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Wald

Wald

Titel: Wald
Autoren: Mike Waechter
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Dämmerlicht kann Envin schließlich die sterblichen Überreste von wenigstens drei Menschen ausmachen. Doch das lässt ihn kalt.
    »Du sagst gar nichts, kleiner Bruder, bist so still wie ein Huhn«, Sidus lacht über seine eigenen Worte.
    »Wie gefällt Dir meine neue Heimstätte? Schön nicht? Es riecht ein wenig streng. Aber, das liegt an dem Drachen. Der ist übrigens gerade ausgeflogen, in drei Tagen habe ich ihn noch kein einziges Mal gesehen. Nun bist Du ja da.«
    Sidus lacht hämisch und lehnt sich an die Felswand.
    »Du willst also nicht mit mir reden Bruder. Wie lustig. Du bist wirklich wie ein Totenschädel. Bist Du vielleicht traurig, dass der Drache nicht hier ist? Macht doch nichts. Denk mal nach Envin. Wer weiß, ob es den Drachen überhaupt gibt? Oder, oder ---«
    Wieder beginnt er zu lachen, und erneut zwingt ihn sein eigenes Gelächter, seine Ausführungen zu unterbrechen.
    »Oder vielleicht bist Du ja auch der Drache? Bruder!«
    Envin streichelt den Griff seines Schwertes.
    »Nein. Ja. Jetzt hab ich es. Envin paß auf! Vielleicht bin ich ja der Drache!«
    Jetzt lacht Sidus nicht mehr und wird ernst.

»Die Idee«
     
    Der Narr sucht Svetopluk. Doch Svetopluk will nicht gefunden werden. Dennoch findet der Narr Svetopluk. In der Folterkammer.
    »Mein gierigster Gebieter! Ich muss Euch sprechen!«, schreit der Narr und poltert durch den finsteren Raum, der nur von einer kleinen Talglampe erleuchtet ist.
    »Sieht Er nicht, dass Er stört?«
    Svetopluk liegt auf der Streckbank, die Arme verschränkt und den Blick starr auf die Decke gerichtet.
    »Ich hatte eine Idee, wie Ihr die Komtess beeindrucken könnt! Eine herrliche Idee!«
    »Ist sie so gut wie Eure Letzte?«
    »Besser.« Der Narr klatscht in die Hände und springt in die Luft.
    »Na, vielen Dank.«
    »Passt auf, alsooorgh ---«
    Svetopluk tritt dem Narren in den Bauch.
    »Halte Er die Luft an! Es ist alles vorbei!« Svetopluk richtet sich auf der Bahre auf.
    Sein Gegenüber hält sich den Magen und stöhnt. »Nein, nichts ist vorbei«, zischt er mühsam durch die Zähne.
    »Ja, versteht Er denn nicht!« Der Fürst packt den Narren an den Schultern und schüttelt ihn. »Ich habe mich an der Komtess vergangen! Jetzt ist es aus!« Er stößt ihn weg.
    Mit einem lauten Knall schlägt der Narr auf dem Boden auf.
    Stille.
    Dann fängt der Narr an zu kichern.
    »Was ist los, Du Wurm?«
    Das Gelächter wird lauter.
    »Spreche Er schon! Was ist hier so lustig?«
    »Ach nichts --- hi hi ---« Blut läuft ihm über sein Gesicht, als er zu seinem Fürsten aufblickt. »Ich dachte nur gerade daran, was passieren würde, wenn Ihr Llyle geschwängert haben solltet!«
    »Was dann!«
    »Nun, hi«, langsam zieht der Narr sich an der Steinwand empor. »Ihr wisst doch, was man über die Befruchtung sagt. Kommen Mann und Frau im gleichen Moment zum Höhepunkt, dann wird das Kind ein intelligenter und tugendreicher Junge. Hat aber nur der Mann seinen Höhepunkt, so wird das Kind ein schwacher und tugendarmer Junge. Wird aber ein tugendreiches Mädchen geboren, dann war der Mann in einer schlechten Stimmung beim Verkehr. Und wenn sogar beide, der Mann und die Frau, nicht zum Höhepunkt kommen, so wird ein unangenehmer Mensch geboren.« Der Narr hat sich erhoben und kommt vor seinem Lehnsherrn zum Stehen. Er beugt sich vor und legt sich eine, gespielt, ernste Miene auf. »Hattet Ihr einen Höhepunkt?«
    Svetopluk sieht ihn durchdringend an.
    Dann holt er aus, und schlägt den Narren mit der Faust nieder. Dieser bleibt einen langen Augenblick liegen, dann stützt er sich auf, kriecht auf allen Vieren, wendet sich vom Fürsten ab und spuckt einen Zahn aus.
    »Ich kann nichts dagegen machen«, krächzt der Narr.
    »Was?«
    »Diese dämlichen Witze die ganze Zeit --- ich kann es nicht abstellen.« Er schluchzt.
    Svetopluk bückt sich zu ihm herunter. »Hier«, sagt er und streckt ihm sein Taschentuch entgegen.
    Der Narr sieht ihn mit großen Augen an. Dann greift er nach dem Tuch und wischt sich die rote Brühe aus dem Gesicht. Schließlich lehnt er sich an die Wand.
    »Danke«, sagt er mit gebrochener Stimme.
    »Sage Er, wie war die Idee, wegen der Er eigentlich zu mir gekommen war?«
    »Eine Flotte aus dem Osten ist in unserer Stadt an Land gegangen.«
    »Ich weiß. Deswegen bin ich doch hierher geflüchtet. Ich hatte keine Lust meinen Beratern noch länger bei Ihrem Gejammer zu lauschen. Sie denken alle, es sei eine Falle. Wahrscheinlich ist es das auch. Es ist mir egal,
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