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Wait for You

Wait for You

Titel: Wait for You
Autoren: J. Lynn
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zu schauen. Und die, die sich getraut hatten, hatten sicherlich nicht geflirtet.
    Mr Blaue Augen senkte seinen Blick auf das Blatt in seiner Hand. »Avery Morgansten?«
    Mein Herz machte einen Sprung. »Woher kennst du meinen Namen?«
    Er legte den Kopf schräg, und sein Lächeln wurde breiter. »Er steht auf deinem Stundenplan.«
    »Oh.« Ich schob mir ein paar Strähnen aus meinem glühenden Gesicht. Der Kerl gab mir meinen Stundenplan zurück, und ich schob ihn in meine Tasche. Dann fummelte ich noch ein bisschen peinlich berührt an meinem Tragegurt herum.
    »Ich heiße Cameron Hamilton«, sagte Mr Blaue Augen. »Aber alle nennen mich Cam.«
    Cam. Ich sagte mir den Namen ein paarmal im Kopf auf, und er gefiel mir. »Danke noch mal, Cam.«
    Er beugte sich vor und hob einen schwarzen Rucksack hoch, den ich bis jetzt gar nicht bemerkt hatte. Dabei fielen ihm einige dunkle Locken ins Gesicht. Er schob sie zurück, als er sich wieder aufrichtete. »Na, dann lass uns mal unseren großen Auftritt starten.«
    Meine Füße verschmolzen förmlich mit dem Boden, als Cam sich umdrehte und die paar Schritte zur geschlossenen Tür von Raum 205 ging. Er griff nach der Klinke, dann sah er abwartend über die Schulter zurück.
    Ich konnte es nicht. Es hatte überhaupt nichts mit der Tatsache zu tun, dass ich den vielleicht attraktivsten Kerl auf dem Campus gerammt hatte. Ich konnte jetzt einfach nicht in den Kurs gehen, wo alle sich umdrehen und mich anstarren würden. In den letzten fünf Jahren hatte ich ständig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden, und ich hatte genug davon. Mein Magen verkrampfte sich, und ich trat einen Schritt zurück, weg vom Kursraum und von Cam.
    Er drehte sich um und runzelte die Stirn, während er mich gleichzeitig neugierig betrachtete. »Du läufst in die falsche Richtung, Süße.«
    Mir schien, ich war mein halbes Leben lang in die falsche Richtung gelaufen. »Ich kann nicht.«
    »Was kannst du nicht?« Er trat einen Schritt auf mich zu.
    Und ich rannte weg. Ich wirbelte einfach herum und lief los, als ginge es bei diesem Rennen um den letzten Tropfen Wasser in der Wüste. Gerade als ich diese verdammte Flügeltür aufstieß, hörte ich, wie er meinen Namen rief. Aber ich lief weiter.
    Mit heißem Kopf rannte ich die Treppe nach unten. Als ich aus dem Gebäude stürzte, war ich völlig außer Atem. Meine Beine bewegten sich weiter, bis ich mich schließlich auf eine Bank vor der benachbarten Bibliothek setzte. Die Morgensonne wirkte schrecklich grell, als ich den Kopf hob und die Augen zukniff.
    Oh Mann.
    Was für eine Art, einen ersten Eindruck in einer neuen Stadt, einer neuen Schule – einem neuen Leben – zu hinterlassen. Ich war über tausendfünfhundert Kilometer gereist, um neu anzufangen… und jetzt hatte ich innerhalb weniger Minuten alles versaut.

Kapitel 2
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwei Möglichkeiten: entweder, das Ganze abzuhaken und meinen verheerenden Versuch, den ersten Kurs meiner Collegekarriere zu besuchen, einfach hinter mir zu lassen, oder nach Hause zu fahren, ins Bett zu kriechen und mir die Decke über den Kopf zu ziehen. Ich sehnte mich danach, Letzteres zu tun, aber das passte einfach nicht zu mir.
    Wäre ich jemand gewesen, der einfach weglief und sich versteckte, hätte ich die Highschool niemals überlebt.
    Ich kontrollierte schnell, ob das breite Silberarmband an meinem linken Handgelenk richtig saß. Ich hätte die Highschool tatsächlich fast nicht überlebt.
    Mom und Dad hatten einen Anfall gekriegt, als ich sie über meine Pläne informiert hatte, am anderen Ende des Landes zu studieren. Wäre es um Harvard, Yale oder Sweet Briar gegangen, hätten sie über nichts anderes mehr geredet. Aber ein College, das nicht zu den Eliteuniversitäten gehörte? Was für eine Schande. Meine Eltern verstanden es einfach nicht. Das taten sie nie. Nie im Leben würde ich das College besuchen, auf das sie damals selbst gegangen waren. Außerdem wollte ich mich auch nicht an einer Uni einschreiben, wo die Hälfte der Country-Club-Mitglieder von zu Hause ihre Kinder hinschickte.
    Ich wollte an einen Ort, an dem ich kein höhnisches Grinsen sehen musste oder das bösartige Flüstern hören, das immer noch von den Lippen der Leute tropfte wie Säure. An einen Ort, an dem niemand von meiner Geschichte gehört hatte. Verschiedene Versionen der Wahrheit waren zu Hause wieder und wieder erzählt worden, bis ich mich manchmal selbst fragte, was eigentlich an diesem
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