Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vulkans Hammer

Vulkans Hammer

Titel: Vulkans Hammer
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
»Sehen
    Sie sich diese Augen an und den schweren Wulst über den Brauen.«
    »Phrenologie«, meinte Taubmann uninteressiert. Sein pausbackiges, glattrasiertes Gesicht zeigte seine Langeweile; er nahm Notiz von den Sekretärinnen, auch wenn Barris es nicht tat.
    Barris warf das Foto zu den Papieren. »Kein Wunder, daß sie so viele Anhänger bekommen. Mit Organisatoren wie diesem ...« Wieder sah er sich das winzige Stückchen Aufzeichnungsband an – dies war der einzige überhaupt klare Teil gewesen. War es derselbe Mann? Er war sich nicht sicher. Nur ein verwaschener Fleck, ein Umriß ohne Züge. Schließlich gab er Taubmann das Foto zurück. »Wie lautet sein Name?«
    »Vater Fields.« Taubmann blätterte beiläufig seine Unterlagen durch. »Neunundfünfzig Jahre alt. Beruf Elektroniker. TopSpezialist für Cockpitverkabelung. Einer der besten während des Krieges. Neunzehnhundertsiebzig in Macon, Georgia, geboren. Schloß sich den Heilern vor zwei Jahren, in der Frühphase, an. Einer der Gründer, wenn man den hier angeführten Informanten glauben kann. Verbrachte zwei Monate in den Labors für Psychische Korrektur, Atlanta.«
    »So lange?« fragte Barris. Er war überrascht, denn die meisten Menschen brauchten in etwa eine Woche. In einem so fortschrittlichen Labor stellte sich die geistige Gesundheit rasch ein – es verfügte über die gesamte Ausrüstungspalette, die ihm bekannt war, und über einiges, auf das er nur einen kurzen Blick im Vorübergehen hatte werfen können. Jedesmal, wenn er diesen Ort besuchte, empfand er ein tiefes Grauen, trotz seiner totalen Immunität, der gesetzlich garantierten Unantastbarkeit, die seine Position mit sich brachte.
    »Er flüchtete«, sagte Taubmann. »Verschwand.« Er hob den Kopf, um Barris anzusehen. »Ohne Behandlung.«
    »Zwei Monate dort und keine Behandlung?«
    »Er war krank«, erwiderte Taubmann mit einem angedeuteten, spöttischen Lächeln. »Eine Verwundung und dann ein chronisches Blutleiden. Dann noch irgendwas durch kriegsbedingte Strahlungsschäden. Er zögerte es hinaus – und war dann eines Tages verschwunden. Riß eins dieser autarken Klimageräte von der Wand und baute es um. Mit einem Teelöffel und einem Zahnstocher. Es weiß natürlich niemand, was er daraus gemacht hat: er nahm das Ergebnis seiner Arbeit mit durch Wand, Hof und Zaun. Alles, was uns zur Untersuchung blieb, waren die zurückgelassenen Teile, die, die er nicht verwendete.« Taubmann legte das Foto wieder in seine Unterlagen. Er deutete auf das Band mit der kurzen Aufzeichnung und sagte: »Falls es sich um denselben Mann handelt, ist es das erste Mal, daß wir seitdem von ihm hören.«
    »Kannten Sie Pitt?«
    »Ein wenig. Netter, ziemlich naiver junger Bursche. Seinem Job verschrieben. Hatte Familie. Hat sich zum Außendienst gemeldet, weil er den zusätzlichen monatlichen Bonus wollte. Hat seiner Frau ermöglicht, ihr Wohnzimmer in früher Neuengland-Eiche zu möblieren.« Taubmann stand auf. »Die Fahndung nach Vater Fields ist ausgeschrieben. Aber das ist sie natürlich schon seit Monaten.«
    »Zu schade, daß die Polizei zu spät gekommen ist«, meinte Barris. Immer ein paar Minuten zu spät. Er betrachtete Taubmann. Technisch gesehen waren sie beide gleichgestellt, und die Maxime unter Gleichgestellten in der Organisation war, einander zu respektieren. Aber er hatte Taubmann nie besonders gemocht; es schien ihm, daß dieser seinen Status zu wichtig nahm, nicht aus ideellen Gründen an Eintracht interessiert war.
    Taubmann hob die Achseln. »Wenn sich eine ganze Stadt gegen einen zusammentut, ist das gar nicht so sonderbar. Sie blockierten die Straßen, durchschnitten Drähte und Kabel, störten die Videophonkanäle.«
    »Wenn ihr Vater Fields erwischt, schickt ihn zu mir. Ich möchte ihn persönlich vernehmen.«
    Taubmann lächelte dünn. »Selbstverständlich. Aber ich bezweifle, daß wir ihn erwischen werden.« Er gähnte und ging zur Tür. »Es ist unwahrscheinlich. Er gehört zur raffinierten Sorte.«
    »Was wissen Sie darüber?« verlangte Barris zu wissen. »Sie scheinen vertraut mit ihm – fast auf persönlicher Ebene.« Ohne im geringsten aus der Ruhe zu geraten, erwiderte Taubmann: »Ich bin ihm in den Atlanta-Labors begegnet. Ein paarmal. Atlanta gehört schließlich zu meiner Region.« Gelassen begegnete er Barris Blick.
    »Glauben Sie, daß er der Mann war, den Pitt kurz vor seinem Tod sah?« fragte Barris. »Der Mann, der den Mob organisierte?«
    »Fragen Sie nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher