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Wärst du doch hier

Wärst du doch hier

Titel: Wärst du doch hier
Autoren: Graham Swift
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dies keineswegs Toms Motivation gewesen sein konnte). Für Sicherheit in der Welt sorgen. Sicherheit. Dieses Argument wurde immer hervorgeholt, richtig? Allerdings konnte man damit fast alles rechtfertigen, richtig?
    Bob war Polizist und ein praktischer Mensch, neigte aber dazu, seine eigenen Überlegungen anzustellen, und während er diese Gedanken für sich behielt, hätte er vielleicht ernsthaft auf das raureifweiße Feld vor sich geblickt.
    Jack hätte sagen können: »Und inzwischen Sergeant, Bob.« Weil er sich an all die Streifen und Goldepauletten und Schärpen vom Vortag erinnerte. Und Bob hätte vielleicht darüber geschwiegen, dass er seine Uniform speziell für den Anlass am Morgen hatte reinigen und bügeln lassen und dass er sich im Spiegel gemustert hatte. Jack hätte vielleicht die ganze Zeit das Gefühl gehabt, die Medaille brenne ein Loch in seine Tasche.
    Bob, den Blick auf Jack gerichtet, der ebenfalls den frostbedeckten Ausblick vor sich betrachtete, und das Auf und Ab seines Adamsapfels beobachtend, könnte sich gewünscht haben, dass das Thema Sicherheit nicht aufgekommen wäre, was ja nicht nur mit der Alarmanlage beim Jebb House zu tun hatte, sondern auch mit seinem Bedürfnis als Ortspolizist, den Tod eines Mannes, der aus dem Ort stammte und in einem fernen Land gestorben war, in einen Kontext zu bringen. Aber schließlich hätte Jack das Thema doch aufgreifen und sagen können, dass in seinem neuen Arbeitsfeld das Thema Sicherheiteigentlich ein wesentlicher Faktor sei. Nicht nur, weil er hin und wieder bei kleineren Vorfällen eingreifen müsse und sich dabei ein bisschen wie ein Polizist vorkomme (da hätte er Bob einen verlegenen Blick zuwerfen können), sondern auch wegen der Sorge, die Wohnwagen außerhalb der Saison zu bewachen. Wie gerade jetzt. Allerdings hätte er wahrscheinlich nicht erwähnt, dass er einen Vertrag mit einem Sicherheitsdienst geschlossen hatte (und sich nicht nur auf die ortsansässige Polizei verließ), und dass diese Sorge besonders dann bestand, wenn sie   – Ellie und er   – im Winter (jedoch nicht in diesem) Ferien in der Karibik machten.
    Jack hätte sagen können, wie seltsam es doch sei, dass die Wohnwagengäste in ihren Ferien oft den Wunsch hätten, über den Zustand der Welt im Allgemeinen zu sprechen und darüber, dass sie nicht sicherer würde. So wie er und Bob jetzt gerade. Und Jack hätte den Gedanken äußern können, dass es einen Ort »fern von allem« in Wirklichkeit gar nicht gäbe, oder? Dann hätte er in einem unbeholfenen Versuch einen Witz machen können. Er hätte erklären können, er wohne jetzt in einem Haus, das Lookout Cottage heiße und aus zwei ehemaligen Häusern der Küstenwache bestehe. Es sei der Ort, wo zwei inzwischen völlig vergessene arme Menschen theoretisch die Aufgabe hatten, das ganze Land vor einer Invasion zu beschützen. Aber jetzt musste jeder Wache halten, oder?
    Die beiden Männer hätten über das Land blicken können, und Bob hätte diesen Moment wählen können, um zu sagen: »Aber es geht dir gut, oder, Jack? Es läuft doch gut.« Oder er hätte sagen können: »Und wie geht es Ellie?Mir ist natürlich aufgefallen, dass sie nicht dabei ist.« Aber vielleicht hätte er nach weiterer Überlegung die Frage nicht gestellt, und auch andere Fragen nicht, weil er nicht wissen konnte, was bei Jack, angesichts all der Veränderungen, die mit der Jebb Farm angestellt worden waren, einen Tränenausbruch auslösen konnte.
    Vielleicht wäre ein Schweigen zwischen ihnen entstanden und währenddessen wäre nur das Krächzen der Krähen zu hören gewesen, bei dem sie beide möglicherweise zu dem Wipfel der Eiche hinaufgeblickt hätten. Wie konnten sie einander das sagen, was man über den Tod von Tom Luxton hätte sagen müssen?
    Jack hätte Bob vielleicht angesehen und gedacht: Wird er mich trotzdem verhaften, für irgendetwas, das viel größer und schlimmer ist als das unbefugte Betreten fremden Eigentums? Aber Ireton hätte auch auf seine Uhr blicken und in einem fürsorglichen Ton, als hätte er zufällig jemanden angetroffen, der sich verlaufen hatte, sagen können: »Na gut, Jack, ich kann dich jetzt deinen Erkundungen überlassen, oder ich kann dich zur Straße zurückbringen, zu deinem Auto.«
     
    Rückblickend konnte Clare Robinson sich eingestehen, dass ihre ersten, eher vagen Bedenken   – noch vor dem »Schauder«   – mit der Maul-und-Klauenseuche kamen. Die sich hinziehenden Bauarbeiten hatte sie
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