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Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Titel: Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
Autoren: Clark Darlton
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die noch weit entfernte Sonne, die jedoch als Stern bereits ziemlich nahe stand. ‚Schon wieder relativ’, dachte er und lächelte zufrieden. Was eigentlich war nicht relativ?
    „Zu unserem Glück war sie es“, entgegnete er auf Maxwells Bemerkung. „Aber wenn ich ehrlich sein muß, so kann ich mich auch jetzt noch nicht eines merkwürdigen Gefühls erwehren. Ich meine immer noch, es stünden uns Schwierigkeiten bevor. Dabei haben wir unser Ziel, wie beabsichtigt, erreicht.“
    Maxwell stand auf und machte einige Schritte in der Zentrale hin und her, dabei prüfende Blicke auf die Instrumente werfend.
    „Sie reden Unsinn, Günter, völligen Unsinn! Was kann denn nun noch schief gehen? Aber wenn ich ehrlich sein soll …“, er sah sich forschend um, als erwäge er einen unsichtbaren Lauscher, „… so muß ich zugeben, nicht vollkommen beruhigt zu sein. Aber natürlich“, wiederholte er dann entschlossen, „ist es Unsinn, sich jetzt noch unnötige Gedanken zu machen. Wir sind am Ziel und damit basta!“
    Er trat wieder zur Bordanlage und schaltete die Verbindung ein. Es dauerte einige Sekunden, ehe einer der Schirme aufleuchtete und ein Gesicht darauf erschien. Es besaß harte und markante Züge, in denen Unnachgiebigkeit und Entschlossenheit zu lesen war, aber auch Pflichtbewußtsein und Aufrichtigkeit. Was immer dieser Mann auch sagte, es würde die Wahrheit sein, die nackte und schonungslose Wahrheit.
    Maxwell nickte leicht.
    „Alles gut überstanden, Grudat?“
    „Keine Klagen, Captain“, gab der Mann zurück, der für Antrieb und indirekt damit für die Navigation verantwortlich war. „Die Bremsstrahler traten bereits in Tätigkeit.“
    „Gut, dann sorgen Sie dafür, daß wir in zwei Tagen die Nullgeschwindigkeit erreichen, solange nämlich dauert es bei der Verlangsamung, bis wir in das System eingedrungen sind. Noch Fragen?“
    Grudat zögerte.
    Maxwell bemerkte es und fragte:
    „Nun, was ist? Reden Sie schon, Mann!“
    Wie gesagt, Grudat war ein ehrlicher Mensch. Niemals hätte er eine Lüge aussprechen können.
    „Ich meine, die Transition sei nicht ganz ordnungsgemäß verlaufen, Captain. Eine Unregelmäßigkeit machte sich bemerkbar. Wenn ich ehrlich sein soll, so wundere ich mich, daß wir überhaupt anlangten.“
    Maxwell wurde um eine Nuance blasser als gewöhnlich.
    „Was wollen Sie damit sagen, Grudat? Schließlich stehen wir zwei Tage vor dem Sonnensystem. Was soll da nicht planmäßig verlaufen sein?“
    Grudat suchte sichtlich nach einer Antwort. Ein wenig verlegen gab er schließlich zu:
    „Ich weiß es selbst nicht, aber irgendein Gefühl warnte mich …“
    „Nun fangen Sie auch noch mit Gefühlen an!“ riß Maxwell der Geduldsfaden. „Ein vernünftiger Mensch sollte überhaupt nichts auf Gefühle geben!“
    Günter grinste vor sich hin. Er konnte sich das erlauben, denn er befand sich außer Reichweite des Fernsehauges, das die Zentrale in geringem Umfang in den Maschinenraum projizierte. Ausgerechnet das mußte der Kommandant sagen, der sich seit Stunden mit seinen Gefühlen auseinandersetzte.
    „Sie haben recht“, gab Grudat jetzt zu. „Aber es ist ja nicht nur das Gefühl, das bei meiner Feststellung eine Rolle spielt. Als die Transition im Gange war, passierte nichts. Aber als wir materialisierten, schloß der Generator kurz. Das habe ich niemals zuvor erlebt. Außerdem noch etwas: für eine Sekunde ungefähr floß der Strom in umgekehrter Richtung.“
    Maxwell warf Günter einen hilfesuchenden Blick zu.
    „Was soll denn das nun wieder heißen?“, erkundigte er sich streng dienstlich. „Der Strom floß rückwärts …?“
    Grudats sonst so energisches Gesicht war nicht wiederzuerkennen.
    „Nun, er floß umgekehrt – wenigstens registrierten es die Skalen. Aber ehe ich es begreifen konnte, war alles wieder normal. Ich frage mich nur, wie das geschehen konnte.“
    „Hat es noch jemand außer Ihnen bemerkt?“
    „Nein, denn ich bin der einzige hier unten, der seinen Sessel direkt neben den Antriebsaggregaten hat. Niemand sonst kann die Instrumente während der Transition beobachten.“
    „Dann ist es gut“, sagte Maxwell erleichtert und eröffnete ihm überraschenderweise: „Sagen Sie keinem Menschen etwas von diesem Unsinn, Grudat! Man hält Sie für verrückt.“
    Grudat nickte verdutzt, ehe sein Bild vom Schirm verschwand.
    Die Neutralisatoren schluckten den ungeheuren Andruck, der bei der negativen Beschleunigung des Abbremsens entstand. Deutlich machten
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