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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
Autoren: Sandra Todorovic
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ist wohl mehr ein Kompliment, als eine Beleidigung.“ Verlegen schaute ich weg.
    „Wohnst du schon lange in New York?“, fragte er und legte seinen Kopf schief, um mir in die Augen zu sehen.
    Ich hob den Blick und sah ihn an. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Was war denn bloß los mit mir? Konnte es wirklich sein, dass dieser fremde Junge mich dermaßen durcheinanderbrachte? Seine Mimik nahm mich gefangen, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sara, rede endlich.
    „Ja, schon mein ganzes Leben.“
    „Du bist also eine echte New Yorkerin“, stellte er fest.
    „Das bin ich wohl. Nur das Wetter könnte mehr wie an der Westküste sein.“
    „Der Schnee hat auch seine Vorteile. Ich bin gerade von Los Angeles hergezogen, immer nur Sonnenschein kann auf Dauer nerven. Ein wenig Abwechslung tut gut.“
    „Aber dort müsste ich wenigstens nicht frieren.“
    „Aber dafür schwitzen.“
    Wir lachten beide.
    Obwohl ich ihn nicht kannte, strahlte er eine Vertrautheit aus, die mich neugierig machte. Ich wollte mehr über ihn wissen.
    „Warum seid ihr hergezogen?“, fragte ich. „Ist ganz schön weit weg.“
    „Mein Dad hat ein Jobangebot bekommen, das er nicht abschlagen konnte.“
    „Was macht er denn?“ Oh Gott, mir war bewusst, dass ich viel zu neugierig war, aber ich konnte es nicht lassen.
    „Er ist Professor für Geschichte an der NYU .“ Seine Mundwinkel zuckten ein wenig, als wolle er ein Lächeln unterdrücken.
    „Wenigstens ist dein Dad nicht der Rektor deiner Schule.“
    „Ach ja? Du bist also die Tochter des Schuldirektors?“
    „Ja, bin ich. Aber zumindest muss ich nicht fürchten, hier wegziehen zu müssen. Außer, ich gehe freiwillig. Dad liebt seinen Job.“
    „Es ist nicht so schlimm. Irgendwie habe ich das Gefühl, es wird immer besser“, sagte er mit einem Funkeln in den Augen.
    Auf Dantes Lippen formte sich ein bezauberndes, schüchternes Lächeln, das dennoch furchtbar verführerisch war. Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich an wie ein Flirt.
    „New York ist toll. Die Stadt wird dir gefallen.“
    „Du könntest mir ja bei Gelegenheit ein wenig mehr davon zeigen. Wenn du Lust hast?“
    Mein Herz fing an zu pochen. „Na klar.“ Meine Wangen wurden rot. „Hier gibt es aber keinen Strand, wo hübsche, leicht bekleidete Mädchen liegen.“ Ich versuchte meine Nervosität zu überspielen.
    „Man kann nicht alles haben, nicht wahr?“, fragte er.
    Für einen kurzen Moment wollte ich lachen, aber dann fiel mein Blick auf mein Handgelenk und auf das Armband von Mom.
    „Leider nicht.“ Meine Stimme klang traurig, selbst mir fiel das auf. Übermorgen war der Todestag meiner Mutter und ich konnte nicht anders, als bei diesen Worten an sie zu denken, denn ich wünschte, ich könnte alles haben. Wenn das möglich wäre, würde ich zurückreisen an den Tag vor drei Jahren und sie daran hindern aus dem Haus zu gehen. Sie würde nicht von einem Auto angefahren werden, ich hätte sie nicht sterbend und blutüberströmt in meinen Armen gehalten.
    Dante bemerkte meine Stimmung, beugte sich zu mir und sah mich durch seine langen Wimpern entschuldigend an. „Ich habe doch nichts Falsches gesagt, oder?“, fragte er schüchtern.
    „Nein Dante … es ist nur … ach, vergiss es. Du willst dir nicht die Probleme von einem Mädchen anhören, das du gerade einmal fünfzehn Minuten kennst“, sagte ich mit einem etwas gezwungenen Lächeln.
    „Ich glaube, ich kann selbst entscheiden wem ich zuhöre und wem nicht.“ Da war es wieder, dieses süße schüchterne Lächeln. Er strich sich durch seine Haare und stützte sich mit dem Ellbogen am Tisch ab.
    „Es ist eine lange Geschichte, da reichen ein paar Minuten nicht aus und heute ist mir nicht danach.“
    „Morgen ist auch noch ein Tag.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich habe viel Zeit“, sagte er mit einem Ausdruck, den ich nicht so recht deuten konnte.
    Ich lächelte ihn an. Ein paar Sekunden der Stille vergingen.
    „Spielst du auch Klavier?“ Neugierig sah er mich an.
    „Ja, ein wenig. Nicht annähernd so fantastisch wie du“, sagte ich bewundernd.
    Unerwartet stand er auf, setzte sich ans Klavier und streckte mir seine Hand entgegen. „Komm. Bei mir zu Hause will nie jemand mit mir zusammenspielen. Sie sagen, ich sei ein Perfektionist und ginge ihnen damit auf die Nerven.“
    „Na ja, ich bin nicht gerade gut, Dante.“ Die wenigen Klavierstunden, die ich bei meinem Vater hatte, reichten dafür nicht
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