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Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Titel: Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
Autoren: Clark Darlton
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Günter seine Hände zusammen und betrachtete ihn forschend, während er langsam sagte:
    „Ich möchte nicht behaupten, daß eine solche Rückkehr völlig ausgeschlossen ist. Wenn das eine möglich ist, muß das andere es auch sein. Die einzige Frage scheint mir: wie ist sie möglich …?“
    „In dem Augenblick, da Raumfahrt in Zeitreise übergeht, mache ich nicht mehr mit. Das ist ja geradezu utopisch!“
    Günter lächelte fein.
    „Das behauptete man vor gut hundert Jahren auch noch von der Raumfahrt an sich, Captain“, erinnerte er sanft. Aber der Kommandant wehrte wütend ab:
    „Raumfahrt ist etwas vollkommen Selbstverständliches, und jedes Kind weiß heute, wie so etwas funktioniert! Aber Zeitreise? Na, daran kann ich nichts Selbstverständliches finden – beim besten Willen nicht!“
    „Das liegt weniger an der Zeitreise, als an Ihrer ganzen Einstellung, Captain. Auch das ist eben relativ. Als man mit Holzkarren durch Dörfer und über Lehmstraßen rumpelte, schien so etwas wie ein Auto mehr als eine utopische Vision. Dann gab es das Auto und es wurde zur Selbstverständlichkeit. Mit der Erfindung der atomaren Speicherbatterie verschwand sogar der flüssige Treibstoff, und das Benzinauto wurde museumsreif. Zu dieser Zeit starteten bereits die ersten Raketen zu den Planeten, und schon wurde der utopische Traum der Raumfahrt selbstverständlich. Lieber Himmel, warum sollte es nicht die Zeitreise auch einmal werden, wo sie doch schon halbe Wirklichkeit ist?“
    Maxwell ging um den Sessel herum und ließ sich hineinfallen.
    „So, ist sie das?“ machte er müde. „Nicht, daß ich wüßte!“
    Günters Gesichtsausdruck wurde dozierend.
    „Haben Sie die erste Expedition zum Alpha Centauri vergessen, lieber Maxwell?“ fragte er strafend. „Die Terra flog mit annähernder Lichtgeschwindigkeit, damals eine Sensation. Nach zwölf Jahren kehrte sie wieder zurück. Und es war genau eingetroffen, was die Wissenschaftler prophezeit hatten: Laut Borduhr war die Terra genau 6 Jahre und zwei Monate unterwegs gewesen.“
    Maxwell rutschte unruhig hin und her.
    „Na und?“ machte er knurrig. „Was hat denn das mit einer Zeitreise zu tun?“
    „Das ist doch einfach, Captain. Die Leute sind praktisch sechs Jahre in der Zukunft gereist, denn sie lebten sechs Jahre in deren zwölf. Sehen Sie das nicht ein?“
    Maxwell überzeugte sich, daß keines der Bordnachrichtengeräte eingeschaltet war, ehe er nickte.
    „In gewissem Sinne schon“, gab er zu. „Aber unter einer richtigen Zeitreise verstehe ich etwas ganz anderes. So wie man es in den Videobüchern erleben kann und …“
    „Wird eines Tages möglich sein“, fiel der Erste Offizier ein und warf einen besorgten Blick auf die Uhr. „Es wird Zeit, die Mannschaft auf den Sprung vorzubereiten, Captain.“
     
    *
     
    Der Zeiger erreichte die errechnete Sekunde, und durch das Schiff ging so etwas wie ein leichter Ruck. Draußen verschwanden programmgemäß die Sterne, und es wurde lichtlos. Es gab keine Worte, diese vollkommene Abwesenheit jeglichen Lichtes zu beschreiben, denn ‚dunkel’ heißt noch lange nicht ohne Licht.
    Die absolute Schwärze dauerte nur wenige Augenblicke, dann wurde es wieder hell. Und zwar so hell, daß Maxwell und Günter geblendet die Augen schließen mußten.
    Natürlich war es nur der Kontrast, der den normalen Weltenraum so strahlend erscheinen ließ. In Wirklichkeit war es nicht viel heller als zuvor, als sie sich noch 150 Lichtjahre entfernt in einem anderen Teil der Galaxis befanden.
    Doch, ein wenig heller war es schon.
    Denn dicht vor dem Schiff stand ein großer, heller Stern. Seine Färbung und die automatisch hergestellte Spektrodefinition bezeichneten das Gestirn als die heimatliche Sonne.
    Maxwell stieß einen Seufzer aus und sagte in das Mikrofon:
    „Transition beendet. Der normale Dienst wird wieder aufgenommen. Wir verlangsamen die Fluggeschwindigkeit ab sofort ständig. Vorbereiten zur Landung.“
    Mit einem schnellen Griff schaltete er die Bordsprechanlage ab. Die Bildschirme waren nicht in Anspruch genommen worden. Mit einem schwachen Lächeln wandte er sich an Günter.
    „Na, sehen Sie? Man soll doch nichts auf Gefühle geben, sondern sich auf nüchterne Tatsachen verlassen. Ich muß ehrlich zugeben, dieses eine Mal wirklich Angst gehabt zu haben. Gott sei Dank war diese Angst unbegründet.“
    Günter blieb im Sessel sitzen, löste sich aber aus seiner verkrampften Haltung. Mit neugierigen Blicken studierte er
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