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Wald

Wald

Titel: Wald
Autoren: Mike Waechter
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Totenschädel. Nicht weit davon entfernt kämpft sein Bruder mit einem Baum, an dessen Ästen er sich selbst im Schwertkampf trainiert. Er freut sich, da seine Reaktionen und seine Schlagkraft in den letzten Tagen gute Fortschritte gemacht haben. Und was geschieht auf See?
    Die See --- Quell unzähliger Legenden und Mysterien. Abenteuer und Untergang. Auf See fährt eine Galeere. Auf deren Deck steht ein Admiral, der weitere 39 Galeeren befehligt, die der seinen folgen. Er weiß, dass seine Armada sich verspätet hat. Mehrere Tage musste er mit den Schiffen in einem kleinen Hafen vor Anker gehen. Die Männer hatten Angst vor einem aufziehenden Sturm und hielten die Blitze am Himmel und das Donnergrollen in der Tiefe für Zornesschreie der Natur. Er selbst hatte sich selbstverständlich nicht gefürchtet. Nein, er nicht. Aber was hätte er machen sollen, um nicht die Moral der Truppe in Gefahr zu bringen? Jetzt erstrahlt die Sonne. Sie lacht aus voller Kehle auf die See herab, und verführt die Menschen dazu sich in Sicherheit zu wiegen. Zu denken, dass der heutige Tag ein friedlicher sei. Was nicht stimmt.
    Doch der Admiral ist kein Philosoph, dass er sich an derartigen Feststellungen ergötzen könnte. Er ist ein Mann der Tat, und als solcher ergreift er nun das Wort.
    »Hört mir zu!«
    Köpfe drehen sich, Augenpaare heften sich an ihn, und die Geschwindigkeit des Schiffs verlangsamt sich.
    »Heute Nachmittag legen wir mit unserer Flotte im Hafen Svetopluks an. Dort werden wir friedlich empfangen werden, da wir seit Langem Handelsverbindungen dorthin pflegen. Wir werden behaupten wir seien auf der Jagd nach Piraten und wollten in der Stadt nur übernachten und Vorräte auffüllen.«
    »Aber«, ein verwirrter Unteroffizier meldet sich zu Wort.
    »Aber – wir sind doch tatsächlich auf Piratenjagd?«
    »Genau! Das sollen die Leute ja auch glauben.«
    Der Offizier nickt erleichtert, da er denkt er hätte seinen Admiral nun richtig verstanden.
    »Also – noch ein Mal – wir sagen wir sind auf Piratenjagd und wollen nur übernachten. Dann, wenn die Nacht sich über die Stadt legt, und die Stadtwache die letzten Straßenlaternen löscht, also genau um Mitternacht, werden wir allesamt zu unseren Waffen greifen, aus den Herbergen, den Wirtshäusern und den Bordellen stürmen und die Stadt einnehmen!«
    Jede Menschenseele an Bord verstummt.
    »Hat jemand noch eine Frage?«
    »Ja, mein Admiral!«
    »Nur zu Unteroffizier ---«
    »Warum sollen wir den die Stadt einnehmen, wenn wir doch eigentlich gegen die Piraten ziehen?«
    Wie soll das alles nur enden, denkt der Anführer. Zur Sicherheit wird er sich nachher zurückziehen und bei seinen Lieblingsheiligen um den nötigen Beistand beten.

»Die Höhle des Drachen«
     
    Schritt um Schritt. Atemzug um Atemzug. Steil hinauf führt der Pfad. Die Schneise durch den Wald. Envin ist erschöpft und dennoch ist er nicht aufzuhalten. Es ist der Gedanke an Rache, nein – nicht an Rache, an Genugtuung, ganz bestimmt, so ist es! – der seinen Körper anfeuert und seine Glieder erhitzt.
    Der Winter bäumt sich noch ein letztes Mal auf, lässt es schneien und stürmen, will dem Kämpfer den Weg versperren und das Herz einfrieren, doch ohne Erfolg. Am dritten Tag seines Aufstiegs gerät Envin in einen Felsenkessel. Die Steinwände türmen sich links und rechts vor ihm auf, und es bleibt nur ein schmaler und beschwerlicher Weg, um voranzukommen. Der Ritter stellt sich der Herausforderung.
    In der Mitte des Trichters fließt ein schmaler Bach. An dessen Seite schlängelt sich Envin den Berg hinauf, bis er nach einigen Stunden endlich den hohen Hügel erreicht. Vielleicht der Höchste im Umkreis, wer weiß, mag sein, die höchste Erhebung überhaupt. Am Ende des Rinnsals entdeckt er in der Tat eine Höhle und zieht los, während die Sonne untergeht.
    »Da bist Du ja endlich«, begrüßt ihn sein Bruder, ohne zu ihm aufzuschauen. Sidus thront auf einem Felsvorsprung am Eingang der Höhle, einen Totenschädel in der Hand.
    »Sieh nur Freund, wir bekommen Besuch«, flüstert Sidus dem Schädel zu. Dann dreht er ihn zu Envin, wie eine Puppe, und zischt, »ich habe ihn Envin getauft«.
    Envin bleibt stumm, regungslos steht er vor seinem Bruder.
    »Dort drinnen, gibt es noch mehr von den Kameraden«, erklärt Sidus, »soll ich sie Dir zeigen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, springt Sidus von seinem Sitz herab und läuft in das düstere Innere der Höhle. Envin folgt ihm, wie ein Schatten. Im
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