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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
Autoren: Sandra Todorovic
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Mal stand ich in unserem Flur, ging an den Fotografien vorbei auf die Wohnzimmertür zu und musste alle meine Kräfte zusammennehmen, um nicht hineinzurennen und mich zu verabschieden. Wenn Dante nicht neben mir gestanden hätte, hätte ich es getan. In mir tobten Angst, Traurigkeit und Wehmut und verdrängten alles andere in diesem Augenblick des stillen Abschieds.
    Hastig packte ich ein paar Kleidungsstücke ein, darunter das rote Kleid, das Granny mir geschenkt hatte. Das Bild von mir und meiner Mutter vom Nachttisch nahm ich mit, genauso wie ein paar Fotos von Dad, Granny und Keira. Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte ich alles, was ich wollte, eingepackt und warf einen letzten traurigen Blick auf meine Vergangenheit.
    „Sie werden sich an nichts mehr erinnern und auch nicht leiden.“ Dante nahm meine Tasche.
    „Aber ich erinnere mich“, flüsterte ich.
    Er legte den Arm um mich und weg waren wir. Ich hatte meine Entscheidung getroffen, es gab kein Zurück mehr.
     
    Irgendwie zitterte ich, obwohl ich mir sicher war, dass es genau das war, was ich wollte. Morgen würde ich mit ihnen nach Atlantis zurückkehren. Alles war vorbereitet. Weder ich noch die anderen wussten, was uns erwartete. Wenn es die letzte Nacht meines Lebens sein sollte, dann wollte ich sie mit Dante verbringen.
    Leise öffnete sich die Tür und schloss sich wieder. Dante stand im Zimmer und sah mich lächelnd an. „Du siehst hübsch aus. Hast du es extra für mich angezogen?“
    „Ich wusste nicht, ob ich noch einmal die Gelegenheit bekomme“, antwortete ich und erhob mich von seinem Bett. Ich trug das rote Kleid meiner Großmutter. Die Haare fielen mir leicht über die Schultern.
    Er zog mich fest an sich und küsste mich.
    „Du siehst so sexy aus in Rot“, flüsterte er mir ins Ohr.
    „Ich weiß“, flüsterte ich zurück.
    Ich hatte die Kerzen, die im Zimmer auf den großen Kerzenständer standen, angezündet.
    Musik ging im Hintergrund an. „Darf ich um den Tanz bitten?“, fragte Dante.
    Ich lächelte. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was der Morgen brächte, wollte nur den Moment leben. „Ich liebe dich“, sagte ich.
    Er strich mir mit der Hand übers Gesicht. „Und ich liebe dich.“
    „Könnte es nur für immer sein.“
    „Das ist es. Solange mein Herz schlägt, wird es das sein“, sagte er und beugte sich herunter.
    Der Kuss war zärtlich, sanft und intensiv zugleich.
     
    Der nächste Morgen kam viel zu schnell, ich hatte nicht viel Schlaf gefunden. Als sich meine schweren Augenlider öffneten, hörte ich nichts außer der Stille. Ich tastete mit der Hand nach Dante, aber fand ihn nicht. Schlaftrunken setzte ich mich auf, die Bettdecke um meinen nackten Körper gewickelt. Ich stand auf, nahm mir eines seiner T-Shirts aus dem Schrank, dazu ein paar Boxershorts, da er meine zerrissen hatte, und zog sie an. Er hatte wohl aufgeräumt, da keines seiner Kleidungsstücke mehr auf dem Boden lag.
    Ich sah auf die Uhr, die auf Dantes Schreibtisch stand, aber die Uhrzeit war plötzlich nicht mehr wichtig, da ich einen weißen Umschlag daneben entdeckt hatte, der meinem Gefühl nach nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    Zögerlich näherte ich mich dem Mahagonischreibtisch, und als ich meinem Namen in Dantes Handschrift erblickte, blieb mir das Herz fast stehen. Panik überkam mich. Mit zittriger Hand hob ich ihn auf.
    Ich zögerte ihn aufzufalten und setzte mich auf den Rand des zerwühlten Bettes.
     
    Liebste Sara,
    ich schreibe diesen Brief in der Hoffnung, dass du mir eines Tages vergeben kannst. Also sitze ich hier und sehe der Frau, die ich liebe, zu, wie sie wohlbehütet in meinem Bett schläft, und versuche die Worte zu finden, die den Abschied weniger schmerzhaft machen. Doch mir ist bewusst, dass es diese Worte nicht gibt. Weder für mich noch für dich.
    Es tut mir leid, dass du allein warst, als du heute Morgen aufgewacht bist. Ich hätte dir so gern noch einmal in die Augen gesehen und dir gesagt, wie sehr ich dich brauche, nur um noch ein letztes Mal dein zauberhaftes Lächeln zu genießen. Ich stand kurz davor, dich zu wecken, doch mir war klar, dass ich dann nicht ohne dich gehen könnte. Und genau das muss ich.
    Als ich dir beim Schlafen zusah, wurde mir bewusst, dass ich dich nur schützen kann, wenn du nicht bei mir bist. Dich zu verlieren würde ich nicht ertragen. Deswegen habe ich den Weg des stillen Abschieds gewählt. Ich weiß nicht, was mich in Atlantis erwartet, aber ich hoffe mit jeder Faser meines
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