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Wald

Wald

Titel: Wald
Autoren: Mike Waechter
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beginnt Svetopluk sich das Laken vom Kopf zu ziehen.
    »Ah!«, schreit er, als er endlich wieder sehen kann und eine schwarze geisterhafte Gestalt vor sich stehen sieht.
    »Was soll denn --- umpff ---«, ruft der Narr, der nun unter dem Stoff, den der Fürst erschrocken fallen lies, begraben wird.
    Die schwarze Gestalt hingegen nimmt ihre Kapuze ab und offenbart ihr Gesicht.
    »Komtess«, ächzt Svetopluk atemlos. »Ha --- ?«
    Er kichert vergnügt und bemerkt nicht, wie zu seinen Füßen, das Laken in Flammen aufgeht. »So ein Zufall. Gerade wollte ich nach Euch suchen.«
     
    In der Dunkelheit hört Envin das Scheppern eines Schwertes, das auf den Steinboden fällt.
    »Das brauch ich nicht, um einen Wurm wie Dich zu erledigen!«, keift Sidus.
    Envin dreht sich in die Richtung, aus der er die Stimme seines Bruders gehört hat und geht in Angriffsposition.
    Was macht Sidus bloss? Warum wirft er seine Waffe weg? Wird er unvorsichtig? Oder ist es eine Hinterlist?
    Vorsichtig macht Envin einen Schritt voran. Gerade, als er mit der Klinge ausholen will, springt sein Gegner auf ihn zu und klammert sich an seinen Körper.
    Envin schüttelt sich und windet sich. Sidus klebt an ihm wie eine Klette. Beide Ritter schnauben und drücken.
    Und dann schreit Envin auf.
    Ein stechender Schmerz durchzieht seinen Ellbogen. Das Schwert fällt ihm aus der Hand. Sidus hat ihn mit irgendetwas getroffen.
    Erst als der Gegenstand aus seiner Haut gezogen wird, und Sidus einen Schritt zurück macht, realisiert Envin, dass es eine schmale, spitze Waffe gewesen sein muss – ein Dolch oder dergleichen.
    Envin beißt die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Mit der linken Hand tastet er nach dem verletzten Ellbogen und drückt die heiße Wunde zusammen. Aus einiger Entfernung hört er Sidus wirr vor sich hin kichern. Envin stürzt auf seine Knie.
     
    Der Narr rennt schreiend in den Turm. Llyle und der Fürst beachten ihn nicht.
    »Habt Ihr gesehen was ich getan habe?«, fragt Svetopluk.
    Die Komtess bleibt stumm und starr vor ihm stehen, wie ein Baum. Sie bewegt sich nicht, auch nicht, als er mit offenen Armen auf sie zuläuft.
    »Ich habe in selbstloser Absicht die Stadt vor dem Verderben gerettet. Eure Stadt! Die Stadt, in der Ihr lebt. Seht Ihr nun, dass ich ein guter Mensch bin?«
    Er fällt vor ihr auf die Füße und sieht zu ihr auf.
    »Ihr --- Ihr sagt ja gar nichts, meine Liebste ---«
    Als sie den blutverschmierten Dolch unter ihrem Mantel hervorzieht, schreckt er auf.
    »Aber --- was ---«

    Erneut springt Sidus auf Envin zu. Diesmal mit einem Steinbrocken in der Hand. Sidus verfehlt sein Ziel, trifft nicht den Kopf, sondern nur die Schulter, dennoch stürzen beide Krieger zu Boden. Sidus auf Envin liegend.
    Sidus schreit und reißt seinen Arm hoch.
    Envin packt zu und bekommt das Handgelenk seines Bruders zu greifen. Gerade, als er spürt, wie sich die Spitze des Dolches in seinen Brustkorb bohrt.
    Jetzt schreit Envin zurück.
    »Nie wieder schikanieren lassen --- nie wieder schikanieren lassen --- nie wieder schikanieren lassen ---«
    Dann drückt er den Arm seines Bruders von sich weg und der Dolch fliegt durch die Luft. Mit einem lauten Knall kommt er irgendwo auf, in einiger Entfernung und außer Reichweite.
     
    Der Narr hüpft durch die Gänge des Schlosses. Das brennende Laken hinter sich herschleifend. Dass sein Hosenbein Feuer gefangen hat, bemerkt er erst zu spät.
    Panisch springt er mit aller Wucht gegen die Wand, um die Flammen auszutreten. Den Wandteppich, der krachend auf ihn herabstürzt und ihn unter sich begräbt, hat er übersehen.
    Es dauert nicht lang, da steht neben dem Laken, dem Narren, seinem Hosenbein und dem Teppich auch der Holzboden lichterloh in Brand.
     
    »Aber --- könnt Ihr mir denn nicht vergeben?«, fragt Svetopluk die Komtess. »Wenn ich es doch nur ändern könnte --- ich wollte doch niccc ---«
    Llyle drückt ihm die Klinge in die Kehle, bis ihm die Luft wegbleibt.
    »Nein«, sagt sie. »Ich weiß nicht, wie ich Euch vergeben kann.«
    Der Fürst röchelt. Sein Kopf läuft rot an.
    Llyle schwitzt.
    »Na los«, krächzt Svetopluk. »Dann macht schon ---«
    Llyle drückt immer fester. Doch so sehr sie sich auch bemüht – sie schafft es nicht, ihn aufzuschlitzen.
    Als sie von ihm ablässt, blickt sie schweigend zu Boden, sieht ihn nicht noch einmal an. Sie dreht sich um und läuft davon.
    Svetopluk fällt weinend auf die Knie.
    »Kommt zurück! Bitte!«
    Llyle nimmt seine Rufe nicht mehr
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