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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark
Autoren: Gabriele Keiser
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nicht mehr
arbeitete, seit die Kinder da waren. Sie versuchte, ihren Beitrag zu leisten,
indem sie die Anzeigenblätter, die kostenlos ins Haus flatterten, nach
Sonderangeboten durchforstete und so sparsam wie möglich haushaltete. Später,
wenn die Kinder etwas größer waren, konnte sie sicher wieder halbtags als
Krankenschwester arbeiten. Wir werden es schon irgendwie schaffen, hatte sie
gedacht.
    »Guten
Tag«, rief die Nachbarin vom Zaun her. »Ist es nicht wunderschön heute?«
    »Ja«,
bestätigte Dorothee. Auch das war nett: dieser unkomplizierte Umgang
miteinander. Bianca Zöllner lebte mit einem dunkelhäutigen Mann zusammen, der
Arzt an einem der hiesigen Krankenhäuser war. Dorothee wusste nicht, ob sie
verheiratet waren. Jedenfalls standen zwei unterschiedliche Namen an der
Klingel. Aber das war schließlich deren Sache. Die 17-jährige Tochter des
Mannes, ein sehr nettes, aufgeschlossenes Mädchen, hatte sich zum Babysitten
angeboten. Heute Abend sollte Georgina zum ersten Mal beweisen, ob sie mit den
beiden zurechtkam.
    Dorothee
wollte gerade auf die Nachbarin zugehen, da hörte sie das Telefon klingeln. Sie
wies bedauernd auf die Terrassentür. »Ich muss rein!«
    Die
letzten Meter rannte sie. Atemlos riss sie den Hörer von der Gabel und meldete
sich.
    »Hallo,
mein Schatz«, sagte Michael. »Wo hab ich dich denn hergeholt? Du klingst ja
ganz außer Atem.«
    »Ich
war draußen im Garten. Was gibt’s denn?«
    »Ich
wollte nur sagen, dass ich heute Abend in Ochtendung bin«, sagte er.
    »Was machst
du denn in Ochtendung?«, fragte sie verdattert.
    »Da
wohnt doch der Dieter. Er will heute seinen Geburtstag nachfeiern. Da hat er
mich und noch ein paar andere Kollegen eingeladen.«
    »Och
nein!«, rief sie enttäuscht. »Nicht ausgerechnet heute. Wir wollen doch ins
Theater.«
    Endstation
Sehnsucht . Sie hatte regelrecht darauf gebrannt, das Stück auf der Bühne zu
sehen, das sie früher in der Schule durchgenommen hatten, und von dem sie
damals so begeistert gewesen war.
    »Oh.
Das hab ich ganz vergessen.« Er klang zerknirscht. »Kann man die Karten nicht
umtauschen? Ich meine, ich hab’s dem Dieter jetzt versprochen.«
    »Ich
weiß nicht, ob das geht. Dann muss ich ja auch noch der Babysitterin absagen.«
    »Hm.
Das tut mir wirklich leid.«
    »Musst
du da unbedingt dabei sein?« Sie konnte sich nur vage an einen Arbeitskollegen
namens Dieter erinnern. Viel erzählt hatte Michael von ihm nicht. Aber das hieß
nichts. Er war überhaupt ein stiller, zurückhaltender Mensch.
    »Schatz.
Du weißt doch, wie das ist. Jedes Mal klappt es nicht, weil immer einer nicht
kann. Und heute können endlich alle.«
    »Außer
dir.«
    »Ist
das Theater denn so wichtig?«
    »Du
weißt, wie sehr ich mich drauf gefreut hab. Wo wir doch kaum weggehen.«
    »Kannst
du nicht jemand anderen mitnehmen?«
    »Heißt
das etwa, du hattest gar nicht vor, mit mir ins Theater zu gehen?«
    »Jetzt
mach mal halblang. Normalerweise wäre ich mitgekommen. Aber da der Dieter jetzt
feiert …«
    »Ja,
schon gut. Dann feier eben.« Sie legte auf. Die beschwingte Stimmung war
schlagartig umgekippt. Wieso hatte er nicht gleich gesagt, dass er eigentlich
nicht ins Theater wollte? Dann hätte sie erst gar nicht die Karten besorgt und
die Babysitterin bestellt. So dicke hatten sie es auch wieder nicht.
    Von
draußen ertönte Geschrei. Lucia war hingefallen. Seufzend lief sie auf die
Kleine zu. »Hast du damit was zu tun?«, fragte Dorothee ihren Großen. Der tat
entrüstet. »Die ist ganz allein von der Schaukel runtergefallen.«
    »Aua!«,
schniefte Lucia und zeigte auf ihr Knie. Es war nur ein Kratzer. Dorothee
beugte sich darüber und blies über die Wunde. »Heile, heile Gänschen«, sang
sie. »Wird bald wieder gut. Kätzchen hat ein Schwänzchen … « Lucia
lachte und vergaß ganz schnell ihren Schmerz.
    Die
Nachbarin hielt sich noch immer im Garten auf. Mit ihrer Tochter auf dem Arm
ging Dorothee bis an den Zaun.
    Bianca
Zöllner sah hoch. »Na, du kleine Maus«, sagte sie. »Freust du dich, dass die
Gina nachher kommt?«
    »Tja«,
sagte Dorothee, »mein Mann hat mir grade abgesagt. Ich glaube, Gina braucht
nicht zu kommen.«
    »Wie?
Du hattest dich doch so auf den Theaterabend gefreut.«
    Dorothee
zuckte mit den Schultern. »Es ist ihm was dazwischengekommen. Eine Feier mit
Kollegen. Ich bin ganz schön sauer.«
    Bianca
betrachtete Dorothee nachdenklich. »Also, wenn du eine Begleitung brauchst: Ich
komm gern mit. Ich hab heute Abend
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