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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths
Autoren: Will Adams
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geschlossen war, war es unangenehm stickig, und die Wände schwitzten, als hätten sie Fieber. Auch Knox spürte die Feuchtigkeit am ganzen Körper, sie war so erdrückend wie ein schlechtes Gewissen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, dehnte die Finger und versuchte, seine Erinnerungen in Schach zu halten. Doch es war zwecklos, die Bilder liefen vor ihm ab wie eine Diashow. Augustin auf dem Boden des Hotelzimmers, das Blut, das aus der Wunde am Kopf sickerte. Die Sanitäter, die ihn auf eine Trage legten und mit Gurten sicherten. Claires Weinen und ihr angsterfülltes Gesicht, als sie Augustins Hand umklammerte.
    Knox hatte Augustin vor zehn Jahren kennengelernt. Der Franzose hatte zu Ehren von Richard Mitchell, Knox’ altem Mentor, einen Empfang gegeben, zu dem alle führenden Archäologen und Bürger Alexandrias eingeladen waren. Typischerweise war Richard im Pastroudi’s von einem hübschen jungen Kellner mit langen Wimpern und einem leichten Lispeln aufgehalten worden, sodass Richard Knox vorgeschickt hatte, um ihn zu entschuldigen. Da Augustins Temperamentsausbrüche legendär waren, hatte Knox sich schon um sein Trommelfell gesorgt, doch dann war alles anders gekommen. Augustin und Knox hatten sich von Anfang an verstanden, es war eine dieser seltenen Freundschaften, die sofort da sind, und beide wussten bereits damals, dass sie fortdauern würde. Wenn Knox seitdem in Schwierigkeiten geraten war, hatte er sich zuerst an Augustin gewandt, und er war nie enttäuscht worden. Was sagte es also über ihn, dass er nur dagestanden und zugeschaut hatte, als Augustin derart brutal zusammengeschlagen worden war?
    Plötzlich ging die Tür auf. Theofanis, der aufgeweckte Polizeibeamte, der zuvor seine Aussage aufgenommen hatte, kam wieder herein. Ein zweiter Mann folgte ihm. Er war in Zivil gekleidet, doch sein Auftreten und die Art, wie Theofanis ihm den Vortritt ließ, deuteten zweifellos darauf hin, dass er der Chef war. Er baute sich vor Knox auf und schaute finster auf ihn hinunter. «Sie sprechen Griechisch, ja?»
    «Ich komme zurecht», antwortete Knox. Die antike Sprache hatte er in Cambridge studiert, Neugriechisch dagegen vor zehn Jahren unter weniger glücklichen Umständen in Thessaloniki gelernt. Damals hatte er vergeblich versucht, seinen Eltern und seiner Schwester, die ermordet worden waren, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    «Ich bin Kriminalhauptkommissar Angelos Migiakis», sagte der Mann. Er hatte ein Mondgesicht mit einem schwarzen Dreitagebart und wirkte abgehetzt. «Ich werde diesen Fall persönlich übernehmen.» Er fuchtelte mit Knox’ Aussage vor dessen Gesicht herum. «Theofanis hat mir erzählt, dass Sie derjenige sind, der Alexanders Grab gefunden hat. Er meint, Sie wären so was wie eine Berühmtheit.»
    «Ich habe geholfen, Alexanders Grab zu finden, das ist richtig.»
    «Glauben Sie, das berechtigt Sie und Ihre Freunde dazu, meine Beamten bei der Ausübung ihrer Pflichten anzugreifen?»
    «Seit wann gehört es zu den Pflichten der griechischen Polizei, Frauen anzugrapschen und ihre Männer krankenhausreif zu prügeln?»
    «In dem Zimmer befand sich ein Sterbender. Meine Beamten haben die Kontrolle über den Tatort übernommen, so wie es von ihnen verlangt wird.»
    Knox schloss die Augen. Es war die erste Bestätigung, dass Claires Versuche, Petitier wiederzubeleben, zwecklos gewesen waren. «Dann ist er also tot?», fragte er.
    «Ja. Er ist tot. Und ich möchte wissen, warum man ihn töten wollte.»
    «Woher soll ich das wissen?»
    Theofanis war zum Boiler gegangen und versuchte vergeblich, ihn auszuschalten. Gereizt schlug er dagegen und drehte sich dann wieder um. «Sie sagten, er habe versucht, Ihnen noch etwas zu sagen, bevor er starb. Könnte es der Name des Mörders gewesen sein?»
    «Vielleicht», räumte Knox ein. «Es klang wie ‹Elysium›, aber ich würde es nicht beschwören wollen.»
    «Elysium?», wiederholte Angelos stirnrunzelnd.
    «In der griechischen Mythologie der Aufenthaltsort der Seligen im Jenseits. Die Elysischen Gefilde. Sie waren eine Art Paradies.»
    «Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Petitier dachte, er wäre auf dem Weg ins Paradies?», blaffte Angelos.
    «Keine Ahnung», sagte Knox. «Ich kannte den Mann nicht. Aber ich würde sagen, es hatte eher etwas mit seinem Vortrag zu tun, den er morgen halten wollte.»
    «Seinem Vortrag?»
    «Ja. Wir sind alle wegen einer Konferenz über die Eleusinischen Mysterien in Athen.» Er hielt inne, um zu
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