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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Autoren: Henry David Thoreau
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ich wie eine Spinne mein ganzes Leben lang auf einen Winkel der Bodenkammer angewiesen wäre, dann würde die Welt für mich gerade so groß sein, solange ich meine Gedanken beisammenhielte. Der Philosoph sagt: "Einer drei Divisionen starken Armee kann man den General nehmen und sie dadurch in Verwirrung bringen. Dem verworfensten, gewöhnlichsten Menschen kann man seine Gedanken nicht nehmen." Strebe nicht so ängstlich darnach, Dich Zu entwickeln und vielen Einflüssenzu unterwerfen, die doch nur ihr Spiel mit Dir treiben – das ist alles Verschwendung. Demut enthüllt wie Dunkelheit himmlisches Licht. Die Schatten der Armut und der Niedrigkeit ziehen sich um uns zusammen und siehe da! – die Schöpfung dehnt sich vor unseren Blicken aus. Wir werden oft daran erinnert, daß, wenn wir selbst so reich wie Krösus wären, unsere Ziele sich nicht verändern, unsere Mittel im wesentlichen die gleichen bleiben müßten. Und wenn obendrein Dein Lebenslauf durch Armut eingeengt ist, wenn Du Dir z. B. weder Bücher noch Zeitungen kaufen kannst, so bist Du auf die wichtigsten Lebenserfahrungen beschränkt. Du bist notgedrungen auf die Dinge angewiesen, die den meisten Zucker und das meiste Stärkemehl liefern. Das Leben nahe am Knochen ist am wohlschmeckendsten. Du wirst davor bewahrt, in Tändeleien Dich zu vergeuden. Kein Mensch verliert je auf einer niedrigeren Stufe durch Großmut auf einer höheren. Mit überflüssigem Reichtum kann man nur Überflüssiges kaufen. Es bedarf nicht des Geldes, wenn man sich Nahrung für die Seele kaufen will.
     
    Ich lebe in dem Winkel einer bleiernen Mauer, bei deren Guß ein wenig Glockenmetall zugesetzt wurde. Oft dringt um die stille Mittagstunde von der Außenwelt ein verworrenes Tintinnabulum an mein Ohr. Das ist der Lärm meiner Zeitgenossen. Meine Nachbarn erzählen mir von ihrem Zusammensein mit berühmten Herren und Damen und mit welch hochstehenden Persönlichkeiten sie zu Tische saßen. Mich interessieren diese Dinge jedoch genau so wenig, wie der Inhalt der Tageszeitungen. Das Interesse und die Unterhaltung drehen sich hauptsächlich um Kleidung und Sitten. Doch eine Gans bleibt eine Gans – man mag sie anziehen, wie man will... Sie erzählen mir von Kalifornien und Texas, von England und Indien, vom ehrenwerten Herrn F. aus Georgia oder aus Massachusetts, von allen möglichen transitorischen und vergänglichen Erscheinungen, bis ich am liebsten ihrem Hof eilig den Rücken kehrte wie der Mameluckenbei. Ich liebe mein heimisches Quartier von Kerzen. Ich mag nicht in Reih und Glied an der Spitze marschieren, angetan mit Prunk und Flitter. Lieber wandele ich Hand in Hand mit demBaumeister der Welt umher, wenn mir das gestattet ist. Ich will nicht mitten in diesem ruhelosen, nervösen, hetzenden, platten neunzehnten Jahrhundert leben, sondern, während es vorbeibraust, mit meinen Gedanken abseits stehen oder sitzen. Was feiern denn die Menschen? Allesamt gehören sie zum Veranstaltungsausschuß , und jeder erwartet stündlich von irgend jemandem eine Rede. Gott ist nur der Präsident des Tages und Webster sein Wortführer. Ich liebe es, abzuwägen, zu Entschlüssen zu kommen und das Schwergewicht nach der Seite hin zu verlegen, die mich am meisten anzieht und dazu die größte Berechtigung hat. Ich will nicht am Wagebalken hängen und versuchen weniger zu wiegen. Auch will ich nicht einen Fall annehmen , sondern den Fall nehmen wie er ist. Ich will den einzigen Pfad entlang wandeln, den ich wandern kann, den Pfad, auf dem keine Macht mir Einhalt gebieten kann. Ich fühle mich nicht befriedigt, wenn ich einen Bogen wölbe, ehe ich ein festes Fundament geschaffen habe. Wir wollen uns nicht auf fingerdickes Eis wagen. Es gibt überall festen Grund. Wir lesen die Geschichte von dem Reisenden, der fragte, ob das Moor, das vor ihnen läge, einen festen Boden habe. Der Knabe antwortete: "Ja." Doch sofort sank das Pferd des Reisenden bis zum Sattelgurte ein. Er rief darum dem Knaben zu: "Ich glaube, Du hättest gesagt, das Moor habe einen festen Boden?" "Hat es auch," erwiderte der Knabe, "Ihr seid aber noch längst nicht tief genug eingesunken." Dasselbe gilt von den Sümpfen und dem Dünensand der Gesellschaft. Nur ist der, der dies weiß, bereits ein alter Knabe. Nur das ist gut, was bei einer bestimmten, seltenen Konstellation der Dinge gesagt, gedacht oder getan wird. Ich möchte nicht zu denen gehören, die einen Nagel in dünne Latten und in Bewurf hineintreiben. Solches Tun
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