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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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kann man sich verlassen.«
    Droch nahm es mit einem Grinsen zur Kenntnis. »Was glaubst denn du?«

[ 13 ]
    In der Tasche wurden drei der von Vesna markierten Geldscheine gefunden. Die Ermittlungen wurden nicht von der Mordkommission und schon gar nicht von Drochs Freund, sondern von einem Sonderkommissar übernommen. Der Fall war politisch heikel. Vesna, Droch und ich wurden vorgeladen, man verpflichtete uns zum Stillschweigen. Droch und ich protestierten nicht. An dem Tag nach der Verhaftung Millers erschien das Heft mit dem Drohbrief. Wenn die Kollegen von den neuen Entwicklungen keinen Wind bekamen, war das für unser Wochenmagazin nur gut.
    Am Abend, nachdem die Wahlkampfmitarbeiter in ihren Vogl-T-Shirts schon heimgegangen waren, tauchte der Sonderermittler mit zwei Experten der Spurensicherung ganz diskret bei der Wahlkampfzentrale auf. Vesna und ich warteten bereits vor dem Hintereingang. Mir war schon seit meiner Einvernahme klar, dass der Sonderermittler von Medienleuten noch weniger hielt als von Politikern. Geschmackssache. Ich hatte alles erzählt. Einzig mein Erlebnis mit den Schlägern hatte ich verschwiegen. Ich war es ihnen schuldig, und außerdem konnte ich die beiden vielleicht noch brauchen. Ich hatte mich nicht nur für jede meiner Überlegungen, sondern auch für jedes Faktum rechtfertigen müssen. Könne es nicht sein, dass ich eine Story erfinden wolle? Wunderbar. Ich dachte an die Blutergüsse, die Wunden, die Angst, die Schüsse und unsere Flucht. Aber natürlich, es ging immer bloß um die Story. Journalisten waren eben so. Und was war mit Droch, dem angesehenen Kommentator? Klar, ich hatte ihn in die Sache hineingezogen. Offenbar hatte ich ihn verführt, und ein Mann im Rollstuhl … Und Vesna war eben auch mit von der Partie. Vesna hatte man viel ausführlicher nach ihren Aufenthalts- und
    Arbeitspapieren gefragt als nach den Ereignissen von letzter und vorletzter Nacht. Ich war noch immer wütend.
    Chloe Fischer sperrte uns von innen auf. Wir zeigten der Polizei, wo man auf uns geschossen hatte. Schüsse, die niemand gehört hatte. Weder Orsolics noch der Adjutant. Die Experten überprüften jedes Stück der Wand zwischen der Eingangstüre und der Tür, die im ersten Stock ins Wahlkampfbüro führte. Nicht die Spur eines Einschusses. Die Wand wies keine neu übermalten Stellen auf. Sie war trocken. Ich verstand das nicht. Ich hatte die Schüsse gehört, ich hatte im finsteren Stiegenhaus die Blitze gesehen. Auch Vesna hatte die Schüsse gehört und gesehen, und sie war gestürzt.
    Chloe Fischer stand am Treppenabsatz, höflich und zuvorkommend. »Es gibt ein Kino, das manchmal unerlaubterweise die Türe aufmacht. Bisweilen hört man von dort Schüsse. Vielleicht haben Sie das gehört?«
    Ich wäre ihr am liebsten ins Gesicht gefahren. Nur ruhig. Keine Emotionen. »Und die Lichtblitze könnte ich auch gehört haben?«
    Der Lokalaugenschein wurde ohne Ergebnis abgebrochen.
    »Es sieht nicht gut aus«, sagte der Sonderermittler zu mir. »Keine Beweise.« Es schien ihn zu freuen.
    Am nächsten Tag machten erste Gerüchte die Runde, dass in Vogls Wahlkampfbüro eine Hausdurchsuchung stattgefunden habe. Vogls Pressesprecher reagierte prompt mit einer Aussendung. Das Krisenmanagement funktionierte. Ich sah sie vor mir, wie sie im Sitzungszimmer saßen und Krisenmanagement betrieben. Hingebungsvoll. Maximale Transparenz, maximale Information, maximale Verpackung, damit das andere im Verborgenen bleiben konnte. Es habe keine Hausdurchsuchung gegeben. Zwei Frauen hätten behauptet, dass im hinteren Stiegenhaus der Wahlkampfzentrale Schüsse gefallen seien. Ein Lokalaugenschein durch die Polizei habe ergeben, dass das nicht stimmen könne. Man habe keinerlei Spuren gefunden. Es gebe eben immer wieder Versuche, Vogl zu schaden. Die Erklärung, die einigen Medienleuten zusätzlich mündlich und »exklusiv« geliefert wurde, lautete, dass eine der Frauen unbestätigten Meldungen zufolge pathologisch zur Hysterie neige, deswegen auch schon in Behandlung gewesen sei und Schussgeräusche, die aus einer offenen Kinotüre gedrungen seien, für bare Münze genommen habe. Bellini-Klein, ein Psychopath. Schmidt, ein Mann, der Huren und die Halbwelt mehr liebte als die Politik und von einem der letzten Wiener Strizzis abgestochen worden war. Mira Valensky, unbestätigten Gerüchten zufolge hysterisch.
    Eine halbe Stunde später gab es eine weitere Presseaussendung zum Thema. Ein Polizeisprecher bestätigte,
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