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Vulkans Hammer

Vulkans Hammer

Titel: Vulkans Hammer
Autoren: Philip K. Dick
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trostlos, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie das System des Wagens versuchte, das zerbrochene Fenster zu reparieren. Vergeblich! Als neues Plastiglas hochschäumte, griffen die fremden Hände zu und drückten es beiseite.
    »Keine Panik«, sagte die quäkende Lautsprecherstimme zu ihm.
    »Das Stammhirn unter Kontrolle halten?« Pitt löste die Bremse. Der Wagen rollte einen Meter vor und blieb dann abrupt stehen. Der Motor erstarb und mit ihm das Defensivsystem; das Summen verstummte.
    Kalte Angst breitete sich in Pitts Magen aus. Er gab es auf, nach der Kamera zu suchen und holte mit bebenden Fingern seinen Stiftstrahler hervor. Vier oder fünf Männer saßen rittlings auf der Motorhaube, nahmen ihm die Sicht; andere waren auf dem Wagendach über ihm. Ein plötzliches bebendes Dröhnen – sie schnitten das Dach mit einem Schweißgerät auf.
    »Wie lange noch?« murmelte Pitt belegt. »Ich stecke fest. Sie müssen eine Art Störungsplasma eingesetzt haben – es hat alles aussetzen lassen.«
    »Sie werden in einer Minute da sein«, ertönte die gelassene, blecherne Stimme, so fern von ihm und seiner Situation. Die Stimme der Organisation. Profund und erfahren, nicht in Gefahr.
    »Sie sollten sich besser beeilen.« Der Wagen erbebte, als ihn ein wahrer Hagel von Steinen traf. Dann neigte sich der Wagen bedrohlich – sie hoben ihn an einer Seite hoch, versuchten ihn auf das Dach zu legen. Beide Rückfenster waren herausgerissen. Die Hand eines Mannes griff nach der Türverriegelung.
    Pitt verbrannte die Hand mit seinem Bleistiftstrahler zu Asche. Der Stumpf zuckte wild zurück. »Ich habe einen erwischt.«
    »Wenn Sie einige für uns aufnehmen könnten ...«
    Weitere Hände tauchten auf. Im Wagen wurde es stickig – der Schweißbohrer war fast durch.
    »Das mache ich sehr ungern.« Pitt richtete seinen Bleistiftstrahl auf die Aktentasche, bis nichts mehr von ihr übrig war. Hastig zerstrahlte er den Inhalt seiner Taschen, alles, im Handschuhfach, seine Ausweispapiere und schließlich seine Brieftasche. Als der Kunststoff zu schwarzem Schleim verblubberte, sah er einen Augenblick lang die Fotografie seiner Frau ... und dann war das Bild nicht mehr da.
    »Da kommen sie«, sagte er leise, als die gesamte Seite des Wagens mit einem heiseren Stöhnen zusammenknickte und unter dem Druck des Bohrers wegglitt.
    »Halten Sie aus, Pitt. Der Trupp muß jeden ...«
    Unvermittelt verstummte der Lautsprecher. Hände ergriffen
    ihn, warfen ihn gegen den Sitz. Sein Jackett zerriß, seine Krawatte wurde abgerissen. Er schrie. Ein Stein schmetterte in sein Gesicht, der Stiftstrahler fiel auf den Boden. Eine zerbrochene Flasche schnitt ihm quer über Augen und Mund. Sein Schrei verblubberte in ersticktem Schweigen. Die Körper krochen über ihn. Er sank nach unten, verloren in der klammernden Masse warm riechender menschlicher Körper.
    Auf dem Armaturenbrett nahm eine als Zigarettenanzünder getarnte Kamera die Szene auf – sie funktionierte weiter. Pitt hatte nichts von ihr gewußt; die Einrichtung war mit dem ihm von seinen Vorgesetzten gelieferten Fahrzeug gekommen. Jetzt streckte sich eine Hand aus der Masse krabbelnder Körper, tastete kundig das Armaturenbrett ab – rupfte einmal mit großer Präzision an einem Kabel. Die versteckte Kamera stellte ihre Funktion ein. Wie Pitt hatte sie das Ende ihrer Lebensspanne erreicht.
    Weit entfernt, am anderen Ende des Highways, jaulten klagend die Sirenen des Polizeitrupps.
    Die kundige Hand zog sich zurück. Und war verschwunden ... wieder mit der Masse vereint.

    William Barris begutachtete sorgfältig das Foto, verglich es noch einmal mit der Sekunde Aufzeichnungsband. Auf seinem Schreibtisch kühlte sein Kaffee, vergessen zwischen den Papieren, zu einer trüben Brühe aus. Das Eintracht-Gebäude vibrierte und hallte wider von den Geräuschen unzähliger Rechner, Statistikmaschinen, Videophone, Fernschreiber und elektrischer Drucker. Beamte und Angestellte bewegten sich kundig in dem Labyrinth der Büros hin und her, den zahllosen Zellen, in denen das Personal der T-Klasse arbeitete. Drei junge Sekretärinnen, auf dem Rückweg von der Kaffeepause, eilten mit klackenden Stöckelschuhen an ihm vorbei. Normalerweise hätte er Notiz von ihnen genommen, besonders von der schlanken Blondine in dem rosafarbenen Wollsweater, aber heute tat er das nicht – er war sich nicht einmal bewußt, daß sie vorbeigekommen waren.
    »Dieses Gesicht ist ungewöhnlich«, murmelte Barris.
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