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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Autoren: Henry David Thoreau
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würde mir nachts die Ruhe rauben. Gib mir einen Hammer und laß mich nach den Furchen fühlen. Verlaß Dich nicht auf Kitt. Treib den Nagel bis zum Kopfe ein und verankere ihn so gewissenhaft, daß Du selbst dann mit Befriedigung an ihn denken kannst, wenn du mitten in der Nacht aufwachst. Jeder Nagel, den man einschlägt, sollte eine neue Niete in der Maschine des Weltalls sein. Du förderst auf diese Weise ihr Werk.Wahrheit gib mir, nicht Liebe, Geld und Ruhm. Ich saß dort zu Tisch, wo erlesene Speisen und Weine im Überfluß vorhanden waren, wo man aufmerksam bedient wurde, wo es aber Aufrichtigkeit und Wahrheit nicht gab. Hungrig verließ ich den ungastlichen Tisch. Die Gastfreundschaft war so eisig wie das Fruchteis. Meiner Ansicht nach war Eis nicht einmal nötig, das Fruchteis gefroren zu erhalten. Man sprach zu mir über das Alter des Weines und die Berühmtheit des Weinberges. Ich aber dachte an einen neueren, reineren Wein, an einen herrlicheren Weinberg, den sie weder besaßen noch je erwerben konnten. Der Stil, das Haus, der Garten, die Bewirtung und Unterhaltung sind mir vollkommen einerlei. Ich machte beim König Besuch. Doch der ließ mich in der Vorhalle warten und benahm sich wie ein Mensch, der zur Gastfreundschaft keine Befähigung besitzt. Es war aber einmal ein Mann in meiner Nachbarschaft, der in einem hohlen Baume wohnte. Dessen Benehmen war wahrhaft königlich! Besser wäre es gewesen, ich hätte ihn besucht ...
     
    Wie lange werden wir noch in unseren Säulenhallen sitzen und unnütze, schäbige Tugenden züchten, die durch jede Arbeit beschämt werden? Als ob einer den Tag mit Langmut beginnen wollte und sich einen Mann dingen würde, um seine Kartoffeln zu hacken, und dann am Nachmittag ausginge, um in vorbedachter Güte christliche Milde und Sanftmut zu betätigen! Denke an den chinesischen Hochmut und die flache Selbstzufriedenheit der Menschen. Diese Generation bildet sich etwas darauf ein, die letzte eines berühmten Geschlechtes zu sein. In Boston und London, in Paris und Rom spricht man, in Erinnerung an diesen alten Stammbaum, von den Fortschritten in Kunst, Wissenschaft und Literatur mit hoher Genugtuung. Da gibt es Berichte philosophischer Gesellschaften und öffentliche Lobeshymnen auf große Männer ! Der gute Adam bewundert seine eigene Tugend! "Ja, wir haben große Dinge getan, wir haben göttliche Sänge gesungen, die niemals sterben werden," d. h. solange wir sie nicht vergessen. Die gelehrten Gesellschaften und die großen Männer Assyriens – wo sind sie jetzt? Was für junge Philosophen und Forscher wir doch sind! Unter meinen Lehrern istnicht ein einziger, der schon ein ganzes Menschenleben gelebt hat. Dies sind vielleicht erst die Frühlingsmonate des Menschengeschlechtes. Selbst wenn wir wirklich die "sieben Jahre währende Juckkrankheit gehabt haben – die "alle siebzehn Jahre kommende Heuschreckenplage " haben wir noch nicht erlebt. Wir kennen nur das feinste Häutchen des Balles, auf dem wir leben. Die meisten Menschen haben weder sechs Fuß tief in die Erde gegraben, noch sind sie sechs Fuß hoch über sie emporgesprungen. Wir wissen nicht, wo wir sind. Außerdem liegen wir fast die halbe Zeit in festem Schlaf. Und doch halten wir uns für klug und haben auf der Oberfläche Vorschriften und Sitten. O gewiß, wir sind liefe Denker, wir sind hochstrebende Geschöpfe! Da sehe ich ein Insekt durch die Tannennadeln am Waldesboden dahinkrabbeln. Es versucht, sich vor mir zu verbergen. Ich aber frage mich, warum es solch bescheidene Gedanken hegt und sein Köpfchen vor mir verbirgt, der ich doch vielleicht sein Wohltäter sein und seinem Geschlecht erfreuliche Mitteilungen machen könnte. Da werde ich an den größeren Wohltäter, an den größeren Geist erinnert, der auf mich herabblickt, auf mich – das menschliche Insekt ... Ein unendlicher Strom des Neuen ergießt sich in diese Welt und doch dulden wir unglaubliche Stumpfheit. Ich brauche nur daran zu erinnern, was für Predigten man noch in den aufgeklärtesten Ländern zu hören bekommt. Worte wie Freude und Leid haben wir zwar, doch sind sie nur "Kirchengesangsballast". Man singt sie durch die Nase, während man an das Gemeine und Gewöhnliche glaubt. Wir sind der Ansicht, daß wir nur unsere Kleider wechseln können. Man sagt, das britische Reich sei sehr groß und angesehen, und die Vereinigten Staaten seien eine Weltmacht. Wir glauben nicht, daß hinter jedem Menschen eine Flut steigt und sinkt, die das
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