Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur
Autoren: Henry David Thoreau
Vom Netzwerk:
allen Fahrzeugen Verbindung aufnehmen, die an die Küste kommen; einen ständigen Warenversand zur
    Versorgung eines so umfangreichen und weitverzweigten
    Marktes unterhalten; die Marktberichte im Auge behalten und die Aussichten auf Krieg und Frieden allerorts; den Strömungen in Handel und Zivilisation vorbauen, indem er Ereignisse der letzten Forschungsexpeditionen, neue Schiffslinien und die Verbesserungen der Navigation auswertet; Karten wird er studieren, sich die Lage der Riffe, Leuchttürme und Bojen einprägen und immer von neuem die Logarithmentafeln
    berichtigen müssen, denn durch eine falsche Berechnung
    zerschellt das Schiff oft an einem Felsen, statt im gastlichen Hafen zu landen - man denke an das unsägliche Schicksal des Grafen La Perouse. Auch mit den Wissenschaften muß er
    Schritt halten, das Leben der großen Entdecker, Glücksritter und Weltumsegler, von Hanno und den Phöniziern bis auf den heutigen Tag studieren. Schließlich muß er von Zeit zu Zeit auch die Lagerbestände aufnehmen, um zu wissen, woran er ist - eine Arbeit, die alle Fähigkeiten des Menschen in Anspruch nimmt; denn auch die Frage der Gewinne und Verluste, der Zinsen, der Gewichtsberechnungen mit allen ihren Einzelheiten erfordern ein allumfassendes Wissen.
    Mir schien der Waldensee der geeignete Ort, nicht nur wegen der Nähe der Eisenbahn und des Eishandels; er bietet auch andere Vorteile, die weiterzuverbreiten nicht klug wäre. Der Boden ist gesund und die Lage günstig, es gilt auch keine Newa-Sümpfe trockenzulegen; obgleich man überall auf
    selbstgefügtem Fundament bauen muß. Wenn die Newa vereist ist, heißt es, würde bei Westwind eine Sturmflut ganz St.
    Petersburg von der Erdoberfläche schwemmen.
    Da ich mein Vorhaben ohne das übliche Kapital in Angriff nehmen mußte, wird man sich fragen, woher ich die Mittel, die zu einem solchen Unternehmen ja unentbehrlich sind,
    eigentlich nahm. In der Frage der Kleidung - um gleich mit der
    -2 1 -

    praktischen Seite zu beginnen - lassen wir uns bei ihrer Anschaffung weit mehr von der Sucht nach Neuartigkeit und der Rücksicht auf die Meinung anderer leiten als von ihrer Zweckmäßigkeit. Der arbeitende Mensch sollte sich zunächst einmal darauf besinnen, daß die Kleidung erstens unsere Lebenswärme erhalten und zweitens - dem heutigen Stande unserer Gesellschaft gemäß - unserer Nacktheit bedecken soll.
    Dann überlege er, wieviel nützliche oder wichtige Arbeit er leisten kann, ohne seine Garderobe zu vermehren. Könige und Königinnen, die ein Kleidungsstück nur ein einziges Mal tragen, wissen trotz bester Maßarbeit nicht, wie angenehm sich ein Anzug trägt, der wirklich sitzt. Sie sind nichts weiter als hölzerne Ständer, auf die man saubere Kleider hängt. Unsere Kleidung paßt sich von Tag zu Tag mehr unserem Körper an, erhält immer mehr vom Charakter ihres Trägers, bis wir uns
    schließlich nur ungern und zögernd, nach etlichen
    Heilversuchen und manchmal traurig, als legten wir ein Stück von uns selbst damit ab, von ihr trennen. Noch nie habe ich einen darum gering geschätzt, weil er einen Flicken am Anzug hatte; ich bin jedoch überzeugt, daß die Menschen im
    allgemeinen mehr um modische oder wenigstens gepflegte, ungeflickte Kleider besorgt sind als um ein reines Gewissen.
    Und selbst wenn der Riß nicht geflickt ist, so ist doch die schlimmste Untugend, die er verrät, Unachtsamkeit! Ich stelle mir bei meinen Bekannten manchmal die Frage: Würde er
    einen Flicken oder auch nur zwei Extranähte auf seinem
    Hosenknie ertragen? Die meisten benehmen sich, als würde das alle ihre Zukunftsaussichten zunichte machen. Eher
    würden sie mit einem gebrochenen Bein in die Stadt humpeln als mit einer zerrissenen Hose. Wenn die Beine eines Herrn bei einem Unfall zu Schaden kommen, können sie oft wieder
    geheilt werden; wenn jedoch ein ähnlicher Unfall den Beinen seiner Hose zustößt, kommt jede Hilfe zu spät; denn ihn kümmert nicht, was wirklich achtenswert ist, sondern das, was geachtet wird. Wir kennen nur wenige Menschen, aber sehr viele Überröcke und Hosen. Man ziehe einer Vogelscheuche seinen neuesten Anzug an und stelle sich nackt daneben: Wer würde nicht zuerst die Vogelscheuche begrüßen? Als ich
    -2 2 -

    neulich an einem Kornfeld vorbeiging, sah ich Hut und Mantel auf einem Pfahl, und da erkannte ich den Besitzer der Farm. Er wirkte nur ein wenig verwitterter als bei unserem letzten Treffen.
    Ich habe von einem Hund gehört, der jeden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher