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Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Titel: Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
Autoren: Clark Darlton
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bezeichnet werden. Zuerst kamen einige unbeschreibliche Flüche, dann unverständliches Gemurmel und das kurze Aufsummen des Elektronenrechners, und schließlich sagte er verdutzt:
    „Das ist doch wohl nicht möglich!“
    Günter sah ein, daß so keine Auskunft zu erlangen war.
    „Nun erklären Sie mir, bitte, einmal der Reihe nach, was Sie feststellten, Hendra. Und was soll nicht möglich sein?“
    Der aufgeregte Wissenschaftler eilte auf Günter zu und zog ihn resolut aus seinem Beobachtungssitz, um sich selbst darin niederzulassen. Auf den Protest des Ersten Offiziers hin winkte er nur ungeduldig ab und meinte:
    „Seien Sie ruhig, Sie neunmal geschwänzter Wasserfall! Warten Sie doch ab! Ehe ich nicht sicher bin, kann ich doch nichts sagen. Wenn sich meine Vermutung bestätigt, haben wir eine verdammt harte Nuß zu knacken – falls sie sich knacken läßt.“
    Günter zog sich kopfschüttelnd bis zu dem Bildschirm zurück und gab sich mit den vertauschten Rollen zufrieden. Tatsächlich, auf dem Schirm erschien die Widergabe nur undeutlich; Einzelheiten waren kaum zu erkennen. Aber trotzdem stand der kleine Stern unmißverständlich dicht neben der Erde.
    Eine der winzigen Raumstationen konnte es nicht sein, dazu war die Entfernung noch zu groß.
    Aber was sonst?
    Günter blickte ungeduldig zu Hendra, der versunken hinter dem gewaltigen Instrument saß und unhörbare Flüche murmelte. Zwischendurch kamen einige Zahlen, dann Berechnungen und endlich ein Seufzer.
    „Wir sind beide verrückt“, stellte der Astronom plötzlich ganz überraschend fest und kletterte von dem Beobachtungssitz. „Eigentlich bisher nur ich. Aber wenn ich Ihnen sage, was der kleine Lichtpunkt neben der Erde bedeutet, werden Sie es auch. Wetten?“
    Günter verspürte dazu wenig Lust.
    „Nun reden Sie schon, Hendra!“ wurde er regelrecht wütend.
    „Na gut, Günter. Aber setzen Sie sich erst in den Sessel dort. Und halten Sie sich fest. Der Stern neben der Erde ist nämlich kein Stern, sondern ein Mond, der die Strahlen der Sonne reflektiert und somit leuchtet. Ja, damit wäre es heraus: die Erde hat wieder einen Mond!“
    Günter sprang auf.
    „Die Erde hat einen Mond? Wieso soll die Erde in den vergangenen drei oder vier Monaten plötzlich einen Mond eingefangen haben?“
    „Das Wie ist weniger wichtig als das Woher“, machte ihn Hendra aufmerksam. „Aber was auch immer geschehen sein mag, das Auftauchen eines Mondes muß fürchterliche Katastrophen auf der Erdoberfläche ausgelöst haben. Hoffentlich – hoffentlich existiert die Menschheit noch.“
    Günter entsann sich noch der Katastrophenberichte aus den Geschichtsbüchern. Damals, vor mehr als hundert Jahren, war das genaue Gegenteil von dem geschehen, was nun eingetreten war. Damals hatte die Erde ihren einzigen Mond verloren. Man vermutete, daß eine außerirdische Macht ihre Hand im Spiel gehabt hatte und vielleicht mit dem Verschwinden des Mondes eine Machtprobe demonstrieren wollte. Instinktiv hatten sich damals die Nationen der Erde zusammengeschlossen, um dem unsichtbaren Gegner eine Macht gegenüberstellen zu können. In wenigen Monaten wurde die Weltregierung Wirklichkeit, die Raumfahrt vorangetrieben und die schrecklichen Waffen des atomaren Zeitalters an neutralen Orten zur Verteidigung einer geeinten Erde gelagert.
    Der Gegner aus dem All jedoch kam nie, die Erde anzugreifen. Zwar wurde die Entwicklung ungeahnt vorangetrieben, und bald durcheilten die Schiffe der Erde die nahe Umgebung des Universums, aber niemals begegnete man dem gesuchten Feind. Es war, als habe er sich mit dem Raub des Erdmondes begnügt.
    Die Weltregierung blieb, und das sagenhafte goldene Zeitalter brach an. Der Lebensstandard stieg und mit ihm die Macht der Erde. Ein Planet nach dem anderen wurde entdeckt und Stationen auf ihm errichtet, Stationen, die eine Annäherung des unbekannten Feindes sichten und melden sollten.
    Es entstand das terranische Imperium.
    Aber die Erde besaß seit mehr als hundert Jahren keinen Mond mehr.
    Daher Hendras Fassungslosigkeit. Er als Astronom mußte das Ungewöhnliche eines solchen Ereignisses viel deutlicher erkennen als Günter. Ein derartiges Naturgeschehen war genauso selten wie die Entstehung der neuen Welt.
    „Wir müssen sofort Maxwell benachrichtigen“, erinnerte sich der Erste Offizier seiner Pflicht. „Stellen Sie die Verbindung zur Zentrale her.“
    „Dort drüben ist der Schalter“, murmelte der Astronom, schon wieder in seine
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