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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne
Autoren: Sandra Busch
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rarer als Sechser im Lotto. Heute musste allerdings ihr Glückstag zu sein, denn ein Pärchen stieg gerade in einen Volvo. Jo hielt und setzte den Blinker. Im nächsten Moment gehörte der Parkplatz ihnen.
    Einen Augenblick später rannten sie durch den Regen und rissen die Kneipentür auf. Warme Luft und der typische Kneipenlärm aus Musik, Gesprächsfetzen und Gläserklirren empfing sie. Jo schaute sich kurz um und schien vom Whatever ganz angetan zu sein. An den Wänden hingen vergilbte Fotos von längst verstorbenen Filmstars wie Gary Cooper, James Dean, Humphrey Bogart und John Wayne. Filmplakate erinnerten an Rio Grande, Casablanca oder Dracula. Sie setzten sich an einen freien Tisch, über dem Die Brücke am Kwai hing. Nach fünf Minuten war Conny bei ihnen und nahm die Bestellung auf. Jo bekam ein alkoholfreies Becks, Michael ein Duckstein. Zum ersten Mal waren sie zusammen, ohne zu ficken. Auf Michael wirkte es, als hätten sie ein Date miteinander.
    „Prost.“ Jo trank einen Schluck. Offensichtlich wusste er genauso wenig wie Michael, über was sie reden sollten. Still musterte ihn Michael. Jos dunkelbraunes Haar war zu einer Durchschnittsfrisur geschnitten, wie sie jeder zweite Mann auf dieser Welt trug. Dafür hatte er schokoladenbraune, warmherzige Augen, die Michael sehr ansprachen. Insbesondere seine Lachfältchen törnten ihn aus irgendeinem Grund wahnsinnig an. Jo wirkte frisch rasiert und hätte sofort in einen Anzug schlüpfen und ins Theater gehen können, in das Michael mit seinen Badeschlappen nicht wollte. Jo würde dort perfekt hineinpassen. Michael, mit seinem zerwuschelten, halblangen schwarzen Lockenschopf, der Römernase und dem Dreitagebart, passte dagegen eher in einen Spartacus-Film.
    „Was siehst du mich so an?“, fragte Jo, weil Michaels Musterung anhielt.
    „Ich dachte mir gerade, dass du wie jemand ausschaust, der den ganzen Tag im Büro sitzt.“
    Jo begann leise zu lachen.
    „Oh Gott, habe ich etwa einen Stempel auf der Stirn?“, fragte er amüsiert und gab im nächsten Moment zu: „Ich arbeite im Jugendamt.“
    „Ach du liebe Güte! Beamter?“
    Jo nickte und nahm einen weiteren Schluck von seinem Becks.
    „Und du?“ Interessiert schaute er Michael an.
    „Ich bin beim TÜV“, antwortete Michael und betrachtete traurig seine Finger, unter deren Nägeln sich hartnäckig Motorenöl festklammerte. Der letzte Wagen, den er heute hatte prüfen dürfen, war ein rollender Öleimer gewesen. Furchtbar, mit was für Karren manche Leute durch die Gegend kurvten.
    „Schön, dass du vorhin auf mich gewartet hast“, sagte Jo auf einmal. „Ich hatte schon befürchtet, dass du gegangen wärst oder dir jemand anderen gesucht hättest.“
    Michael wurde hellhörig. Hatte Jo vielleicht ebenfalls Interesse an mehr, als lediglich an einem Quickie auf einem Parkplatz?
    „Wir müssen unsere Treffen ja nicht unbedingt auf das Kennel beschränken“, sagte er daher leichthin. „Wir können mal zusammen ins Kino oder zum Italiener …“
    Jo lächelte.
    „Du redest jetzt von einer Verabredung und nicht nur von einem angestrebten zufälligen Treffen?“, brachte er es auf den Punkt.
    Michael nickte. Jo war ihm sympathisch und sah gut aus. Und diese geilen Lachfältchen um seine Augen … Zudem machte der Sex mit Jo richtig Spaß. Außerdem hatte er das gute Gefühl, dass sich da etwas zwischen ihnen entwickeln konnte. Also warum nicht eine richtige Verabredung? Immerhin saßen sie in diesem Moment ebenfalls bei einem Bier beisammen.
    „Hast du morgen Zeit?“, fragte Jo ein wenig zögernd.
    Michael nickte erneut. Eigentlich hatte er seinen Keller ausmisten und Sperrmüll anmelden wollen. Allerdings konnte der Keller getrost warten.
    „Wir könnten zum Bienroder See und dort schwimmen“, schlug Jo vor.
    Nacktbaden, in der Sonne braten und ein bisschen Sex? Michael war dabei. Vorausgesetzt, dass es morgen nicht auch regnete.
    „Gerne.“ Michael lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah Jo herausfordernd an. „Du könntest ruhig mal etwas von dir erzählen.“
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin eher langweilig“, murmelte Jo. Das konnte Michael gar nicht glauben.
    „Du wirst ja wohl ein paar Hobbys haben.“ Er blieb hartnäckig und bohrte weiter. Schließlich wollte er endlich etwas über Jo erfahren, wo sie sich nun offiziell verabredeten.
    „Ich lese gerne, hauptsächlich Krimis. Und weil ich ja den ganzen Tag im Büro sitze, gehe ich zum Ausgleich ins
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