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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde
Autoren: Maike Maja Nowak
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warten soll.
    Ihre Energie muss immer ein wenig ÜBER der Ihres Hundes liegen, wenn Sie sein Verhalten unterbrechen wollen. Liegt sie darunter, sind Sie wie Milyi und Baba, die es immer nur bei Drohgebärden beließen und dadurch auch keine Entscheidungen vertreten konnten. Liegt die Energie jedoch zu weit darüber, agieren Sie wie der Terrier Felix, der alles übertreiben musste und dadurch zeigte, dass er von nichts eine Ahnung hatte. Sie sollten also nicht hysterischer als Ihr Hund sein, wenn dieser gerade aufgeregt ist, aber auch nicht flüstern, sondern einfach nur bestimmter auftreten als er.
    Ihr Hund muss Ihnen zutrauen dürfen, dass Sie wissen, was Sie tun.
    Würde ich jetzt vor Ihnen stehen und Ihnen mit zögerlicher und unsicherer Stimme sagen: »Also, nun ja, vielleicht sollten Sie irgendwann einmal Ihren Hund stoppen. Aber nur, falls es wirklich nötig ist, naja, vielleicht aber auch nicht«, hätten Sie niemals ein gutes und sicheres Gefühl dabei.
    Würde ich im anderen Fall hysterisch schreien: »Hey, Sie Vollidiot, Sie machen jetzt dalli, dalli, was ich sage, schließlich bin ich es, die hier Bescheid weiß!!!«, würden Sie sich an den Kopf greifen und sich fragen, wozu ich diesen Ton brauche.
    Taktik oder Wesensart?
    Es gibt keine von Hunden verfassten Abhandlungen darüber, wie man Menschen am besten dazu erzieht, dass sie tun, was Hunde möchten.
    Für einen Hund ist es im Gegenteil die einfachste Sache der Welt, seinen Menschen dazu zu bringen, etwas von ihm Gewünschtes zu tun – weil er in effizienterer Weise herangeht als wir und keine ausgeklügelten Methoden verwendet: Er beobachtet uns nur. Er registriert, welches Verhalten von ihm welche Wirkung und Folgen hat und welche unserer Laute und Gesten ernst gemeint sind und welche nicht.
    Ein Hund, der seinen Menschen anbellt, damit dieser den Ball wirft, macht das nicht, weil Hunde dies nun einmal so machen, sondern weil es funktioniert. (Ein souveräner Hund, der von einem anderen aus einer Spielaufforderung heraus oder aus anderen Gründen hysterisch angebellt wird, würde niemals »antworten«: »Klar, da du mich so toll anschnauzt, spielen wir selbstverständlich.« Er würde einfach weggehen oder das Gebelle ignorieren.)
    In einem unserer Seminare war einmal eine wunderbare Mischung aus kenntnisreichen Hunden versammelt, die alle ihre eigene Form anwandten, um ihren Menschen zu manipulieren und etwas Bestimmtes zu erreichen.
    Ein Ridgeback beispielsweise spielte ein tapsiges Baby, das unglücklicherweise immer umfiel, auf lustige Weise stolperte oder in die falsche Richtung hopste, wenn es an einer bestimmten Stelle bleiben sollte. Da nun, wie sonst, nicht nur sein Mensch, sondern auch sechsundzwanzig Kursteilnehmer darüber lachten, lohnten sich diese Aktionen für den Hund ungemein. Interessanterweise geriet er jedoch völlig aus dem Konzept und begann endlich zuzuhören, als niemand mehr auf seine Kapriolen einging und ich ihn einfach mit den Füßen wegschob, sobald er sich hinwarf.
    Ein Hütehund, der an einen französischen Charmeur erinnerte und sein Frauchen sehr kontrollierend eskortierte, hatte bisher jegliche Grenzsetzung ihrerseits vermeiden können, da sie diese sehr elegante Kontrolle ihres Hundes gar nicht erst bemerkte. Ein Chihuahua biss einfach zu, wenn ihm etwas nicht gefiel, ein anderer Hund wurde spontan taub, sobald er angesprochen wurde.
    Alle Hunde verwendeten Taktiken, die sowohl ihrem Menschen als auch ihrem eigenen Wesen angemessen waren, gaben diese jedoch auch wieder auf, wenn sie nicht mehr funktionierten.
    Es ist wichtig, sich darüber klar zu werden, dass viel von dem, was wir als Wesensart unseres Hundes bezeichnen würden, nur Taktik ist, und sich derselbe Hund bei einem anderen Menschen ganz anders verhalten könnte und würde.
    Bindung
    In einem Hunderudel ist es nicht der Leithund, der im Auge behalten muss, ob die anderen bei ihm sind. Jeder Hund muss selbst dafür sorgen, wenn er sein Rudel behalten will. Es ist ganz erstaunlich, wie wenig wir nutzen, was in den Hunden bereits angelegt ist und was wir uns dadurch nicht erst selbst verdienen müssen: den Schatz der Bindung.
    Setzen Sie sich zwei Tage neben einen Hund, und die Bindung ist da – ob Sie ihn gut behandeln oder schlecht (so schlimm es klingt).
    Als Kind erhielt ich meine erste Lektion darin durch einen Schäferhund, der von seinem Besitzer häufig geschlagen wurde. Eines Tages war dieser Hund vor dem Fleischer angebunden. Mit glühendem
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