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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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Professor für Medizin und Biochemie aus Amsterdam.
    Dieser van der Groot hatte zusammen mit Nick Teller in Berkeley geforscht, und Teller hatte bei der NASA an der Vorbereitung der Marsexpedition gearbeitet. Von diesen Fakten aus auf einen Grund für das unerklärliche Verhalten des Zwergpudels und auf die Bergmann-Variante des ITH zu schließen war kein Kunststück mehr gewesen.
    Percival wandte sich an Steelwalker. »Hast du keine Möglichkeit, Interpol oder deine holländischen Kollegen auf ihn anzusetzen?«
    »Bis jetzt hatte ich das nicht.« Marc Steelwalker zog sein Telefon aus dem Jackett. »Aber wenn du den Mann auf dem Foto dort identifizieren kannst, ändert sich alles. Sobald wir deine Aussage protokolliert haben und du unterschrieben hast, informiere ich die Holländer. Und wir fliegen nach Amsterdam.«
    »Was hat er bloß vor mit dem Präparat?« Leila Dark schüttelte traurig den Kopf. »Wozu sollte jemand diese Droge brauchen?«
    Denk an deinen Mann, wollte Percival sagen. Er biss sich aber im letzten Moment auf die Zunge.
    »Das Militär zum Beispiel könnte sich dafür interessieren.« Steelwalker tippte eine Nummer in sein Telefon. »Ein Kampfpilot, der keine Angst empfindet, weil er eigentlich schläft während des gefährlichen Einsatzes. Ein Panzerfahrer, der in der Hitze der Schlacht wie in Trance seine Befehle ausführt. Oder denken Sie an das organisierte Verbrechen. Mit dieser Droge könnte die Mafia ihre Killer zu Kampfmaschinen machen. Van der Groot wird einen Markt finden, glauben Sie mir.«
    Marc Steelwalker drückte sein Telefon ans Ohr, stand auf und ging hinaus. Sekunden später hörten sie ihn draußen auf dem Flur reden. Mal sprach er englisch, mal niederländisch.
    »Ist das nicht schrecklich, Tom?« Seufzend lehnte Leila sich an Percivals Schulter. Jämmerlich jaulend legte Hagen seinen schweren Kopf auf ihren Schoß.
    Percival legte den Arm um sie, hielt sie fest und antwortete nichts. Was sollte er auch sagen? Viel zu viel hatte er schon gesehen, um das hier wirklich »schrecklich« zu finden. Ein Mann vermarktete ein Präparat, für das es einen Markt gab. Das war alles.
    Steelwalker kam zurück in Leilas Arbeitszimmer. »Der Lordrichter stellt einen internationalen Haftbefehl gegen van der Groot aus. Er wird persönlich mit dem niederländischen Justizministerium sprechen.« Er ließ sich in den Sessel fallen und machte Gesicht eines Siegers. »Ich denke, wir können den Flug nach Amsterdam buchen.«
    ***
    Amsterdam, 4. September 2010
    Am zweiten Tag des Experiments verhielt Lupo sich noch genauso, wie van der Groot es erwartet hatte: Befahl man ihm, Kaffee zu machen, stand er auf schüttete Wasser in die Kaffeemaschine, löffelte Pulver in den Filter, schaltete die Maschine ein und legte sich wieder hin. Befahl man ihm, die Zeitung zu holen, stand er auf, verließ die Lagerhalle, ging zum Kiosk auf der anderen Straßenseite und kaufte die Zeitung. Anschließend kam er zurück, lieferte sie ab und legte sich wieder schlafen. Befahl man ihm, einundzwanzig Liegestützen zu machen, stand er auf, machte einundzwanzig Liegestützen und legte sich anschließend wieder zum Schlafen auf die Laborliege.
    Auch körperlich zeigte Lupo keinerlei Veränderungen, außer natürlich die erwarteten: eine stark gesenkte Temperatur, eine gesenkte Puls- und Atemfrequenz und eine reduzierte Verdauung.
    Am vierten Tag des Experiments spritzte van der Groot ihm eine weitere Dosis des Serums. Er wollte den Schlaf vertiefen und Lupo mindestens achtundvierzig Stunden am Stück in Ruhe schlafen lassen, um zu sehen, ob er danach noch immer imstande war, Befehle auszuüben.
    Jetzt, am Morgen des siebten Tages, hatte sich Lupos Zustand in einer Weise verändert, die selbst einen abgebrühten Wissenschaftler wie van der Groot bis ins Mark erschütterte: Seine Haut war fahl, von seinen Augäpfeln sah man fast ausschließlich das Weiße, die Venen seines Halses, seiner Handrücken und an seiner Schläfe traten hervor, sein Gesicht war knochig und eingefallen, und er hatte Schaum vor dem Mund.
    Er zuckte, bäumte sich auf und schlug um sich. Sie hatten ihn angurten müssen. Eusebia hatte die halbe Nacht weinend neben der Liege verbracht. Gleich um acht Uhr, als die Läden öffneten, hatte van der Groot sie losgeschickt, um ein paar Medikamente aus der Apotheke zu besorgen. Aus deren Wirkstoffen wollte er ein Präparat mixen, mit dem er hoffte, Lupo aus seinem Wachkoma holen zu können. Im war völlig klar,
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