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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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sie in ihrem Zimmer – mit einer Verbindungstür zu seinem – gewesen sei. Von Schwarzgeldgeschäften habe er keine Ahnung gehabt. Für die Finanzkontrolle sei alleine Chloe Fischer zuständig gewesen. Man könne das nachprüfen. Zu seinem Bedauern verstehe er von Bilanzierung nichts, aber das sei auch nicht sein Job.
    Die Buchhalterinnen hätten neben gewissen Namen Sternchen gemacht, teils, weil diese Leute von der Partei, teils, weil sie mit Schwarzgeld bezahlt wurden. Die Liste mit den ausgezahlten Beträgen habe man im Safe von Chloe Fischer gefunden. Orsolics schüttelte erschüttert den Kopf. Er wolle keine Theorien aufstellen, aber es sei schon augenfällig, wer unter den Vorfällen am stärksten zu leiden habe: Wolfgang A. Vogl. Ihm gehöre seine ganze Loyalität. Vogl werde seine Kandidatur nicht zurücklegen. Und er, Orsolics, bleibe, um den Wahlkampf zu organisieren, das sei er ihm schuldig.
    Das Mediengewitter dauerte einige Tage. Meine Story brachte viele Details an die Öffentlichkeit. Das Foto, auf dem Chloe Fischer den Karton mit den Messern in die Mülltonne warf, war großartig geworden. Ein Jahrhundertfoto. Ich gab Interviews. Droch und ich waren die Stars, die Aufdecker. Aber man glaubte nur, was bewiesen war: Chloe Fischer war eine Mörderin. Und sie hatte sechs Millionen Schwarzgeld in den Wahlkampf geschleust.
    Aus den USA wurde ein ehemaliger PR-Berater des amerikanischen Präsidenten eingeflogen. Gemeinsam mit Orsolics und dem Pressesprecher kreierte er eine neue Kampagne. Orsolics rief mich sogar an, um mir davon zu erzählen. »Ehrenrettung für Wolfgang A. Vogl«, sagte er.
    »Und wer hat Bellini-Klein umgebracht?«, fragte ich.
    Zwei Tage später präsentierte Vogl sich den Medien. So viel Aufmerksamkeit hatte er noch nie gehabt. Ich saß bei der Pressekonferenz in der ersten Reihe und hatte die Arme verschränkt. Ich wollte es ihm nicht leicht machen. Er übersah mich gekonnt, blickte ernst und direkt in die Kameras und begann mit seinem Statement: »Meine Gegner wollen mir schaden. Meine Konzepte sind die besseren. Ihnen geht es um Macht, mir geht es um die Bürgerinnen und Bürger. Das macht mich unschlagbar. Das macht mich sicher. Ich selbst habe sofort veranlasst, dass alles aufgeklärt wird. Ich bin hintergangen worden.« Hier kippte seine Stimme etwas. »Hintergangen von einer Person, der ich vertraut habe. Ich fordere maximale Transparenz. Schonungslose Einsicht in alle Unterlagen. Für eine saubere Politik. Für eine neue Politik. Gemeinsam, im Interesse der Menschen dieses Landes.« Vogls Erklärung wurde natürlich von allen Medien gebracht. Johanna Mahler hielt sich diesmal mit ihrer Kritik an Vogl deutlich zurück. Nur Wessely sprach von dunklen Machenschaften, die noch nicht restlos aufgeklärt seien. Die Konservativen beschlossen nach einer Krisensitzung, weiter zu schweigen. Ihr Parteichef sprach dem »Menschen Vogl« das Vertrauen aus. Eine Woche später wurde Adjutant Miller aus Mangel an Beweisen auf freien Fuß gesetzt.
    Ich lag mit einer warmen Wolldecke in meiner Hängematte. Die späte Herbstsonne hatte mich noch einmal auf den Balkon gelockt. Bald würde ich ihn für einige Monate vergessen können. Vielleicht sollte ich doch in eine wärmere Gegend auswandern?
    Vogl und Orsolics und Miller und die Schläger. Alle unschuldig. Es hatte nur die perfekte Chloe Fischer getroffen. Weil sie alles konnte und alles besser machen wollte. Hatte sie alles allein gemacht? Ich schüttelte den Kopf. Das kommt davon. Tüchtig ist zu wenig. Zu tüchtig ist gefährlich. Orsolics hatte sich retten können, der Adjutant stand bloß als Dummkopf da und Vogl gar als Opfer. Zumindest vorläufig. Die Wirtschaftspolizei ermittelte gegen die Beste-Bank und einige ihrer Kunden. Ich hatte der Polizei nicht erzählt, dass ich den Finanzdirektor gemeinsam mit den Leuten von Mega-Kauf und meinem Chefredakteur gesehen hatte. Unwahrscheinlich, dass es da einen Zusammenhang gab. Außerdem musste man sich ja nicht gleich alles zerstören.
    Der Finanzdirektor blieb auf freiem Fuß. Bellini-Kleins Tod blieb ungeklärt. Er würde wohl ungeklärt bleiben.
    Ich kletterte aus der Hängematte. Zeit, sich langsam zurechtzumachen. Droch hatte mich zum Essen eingeladen. Droch …
    Im Wohnzimmer spielte Gismo mit einem zerknüllten Stück Papier. Sie hatte wieder einmal den Papierkorb ausgeleert. »Bestie«, zischte ich, stellte den Papierkorb wieder auf, sammelte die Papierabfälle ein und wollte Gismo
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