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Wärst du doch hier

Wärst du doch hier

Titel: Wärst du doch hier
Autoren: Graham Swift
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Aber Ellie hatte ihn gemahnt, den Robinsons nicht das Gefühl zu geben, dass irgendwelche ihrer Fragen albern seien. Ebenso gut hätte er sagen können, es sei immer beruhigend zu wissen   – sollte es je soweit kommen   –, dass im Haus ein Gewehr war. Doch das wäre vielleicht auch nicht so klug gewesen. Also hatte er einfach gesagt, sie hätten, was das anging, noch nie Probleme gehabt, nicht in diesem Teil der Welt. Und er hatte Toby Robinson mit einem möglichst ausdruckslosen Blick angesehen.
    Die Robinsons dachten nicht an die Art von Sicherheit   – oder Unsicherheit   –, die Jack im Sinn hatte und die der Grund dafür war, dass er die Farm verkaufte. Darin sahen sie lediglich eine Gelegenheit für sich selbst. Für sie   – oder für Mr.   Robinson   – waren Rinderkrankheit und Notverkauf etwas, das sich möglicherweise zu ihren Gunsten auswirkte. Toby hatte seiner Frau gesagt, dasnördliche Devon sei völlig abgeschieden. Es sei eine unverdorbene, unerforschte Landschaft. Alle Welt wolle nach Süd-Devon und Cornwall, wo die Preise schon ziemlich angezogen hätten, und die ganze BS E-Geschichte könnte nur bedeuten, dass es ein paar wirklich günstige Angebote geben würde. Toby Robinson war Investment Banker, aber in gewissen Situationen, das wusste Clare, hatte er den Instinkt eines Straßenhändlers und kannte kein größeres Vergnügen, als einen Preis runterzuhandeln. Vielleicht hatte er es deshalb bis dahin geschafft, wo er jetzt war. Und warum das Wort »Landschaft« aus seinem Munde einen seltsamen Klang hatte.
    Toby fand, dass Jack, sein Verhandlungspartner, ein ungewöhnlicher Typ war (und das meinte er nicht als Kompliment), aber er gab sich Mühe, nicht den Anschein zu erwecken, dass er auf Jack herabblickte. Er wollte den Eindruck vermeiden, dass die Summe, die für Jack, so vermutete er (zu Recht), exorbitant war, für ihn selbst fast noch als Taschengeld durchging. Gleichzeitig empfand er einen tiefen Respekt für den Mann. Farmer handelten auf dem Markt, oder? (Oder taten sie das nicht mehr?) Sie konnten sich nicht
allzu
sehr von den Menschen unterscheiden, die in der Finanzbranche arbeiteten.
    Für die Robinsons bedeutete Sicherheit die Gewähr, dass nichts und niemand ihren Besitz und die Benutzung ihres neuen Eigentums einschränkte oder beeinträchtigte. Dennoch hätte Clare Robinson vielleicht gesagt, die Zeitungsmeldung habe auf sie   – obwohl ihre körperliche Unversehrtheit unangetastet und ihr Besitz, das Haus auf der Jebb Farm, uneingeschränkt erhalten blieb   – eine verunsichernde Wirkung gehabt.
     
    Hätten Bob Ireton und Jack sich bald nach der Beerdigung auf dem, was jetzt der Besitz der Robinsons war, getroffen   – ob Jack sich theoretisch des unbefugten Betretens fremden Eigentums schuldig gemacht hätte oder nicht   –, hätten sie vielleicht ein Gespräch über Sicherheit geführt. Sie hätten vielleicht in Iretons Polizeiwagen gesessen, auf dem makellos gepflasterten Wendeplatz, um sie herum das landschaftsgärtnerisch gestaltete und terrassierte Grundstück, jedoch mit dem im Wesentlichen unveränderten Blick (der jetzt nach dem Abriss der kleinen Scheune weniger eingeschränkt war) über das Barton Field vor sich. Bob hätte Jack vielleicht von all den Veränderungen auf der Jebb Farm erzählt   – sichtbar von dort, wo sie standen   –, aber vielleicht wären sie, fast unvermeidlich und gegen ihren Willen, auf das größere Thema zu sprechen gekommen.
    Mit Blick auf die Robinsons und Menschen ihres Schlages und die Ängste, die sich in ihren raffinierten Alarmsystemen manifestierten, hätte Bob sagen können, dass diese Menschen ein Problem hatten. Sie wüssten nicht, wie begünstigt sie seien, sie könnten sich nicht einfach an dem erfreuen, was sie hatten, und sie verstünden die eigentliche Bedeutung von Verlust nicht, richtig? An dieser Stelle hätte Bob Jack bedeutungsvoll ansehen können. Die beiden Männer hätten vielleicht immer noch, so wie sie nebeneinander saßen, den eckigen Abdruck auf ihren Schultern gespürt. Aber andererseits, hätte Bob sagen können, würde die Welt   – die Welt im Allgemeinen   – auch nicht sicherer, richtig? Er habe also, so hätte er mit einem Anflug von Humor fortfahren können, den richtigen Beruf gewählt, richtig? Allerdings wäreer nicht soweit gegangen anzudeuten, dass manche Menschen zu dem Schluss gekommen seien, auch Tom habe den richtigen Beruf gewählt (Bob wusste natürlich, dass
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