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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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nordamerikanischen Markt seit Jahren zugelassen. In Europa allerdings stand es im Sommer 2009 in mehreren Ländern erst kurz vor der Zulassung. Bis dahin jedoch gestattete die oberste Gesundheitsbehörde des Vereinigten Königreiches einem begrenzten Forscherkreis – nur zu Forschungszwecken! – mit dem Präparat zu experimentieren.
    Decker hatte es verstanden, das einträgliche Geschäft als Forschungsarbeit zu deklarieren. Gründer und Eigentümer des Virgin Galactic Instituts und seiner Filialen rund um den Globus war der Astronomieprofessor und Science-Fiction-Autor Dr. Robert Zubrin.
    Der Aufzug hielt, Decker und die Milliardärin stiegen aus. »Ich darf Sie bitten, Ihren Hund hier unten an die Leine zu nehmen«, sagte der Professor höflich.
    Am liebsten hätte er ihr verboten, den Hund mit in das Herz seines Institutes zu nehmen, in die Schlafkammerabteilung. Doch Leila Darks Gatte, ein deutscher Immobilienmakler, hatte einen Vertragspassus durchgesetzt, der es seinem Hund gestattete, ihn einmal im Monat zu sehen.
    »Hagen kommt sonst um vor Sehnsucht«, hatte Hanns-Joseph Dark erklärt. An die gleiche Bedingung hatte er testamentarisch die Einsetzung seiner Frau als Alleinerbin im Falle seines Todes geknüpft.
    »Selbstverständlich«, sagte Leila Dark mit bebender Stimme. Sie holte die Leine aus der Tasche und leinte die Dogge an. Das tat sie eigentlich bei jedem Besuch ihres tief schlafenden Mannes. Die unerträgliche Angst war es, die sie es diesmal hatte vergessen lassen. Leila musste ihre ganze Selbstbeherrschung und Konzentrationsfähigkeit aufbieten, um nicht vor Angst zu weinen.
    Der Professor gab seinen Code in eine kleine Wandtastatur ein. Ein Schott öffnete sich, sie betraten die Tiefschlafabteilung. Ein langer Gang führte sie an exakt fünfzig Luken vorbei. Hinter fast allen lag ein Mensch im Tiefschlaf.
    Die meisten Kunden des Instituts waren unheilbar Kranke; unheilbar Kranke mit großem Vermögen, um genau zu sein. Krebskranke, Menschen mit Alzheimer, Aidskranke, Leute mit multipler Sklerose, Corea Huntington oder inoperablen Hirntumoren. Mit Hypnotimmortal schliefen sie Zeiten entgegen, in denen die Medizin ihre Leiden würde heilen können.
    Vor der vorletzten Luke blieb Decker stehen, öffnete sie per Knopfdruck. Er trat ein und winkte Leila Dark hinter sich her. UV-Licht tauchte den Raum in unwirkliches Violett. Aus irgendwelchen Instrumentenkonsolen und Aggregatblöcken summte, tickte und wisperte es leise. Die Schlafwanne thronte mitten im etwa fünfzehn Quadratmeter großen Raum. Ein ovaler Deckel aus transparentem Kunstglas schirmte den Schlafenden von der Außenwelt ab.
    Hanns-Joseph Dark hatte den größten Teil seiner Milliarden mit Rüstungsgütern und Immobilien in der Londoner City verdient. Sieben Monate nach der Hochzeit mit der nicht ganz vierzigjährigen Schauspielerin Leila Benetton war er mit seinem Ferrari in Südwestengland unterwegs gewesen, hatte einen Militärkonvoi überholt und war in einen plötzlich ausscherenden Panzer gerast.
    Diagnose: Fraktur des sechsten Brustwirbels und Querschnittslähmung infolge vollständiger Durchtrennung des Rückenmarks.
    Was sich oberhalb seines sechsten Brustwirbels abspielte – die Atmung, die Bewegung der Arme, das Schlucken und so weiter – hatte Dark unter Kontrolle. Was unterhalb seines sechsten Brustwirbels geschah, konnte er nicht einmal mehr spüren. Er wünschte sich den Tod.
    Professor Decker schlug ihm eine Art begrenzten Tod durch Hypnotimmortal vor. »Zwei Jahre, höchstens drei, dann sind die Kollegen aus der Neurologie so weit, um Ihr Rückenmark so gründlich zusammenzuflicken, dass Sie hinterher wieder laufen und Kinder zeugen können«, hatte Decker dem Deutschen erklärt. »So lange schlafen Sie einfach ein bisschen im Keller unseres Instituts. Gegen einen geringfügigen Zuschlag verschaffe ich Ihnen sogar einen Schlaf, aus dem Sie ihre Gattin und ihre Dogge wahrnehmen können, wenn sie Sie besuchen.«
    Hagen jaulte freudig, als er das computergesteuerte Schlaflager seines Herrn erspähte. Er lief an Leila vorbei und zerrte sie mehr zur Schlafwanne, als dass sie dorthin lief. Auf den Hinterläufen aufgerichtet stemmte er die Vorderläufe auf den Glasdeckel. Augenblicklich verstummte sein Jaulen.
    Er begann zu knurren, Und sein kurzes Rückenfell sträubte sich entlang der Wirbelsäule. Dann stieß er sich ab, wich hinter Leila zurück und begann aufgeregt zu bellen.
    Leila Dark musste sich am Seitenbügel der
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