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Wald

Wald

Titel: Wald
Autoren: Mike Waechter
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Kopf zur Seite und wirft einen kurzen Blick zurück. Ihre Gedärme ziehen sich zusammen. Sie verschluckt sich. Sie muss sich ihre Stirn halten. Die Gestalt, die sie gesehen hat, sah aus wie ein riesiger, dunkler Schatten. Ohne Gesicht.
    Ihr Herz rast. In ihrem Körper fühlt es sich heiß und kalt an, alles auf einmal. Als sie an einer Kreuzung vorbeikommt, wagt sie es. So schnell ihre nackten Füße sie tragen, rennt sie nach rechts in eine enge Gasse.
    Nach einigen Meter sieht sie im Spurt hinter sich. Dann knallt die Magd gegen einen Wall aus Stein.
    Sie schleudert zurück und fällt auf den Boden. Es dauert einen kurzen Moment, bis sie wieder bei vollem Bewusstsein ist. Als sie aufsieht, thront über ihr, sechs Meter hoch, die Stadtmauer. Sie ist in eine Sackgasse gerannt!
    Die Schritte werden wieder lauter, hallen wie Glockenschläge von Hauswand zu Hauswand. Langsam und bedächtig nähern sie sich.
    Die Magd richtet sich auf. Sie krallt sich an der Mauer fest. Kratzt daran wie an einer Kerkerwand.
    Die dunkle Gestalt tritt aus dem Nebel wie ein Geist.
    Die Magd rutscht an den kalten Steinen ab und fällt auf die Straße. Sie dreht sich mit dem Rücken zur Wand und drückt ihren Hintern mit der kostbaren Ladung mit aller Macht gegen das Gemäuer.
    »Was wollt ihr von mir --- ich habe nichts«, krächzt sie in die Nacht.
    Die Gestalt bleibt stumm. Und zieht unter ihrem Umhang einen glänzenden Dolch hervor.
    »Aber --- aber --- abbb ---«
    Als die Klinge in ihren Hals einschlägt, verstummt die Magd. Die Wunde brennt wie Feuer, als der Dolch zurückgezogen wird. Sie hebt ihre Arme zum Schutz, doch es ist zu spät. Als die Waffe in ihrem Bauch eindringt, kann sie für eine Sekunde ihren Angreifer erkennen. Es ist eine Frau. Das Gesicht jung und zart und doch so voller Schmerz.
    Noch ein paar Stiche, schließlich schlägt der Kopf der Magd auf den Steinboden und es wird still.
     
    Envin tastet mit einer Hand an der Höhlenwand entlang. Den Kopf geduckt, die Füße stehen im Wasser.
    Von Sidus hört er nur noch ein dumpfes Kichern im Innern der Höhle. Also läuft er weiter.
     
    Um Punkt Mitternacht fluten bewaffnete Männer die Straßen der Stadt. Sie brüllen und wüten, schlagen auf Türen ein und stürmen in Häuser. Der Admiral humpelt ihnen hinter her.
    Ob sie den Kampf für sich entscheiden werden, fragt er sich. Natürlich ist die Hinterlist gelungen und seine Krieger sind im Vorteil. Doch das Erlebnis mit dem Mädchen in der Taverne hat ihn zum Grübeln veranlasst. Sein regelmäßiges Ritual, bevor er in eine Schlacht zieht, sieht vor, dass er ein Freudenhaus besucht und alle Damen beglückt, solange bis er seinen Verstand komplett entleert hat.
    Nun, da dies heute Nacht nicht funktioniert hat, ist er in großer Sorge.
     
    Svetopluk und der Narr stürmen die Zinnen der Schlossmauer.
    »Die werden mich bestenfalls auslachen«, schnauft der Fürst im Spurt.
    »Oh nein! Das weiße Laken steht Euch hervorragend, mein modischer Machthaber!«
    »Aber davor wird doch niemand Angst haben. Glaubt Er wirklich, dass man mich für einen Geist halten wird?«
    Svetopluks letzten Worten folgt ein langezogener Fluch, als er über den Zipfel des Bettlakens, das der Narr wie einen Sack über ihn gestülpt hat, stolpert und unsanft mit dem Schienbein gegen eine Stufe knallt.
    »Wartet nur, bis ich Euch illuminiere! Ihr werdet schon sehen!«, sagt der Hofnarr und hilft ihm wieder auf die Beine. »Das wird ein Spektakel!« Als sie auf der obersten Mauer ankommen, kriecht der Narr seinem Herrn unter den Rock.
    »Was soll das denn werden!«
     
    Llyle schleicht durch den Hof, dann durch Türen und Gänge. Niemand beachtet sie.
     
    Der Admiral hat eine Gruppe Männer um sich versammelt. Gemeinsam stürmen sie Richtung Schloss.
    »Die Stadt gehört uns!«, schreit einer, »es ist ein leichtes Spiel!«, ein anderer und »nichts kann uns mehr aufhalten!« der Nächste.
    In Ermangelung eines Rammbocks schleifen sie einen alten Mann aus seinem Haus, der neugierig aus seinem Fenster starrte. Sie packen ihn zu viert an Armen und Beinen und rennen los.
    Zuerst schweigt der Mann, er ist zu verwirrt, um den Mund aufzubekommen. Dann als sein Kopf in Richtung Tor geschleudert wird, reißt er die Augen auf und schreit los.
    Aber nicht sehr lange.
    Ein paar Mal müssen die Krieger Anlauf nehmen, bis das Holz nachgibt. Den Alten lassen sie fallen und rennen gröllend in den Hof. Ihre Schwerter lassen sie über ihren Köpfen kreisen.
    Von
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