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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde
Autoren: Maike Maja Nowak
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Dominanz zu demonstrieren – den Knochen aus dem Maul nehmen, einfach um klarzustellen, dass man das Recht dazu hat. Dazu muss man jedoch wissen, dass es unter Hunden vollkommen unüblich ist und schon gar nicht von Souveränität zeugt, einem anderen Hund das Fressen aus dem Maul zu reißen (es sei denn, es handelt sich dabei um einen Schnösel wie Felix).
    Einen Hund davon abzuhalten, einen Kebab im Gebüsch zu fressen oder etwas anderes zu tun, kann nur dann gelingen, wenn der Hund darin keine einzelne (situativ für ihn sinnlose) Handlung sieht, sondern es aufgrund seiner alltäglichen Beziehungserfahrung mit Ihnen sein lässt.
    Hat Ihr Hund nicht die Erfahrung machen können, dass Sie in bestimmten Situationen häufiger als er erfolgreich etwas entschieden und durchgesetzt haben, können Sie ihm hundert Mal den Knochen aus dem Maul nehmen – er wird den Kebab im Gebüsch dennoch nicht fallen lassen. Hat Ihr Hund jedoch die Erfahrung gemacht, dass Ihrem Abbruchsignal sofort eine angemessene Abbruchhandlung folgt, falls er nicht mit dem aufhört, was er gerade macht, wird er den Kebab liegen lassen, sobald Sie es verlangen. Er wird dies nicht tun, weil es ihm sinnvoll erscheint, einen solch leckeren Fund nicht zu fressen, sondern weil er Ihnen aufgrund seiner bisherigen Erfahrung ganz selbstverständlich Entscheidungen zutraut, die ihm Sicherheit und Harmonie bescheren.
    Erinnern Sie sich an die Situation, in der Wanja nach zwei Jahren plötzlich einen Umweg über die Felder wählte und ich die Einzige war, die nachsehen musste, warum? Keiner der Hunde interessierte sich dafür, warum Wanja einen neuen Weg einschlug. Sie hatten oft genug die Erfahrung gemacht, dass er Entscheidungen durchsetzte, die für die Sicherheit und das Zusammenleben des Rudels gut waren.
    Das Maß der Dinge
    Um angemessen zu reagieren, ist es wichtig wahrzunehmen, mit welcher Vehemenz oder Zaghaftigkeit ihr Hund gerade agiert.
    Wenn ein Hund also vorsichtig das Pfötchen nach vorn setzt und auf etwas zugeht, was Sie bereits durch ein »Ssst« zum Tabu erklärt haben, werden Sie nicht auf ihn zustürzen und ihn wuchtig zurückdrängen, sondern es erst einmal nur mit einem strengen Blick und einer leichten Bewegung des Kopfes nach vorn probieren. Reicht das nicht aus, können Sie die Vorwärtsbewegung immer noch verstärken.
    Einem leinenaggressiven Hund jedoch, der gerade seinen Lieblingsfeind auf sich zukommen sieht und mit völlig irrem Blick »geifert«, was das Zeug hält, können Sie nicht mit einer leichten Einschränkung seiner Bewegung begegnen. Er würde sich entweder nur gestört fühlen und um Sie herumspringen oder Ihre Aktion im Eifer des Gefechts erst gar nicht bemerken. In einer solchen Situation würde ich aus meinem »Ssst« ein tief und energisch ausgesprochenes »Hey!!!« machen, ohne dabei aggressiv zu klingen. Falls der Hund darauf nicht reagiert, würde ich in seine Wangenhaut greifen, seinen Kopf zu mir drehen und ihn sehr ruhig, aber streng anblicken, bis der Kontakt wieder da ist. Dann würde ich ihm mitteilen, wie es weitergeht.
    Mit Bestimmtheit
    Souveräne Bestimmtheit ist eine Führungseigenschaft, die man leider selten von Menschen lernt, weil diese oft unter Druck agieren und hysterisch und/oder laut werden bzw. drohen, um etwas durchzusetzen.
    Der Untertitel für den richtigen Tonfall könnte lauten: »Ich meine genau, was ich sage, aber ich meine es weder böse noch gut. Es ist einfach gerade wichtig, dieses oder jenes zu lassen oder zu tun. Punkt.«
    Wenn sich Ihr Hund duckt, sich mehrfach über die Schnauze leckt, den Schwanz einklemmt, wegschaut oder erschrocken zurückweicht, waren Sie eindeutig zu heftig.
    Wenn er bei Ihrem »Scht« (Stopp) nicht einmal die Ohren bewegt, Sie nur als Hindernis auf seinem Weg betrachtet, Sie anbellt, in die Leine oder nach Ihnen schnappt, nach Ihrer Konsequenz um Sie herumläuft oder Sie wie Luft behandelt, waren Sie hingegen zu lasch. (Vorsicht: In die Leine, in Arme, Hände oder Beine schnappen Hunde mitunter auch als Abwehr, wenn jemand zu grob oder zu aggressiv ist. Ihre Augen haben dann jedoch eher einen ängstlichen oder erschrockenen Ausdruck. Hunde, die aus einem großen Selbstbewusstsein heraus und/oder als Maßregelung zuschnappen, blicken selbstsicher oder stinksauer.)
    Kurz gesagt: Sie sollten kein leises »Scht« von sich geben, wenn Ihr Hund gerade einer Katze hinterherjagt, und kein übertrieben lautes, wenn er nur mal eben an einer bestimmten Stelle
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