Spitzensportlerin waren dabei, leitende Angestellte, Sachbearbeiterinnen und Kauffrauen. Alle hatte bereits eine eindrucksvolle Karriere gemacht. Umso erstaunter war ich, als ich den Seminarraum in Hamburg betrat: Eine müde Gruppe erwartete mich, traurig und ratlos. Welcher Kontrast zu dem Erfolg und zu ihren Leistungen. Was ist mit diesen Frauen passiert? Etwas irritiert stellte ich mich vor und bat die Teilnehmerinnen, das Gleiche zu tun.
    Eine erste Kennenlernrunde: Jessica fing an. Die 38-jährige Juristin hatte zwei kleine Kinder und engagierte sich in einem Tanztheater. Sie arbeitete zurzeit halbtags und spielte in ihrer Freizeit am liebsten Geige: „Wenn ich dazu komme.“ Schon auf den ersten Blick eine ungewöhnlich intelligente und aparte Frau, aber unerklärlich wackelig auf den Beinen.
    Schnell gab sie den Ball an ihre Nachbarin Anja weiter. Die Diplom-Pädagogin hatte mit 28 bereits promoviert, mit 30 geheiratet und ein Kind bekommen und sich mit 32 Jahren wieder scheiden lassen. Jetzt war sie 36 und suchte verzweifelt nach einem neuen Partner. Denn sie wünschte sich ein zweites Kind und die Geschwister sollten altersmäßig nicht so weit auseinander liegen.
    Danach kam Bettina, eine resolut wirkende, konservativ gekleidete 48-Jährige, Leiterin einer
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