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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume
Autoren: Kathryn Smith
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»Die Oberste Wächterin will den Vorfall untersuchen, bei dem du Noah in unser Reich mitgebracht hast.«
    »Das ist doch Quatsch, und du weißt es auch. Wie sollte ich ahnen, dass es nicht erlaubt war?«
    Morpheus lächelte. »Ja, ich weiß. Möglicherweise kannst du dich mit deiner Unwissenheit und mit deiner ehrlichen Angst um Noah, als Karatos ihn angriff, herausreden.« Sein Lächeln erstarb. »Vielleicht befindet der Rat aber auch, dass ich dich nicht richtig erzogen habe. Auf jeden Fall werden sie nach ihrem Gutdünken urteilen, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit wir beide mit heiler Haut davonkommen.«
    Ich seufzte. »Ich kann gar nicht glauben, dass es so schlimm ist.«
    »Ist es aber«, erwiderte er und legte mir seine großen Hände auf die Schultern. »Weil sie Angst haben. Du hast etwas getan, was noch nicht einmal ich fertigbringe, und so viel Macht erschreckt den Rat.«
    Ach ja, das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Selbst Morpheus kann keine Sterblichen leibhaftig ins Traumreich holen. Sonst würde der Körper meiner Mutter ja nicht in einem Bett in Toronto im Koma liegen, und meine Familie in der realen Welt wäre nicht außer sich vor Sorge, weil sie nicht aufwachte. Ich konnte Mom auch nicht ins Traumreich bringen. Na ja, eigentlich doch, aber nicht für längere Zeit. Das vermag kein Mensch, jedenfalls soweit ich weiß. Aber ganz sicher kann man natürlich nie sein. Schließlich verstieß auch meine Existenz gegen alle Gesetze dieser Welt.
    Ich brachte ein Lächeln zustande. »Glaubst du, ich kann ihnen so viel Angst machen, dass sie mich in Ruhe lassen?«
    »Sie können dir nur im Traumreich etwas anhaben, nicht in der Welt der Menschen«, erinnerte er mich. »Und auch wenn ich nicht imstande bin, sie an ihrem Vorhaben zu hindern, so kann ich ihnen doch Steine in den Weg legen, wenn sie ihre Befugnisse überschreiten.«
    Das tröstete mich ein wenig. Ich bemerkte die tiefen Falten um seine Augen und die Schatten darunter. Auch er wirkte erschöpft. Ich blickte zu meiner Mutter. Sie war nicht nur müde, sie war verängstigt.
    »Verschweigt ihr beide mir etwas?«, fragte ich. Ich muss gestehen, ich hatte vor allem um mich selbst Angst.
    Mom seufzte. »Ich habe letzte Nacht die Träume deiner Schwester Ivy aufgesucht.«
    Ich wusste, dass sie das hin und wieder tat – ich war ihr dabei sogar einmal begegnet. Sie tat es bei all meinen Geschwistern. Es war ihre Art, sich um ihre Kinder und Enkel in der wirklichen Welt zu kümmern. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie tatsächlich bei ihnen wäre, aber ich wusste, dass sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hatte, und versuchte deshalb, nicht zu hart über sie zu urteilen.
    »Ist was mit Ivy?« Zum Teufel mit der Angst um mich selbst. Meine älteste Schwester konnte mich zwar zum Wahnsinn treiben, aber dennoch liebte ich sie heiß und innig. Ich mochte all meine Geschwister, obwohl sie nichts von meiner übermenschlichen Natur wussten.
    Mom schüttelte den Kopf und verschränkte ihre zarten Hände im Schoß. »Der Spezialist, an den sie sich gewandt haben – Dr. Ravenelli – kommt übermorgen, um mich zu untersuchen.«
    Ach du Schande. Vor kurzem hatte meine Familie von diesem Arzt gehört, der behauptete, er könnte meine Mutter aus dem Koma holen. Anscheinend glaubten meine Geschwister ihm. Was dieser Mann vorhatte, um sie dem Gott der Träume zu entreißen, wusste ich nicht, aber offensichtlich fürchteten meine Eltern, es könnte ihm gelingen.
    Dieser Ravenelli wusste natürlich nicht, mit wem er es hier zu tun hatte. Oder etwa doch? Wenn man bedachte, was Morpheus’ Feinde schon alles versucht hatten, um Morpheus zu schaden, hätte es mich nicht überrascht, wenn sie dahintersteckten. Es wäre für sie erschreckend einfach gewesen, sich in den Traum dieses Ravenellis zu schleichen und ihm einzureden, er könnte meine Mutter aufwecken. Oder noch schlimmer, was wäre, wenn sie ihm verrieten, wie er das anstellen musste?
    Mit klopfendem Herzen blickte ich meinen Vater an. Dass sie hinter mir her waren, war eine Sache, aber dass nun auch meine Mutter in Gefahr schwebte … »Gegen dich kommt er doch nicht an, oder?«
    Morpheus schüttelte den Kopf. »Nein, gegen mich nicht.«
    Mein Blick wanderte zu meiner Mutter hinüber. »Und was ist mit dir?«
    Sie war blass. »Ich habe Angst, dass er mich zurückbringt. Manchmal frage ich mich aber auch, ob ich ihn einfach gewähren lassen soll.«
    Ich zog die
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