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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths
Autoren: Will Adams
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sehen, ob Angelos etwas damit anfangen konnte, aber dafür gab es keinerlei Anzeichen. «Es handelt sich dabei um ein sehr wichtiges religiöses Fest, das in der Antike an dem Hafen stattfand, der heute Elefsina genannt wird, früher aber Eleusis hieß.» Die Zeremonien wurden aus gutem Grund als Mysterien bezeichnet, denn sie fanden geschützt von hohen Mauern, verschlossenen Türen und einer fast krankhaften Geheimhaltung statt, was so gut funktionierte, dass nahezu nichts über sie bekannt war. Eine Unkenntnis, die neugierig machte, nicht zuletzt weil Sophokles, Pindar, Aristoteles, Cicero, Platon und viele andere gebildete, intelligente und skeptische Menschen die Mysterien als eine der großartigsten Erfahrungen ihres Lebens betrachteten. Deshalb waren sich alle Fachleute einig, dass dort etwas Bemerkenswertes stattgefunden haben musste. Das Problem war allerdings, dass niemand wusste, was genau. Eleusis war bei den antiken Griechen sehr eng mit Elysium verbunden, einerseits weil die Namen so ähnlich waren, andererseits weil man glaubte, dass die Mysterien den Anwesenden einen Blick auf das Leben nach dem Tod boten.
    «Und Petitier wollte morgen Nachmittag einen Vortrag auf der Konferenz halten», meinte Angelos. «Zu welchem Thema genau?»
    «Das weiß ich nicht», sagte Knox. «Die Organisatoren hielten sich ziemlich bedeckt und haben nur vage angedeutet, dass es sensationell sein würde. Doch unter diesen Umständen werden sie es Ihnen sicherlich erzählen. Vielleicht ist der Text auch auf seinem Laptop. Den haben Ihre Leute ja mitgenommen.»
    Angelos sah Theofanis mit hochgezogenen Augenbrauen an. «Laptop?», fragte er.
    «Ich habe ihn Stelios zum Überprüfen gegeben.»
    «Frag nach, ob er schon vorangekommen ist.» Er wartete, bis Theofanis verschwunden war, und wandte sich dann wieder an Knox. «Ihr Freund Augustin sollte morgen auch einen Vortrag halten, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Aber wie ich gehört habe, lebt er in Ägypten. Ein Franzose, der in Ägypten lebt. Was qualifiziert ihn eigentlich dazu, einen Vortrag über antike griechische Häfen zu halten?»
    «Die Mysterien wurden nicht nur hier in Griechenland gefeiert», erwiderte Knox. «Als Alexander der Große auf Eroberungsfeldzug ging, hat er Ableger in der gesamten antiken Welt eingerichtet, einschließlich Ägypten. Im südlichen Teil Alexandrias gibt es ein Viertel, das Eleusis heißt, und Augustin hatte dort vor kurzem eine Ausgrabung. Das sollte das Thema seines Vortrags sein. Meine Freundin und ich haben ihm dabei geholfen, deswegen beschlossen wir, ihn zu begleiten und ein paar Urlaubstage dranzuhängen.»
    «Ihre Freundin?», fragte Angelos.
    «Gaille Bonnard», sagte Knox und deutete auf seine Aussage. «Sie war den ganzen Nachmittag auf der Konferenz.»
    «Und warum waren Sie nicht dort?»
    «Ich war nicht in der Stimmung. Außerdem hatte ich Augustin versprochen, ihn zum Flughafen zu fahren, um Claire abzuholen.» Er sah plötzlich wieder vor sich, wie sie mit Augustin aus der Ankunftshalle gekommen war, strahlend vor Freude über das Wiedersehen, mit einem riesigen Strauß weißer Rosen im Arm, während Augustin einen vollbeladenen Gepäckwagen schob. «Mit leichtem Gepäck unterwegs, was?», hatte Knox grinsend bemerkt und sie auf die Wange geküsst, wobei er deutlich den Limonengeruch ihrer Gesichtscreme wahrgenommen hatte.
    «Daran sind die Leute vom Frachtunternehmen schuld!», hatte sie sich ereifert. «Die haben totalen Mist gebaut. Ich musste alles mitnehmen. Es hat mich ein Vermögen gekostet!» Sie hatte den Kopf geschüttelt und sich zu ihrem Gepäck umgedreht. «Erbärmlich, oder? Darin steckt mein ganzes Leben.»
    «Dein Leben ist jetzt an meiner Seite», hatte Augustin gesagt.
    Claires Augen hatten gestrahlt, und sie war vor Freude rot geworden. «Ja», hatte sie gesagt. «Das ist es.»
    Die Tür des Verhörraums wurde geöffnet, und Theofanis kam wieder herein. «Ich muss kurz mit Ihnen sprechen», sagte er zu Angelos.
    «Worüber?»
    Theofanis warf Knox einen Blick zu. «Nicht hier», sagte er. Die beiden gingen hinaus auf den Flur, wo Theofanis seinem Chef etwas mit so leiser Stimme erklärte, dass Knox kein Wort verstehen konnte. Aber als er schließlich hörte, wie Angelos laut fluchte und ein Glas an die Wand flog, konnte er sich denken, dass es keine guten Nachrichten waren.
    Einen Moment später ging die Tür wieder auf, und Theofanis kam herein. Er sah ein bisschen mitgenommen aus. «Ich soll Sie runter in eine
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