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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
Autoren: Sandra Todorovic
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aber es lag nicht in meiner Macht.
    Ich wusste nicht, warum dieses Mädchen mich so faszinierte. So sehr, dass ich in ihrem Zimmer saß, während sie schlief und mir die Langeweile der Schule antat. Vielleicht weil sie wusste, dass ich da war. Es war weder rational noch vernünftig, aber es war richtig. Dieses Gefühl von Vertrautheit, das sie mir gegenüber ausstrahlte, machte mich wehrlos.
     

Wer ist Dante Craven?
    Sara
     
    Diese Nacht hatte ich endlich wieder durchgeschlafen, traumlos. Und mein erster Gedanke am Morgen war — welch ein Wunder — dieser fremde Junge, den ich noch gar nicht kannte und der trotzdem in meinen Gedanken war. Ich wusste nicht, ob er vielleicht auch an mich dachte. Was mich aus völlig unlogischen Gründen schrecklich frustrierte.
    Als sich die Tür in meinem Zimmer öffnete, war ich gerade im Bad und bürstete meine Haare.
    „Aufstehen, Miss Davis“, rief mich Keira.
    Ich band mir meine hellbraunen Haare schnell zu einem losen Zopf. Leise öffnete ich die Tür. Sie stand neben meinem Bett und hob meine Bettdecke an. Heute Morgen war ich Keira einen Schritt voraus.
    „Ich bin schon seit einer Weile auf“, sagte ich lächelnd.
    „Oh, là, là, wer hätte gedacht, dass ich je erleben würde, dass du angezogen bist, wenn ich dich abhole“, sagte sie und stemmte ihre Hände in die Hüften.
    „Ich hab halt gut geschlafen.“ Ich nahm meinen Mantel vom Sessel. Draußen schneite es nicht so sehr wie gestern, nur ein leichtes Rieseln.
    „Ach, nur ‚gut geschlafen’?“, fragte sie mit ihrem teuflischen kleinen Lächeln auf den Lippen. „Hmm … könnte es nicht zufällig an einem bestimmten jungen Mann liegen? Einem, den du gestern vor der Schule schamlos angestarrt hast?“ Ihre Stirn legte sich in Falten.
    „Vielleicht“, antwortete ich mit unschuldigem Gesichtsausdruck.
    „Du solltest ihn nach einem Date fragen“, schlug sie vor.
    „Natürlich, was denn sonst. Ich glaube, du hast Fieber, oder?“, fragte ich.
    „Mir geht`s prima, die Frage ist nur, wie geht es dir?“, antwortete sie lachend. „Irgendwie bin ich Craven dankbar, jetzt kommen wir ausnahmsweise mal pünktlich in die Schule“, sagte sie und ging an mir vorbei zur Tür.
    Ich funkelte sie böse an. „Wir sind sonst auch nicht zu spät.“
    „Natürlich nicht“, sagte sie sarkastisch und rollte mit den Augen.
    Heute hatte ich keinen großen Hunger, deshalb gingen wir direkt zur Schule.
     
    Es war immer noch eiskalt. Der Wind blies uns um die Ohren. Tief hängender Nebel hüllte die oberen Stockwerke der Häuser ein. New York schlief tatsächlich nie, die Straßen waren rund um die Uhr belebt. Bereits frühmorgens herrschte reges Treiben.
    Mr. Brown, unser Nachbar, hielt gerade ein Taxi an. Er war immer in Eile. Wenn man nicht achtgab, packte einen das hektische Leben dieser Stadt ohne Vorwarnung und ließ einen nicht mehr los. Er war definitiv ein Opfer eben jener Rastlosigkeit. Trotz des schnellen Lebens hier gab es so viele Orte und Dinge, die ich an New York liebte. Wer einmal in seinem Leben die Skyline New Yorks gesehen hatte, wusste, was ich meine. Oder das grüne Paradies inmitten von Stein, Beton und Eisen — der Central Park . Aber am meisten faszinierten mich die Leute. Ich saß oft im Park und beobachtete sie. Die vielen Gesichter, die so viele Geschichten zu erzählen hatten. Nichts machte New York mehr aus, als die Menschen, die in dieser Stadt lebten.
    Ich konnte es nicht nur wegen des schlechten Wetters kaum erwarten, in die Schule zu kommen. Wenn ich ehrlich war, gab es nur einen Grund: das Wiedersehen mit Dante. Allerdings sollte ich ihm nach meinem peinlichen Gebrabbel gestern wohl besser aus dem Weg gehen, bevor ich mich noch mehr blamierte. Ihm war sicher nicht entgangen, wie ich ihn angestarrt hatte. Oh Gott, ich sollte mit einer Papiertüte über dem Kopf herumlaufen.
    Vor der Treppe der Schule stupste mich Keira mit dem Ellbogen in die Rippen.
    „Aua … was soll denn das?“, beschwerte ich mich.
    Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Schule. Dante stand mit ein paar anderen Jungs vor dem Gebäude mit den roten Backsteinmauern, das ich seit meinem fünften Lebensjahr kannte.
    Keira kicherte neben mir.
    „Was ist?“, fragte ich bissig.
    „Du wirst rot, wenn du ihn siehst. Das hab ich bei dir ja noch nie gesehen.“ Wieder kicherte sie.
    Oh Gott, war mir das peinlich. Er sah mir direkt in die Augen und lächelte. Er trug eine schwarze Mütze, einen grauen Rollkragenpullover,
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