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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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gesagt. Ich musste herausfinden, ob Direktor Fischer seiner Frau Messer mitgebracht hatte. Einfach fragen? Er konnte bereits alles wissen und seine Frau decken. Liebe, Karriere, vielleicht sogar beides. Er würde ihr kein einzelnes Messer mitgebracht haben. Wahrscheinlich ein Set. Vielleicht hatte sie die restlichen bereits weggeworfen. Nein, zu auffällig. Vielleicht vergraben. Von heute auf morgen verschwindet ein Satz Messer? Nein. Chloe Fischer hatte sicher eine Haushaltshilfe. Warum hatte dann die Haushaltshilfe das Messer nicht erkannt? Vesna.
    Im hinteren Zimmer stritten sich die Zwillinge um ein Spielzeug. Vesna und ich saßen in der Küche, die auch der Vorraum der Wohnung war. »Sie streiten auf deutsch«, sagte Vesna stolz. Vesna hatte einige Bekannte angerufen. Niemand wusste, wer die Haushaltshilfe von Chloe Fischer war. »Wir werden bluffen müssen«, sagte ich. Entweder brach alles zusammen, oder wir würden gewinnen. Wir würden gewinnen. Ich hatte etwas, was Chloe Fischer fehlte: Fantasie. Jede Menge davon. Zu viel?
    Als Chloe Fischer am nächsten Morgen ins Büro kam, fand sie auf ihrem Schreibtisch einen Zettel vor, auf dem »Polizei plant Hausdurchsuchung in der Villa« stand. In Computerschrift. Vesna war wieder einmal als Putzfrau getarnt in der Nacht durch den Hintereingang eingedrungen und hatte die Nachricht auf ihren Tisch gelegt.
    Droch und ich warteten in der Nähe von Fischers Villa. Chloe Fischer traf bald ein. Sie wirkte gehetzt, ließ den Mercedes, ohne abzusperren, vor dem Haus stehen und schloss hastig die Haustür auf.
    »Wir sollten hineingehen«, zischte ich.
    »Nein, so bekommen wir keinen Beweis«, sagte Droch in normaler Lautstärke.
    Fünf Minuten vergingen. Dann kam Chloe Fischer eilig aus dem Haus und sperrte die Tür zu. Sie trug einen gelben Karton.
    Chloe Fischer fuhr zügig die Höhenstraße entlang. Wir folgten ihr in einigem Abstand, hier gab es nicht viele Straßenkreuzungen. Wald, Villen und Wanderwege. Abrupt bog sie ab. Droch verlangsamte. Chloe Fischer hatte nur einige Meter hinter der Abzweigung angehalten. Ein dunkelblauer Peugeot fuhr an ihrem Auto vorbei und blieb 50 Meter weiter stehen. Wir hielten am Rand der höher gelegenen Höhenstraße und konnten Fischer von hier aus beobachten. Da war ein Müllcontainer. Die Türen des blauen Peugeots gingen auf. Chloe Fischer warf gerade die Schachtel in den Container. Zwei Männer stiegen aus dem Peugeot und rannten los. Fischer blieb stehen. Sie erstarrte.
    »Das hätte ich nicht getan«, sagte der eine Mann. Es war der stellvertretende Chef der Mordkommission, Drochs Freund Zuckerbrot. Der andere holte den Karton aus dem Müllcontainer. Längst war ich aus dem Auto gestiegen, um alles besser sehen zu können. Ich hatte bereits einige Fotos geschossen: von Chloe Fischer, wie sie etwas in den Müllcontainer warf, und von den beiden Polizeibeamten, die auf sie zu gesprintet waren.
    »Chloe Fischer, ich verhafte Sie wegen Mordes an Georg Schmidt.« Der andere Beamte nahm sie am Arm, keine Handschellen. Sie bewegte sich wie eine Marionette. Ihr Outfit war wie immer tadellos: hellblaues Chanelkostüm, weiße Perlenkette, hellblaue Pumps, perfekt gepflegtes blondes Haar. Sie sagte nichts.
    Ich drückte noch einige Male auf den Auslöser und trat dabei ein paar Schritte zur Seite. Die Erde war feucht und mit Blättern bedeckt und dementsprechend glitschig. Verdammt, ich begann zu rutschen und konnte mich nicht mehr halten. Ich stürzte und kullerte mit meiner Kamera den steilen Hang hinunter – den überraschten Polizeibeamten buchstäblich vor die Füße. Chloe Fischer riss den Mund auf und klappte ihn dann wieder zu.
    »Sie …«, sagte sie tonlos, und ich war froh, dass sie kein Messer in der Hand hatte. »Sie …«, kreischte sie los. Ich rappelte mich auf. Zuckerbrot grinste.
    »Ihr Mann hat Sie verraten«, sagte ich und sah Fischer in die Augen. »Nicht direkt, aber indirekt. Er hat davon geschwärmt, dass Sie trotz Karriere eine richtige Frau seien. Und dass er Ihnen von überall so gerne Haushaltsgegenstände mitbringe. Die Messer waren ein amerikanisches Fabrikat. Er hat Ihnen die Tatwaffe gekauft, weil Sie eine richtige Frau sind.«
    »Eine richtige Frau?«, schrie Chloe Fischer. »Eine richtige Frau? Ich sage Ihnen verdammt noch einmal etwas: Ich habe es satt, ich habe seine dummen Messer und Töpfe und Gläser satt. Ich habe es satt, dass er glaubt, meine Arbeit sei bloß ein Hobby. Ich habe es satt, satt,
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