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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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Tiefschlafdroge so gut wie keine frei zugänglichen Informationen; im gesamten Netz nicht. Mit beiden Varianten ließe sich eine Menge Geld verdienen.
    »… das hast du aber schön gesagt, Edith. Und in zwei Jahren, vor dem Rückflug zur Erde, wird die ganze Prozedur wiederholt, nicht wahr? Aber so weit sind wir noch lange nicht…«
    Van der Groot betrachtete das Raumschiffmodell. Vielleicht hatten sie an Bord ja auch räumliche Möglichkeiten für intensivere Rendezvous eingeplant. Wäre eigentlich nahe liegend, immerhin bestand die potentielle Möglichkeit von fünf Paarbildungen.
    »… fast sechzig Millionen Kilometer und ein Jahr Reisezeit trennen die Männer und Frauen der Bradbury noch vom roten Planeten, der im Juni 2010 der Erde so nahe kommen wird wie nur ein Mal in fünfzehn Jahren. Werfen Sie noch einen letzten Blick auf dieses herrliche Schiff, meine Damen und Herren! Nicht mehr lange und die Erde wird sich zwischen die ISS und die Bradbury schieben. Möglicherweise sind dies bereits die letzten Bilder, die wir Ihnen bieten können. Betrachten sie noch einmal diesen einhundertfünfzig Meter messenden Triumph menschlichen Erfindungsgeistes und menschlicher Willenskraft…!«
    So ging das schon seit Stunden: eine Mischung aus Selbstbeweihräucherung, Populärwissenschaft und Technikkrimi. Über den Tiefschlaf der Besatzung während der Reise hatten sie kein Bit an neuen Informationen herausgelassen; über den modifizierten Tiefschlaf Bergmanns sowieso nicht.
    Endlich fand van der Groot, was er schon seit Tagen erwartete: Ein blaues Luftpostkuvert aus den Vereinigten Staaten. Er warf die andere Post auf den Tisch und riss den Brief auf.
    »… John von der Regie teilt mir gerade mit, dass die NASA den Abschiedsgruß von Kommandant Suo Kang empfangen hat. Danke, John. Schalten wir also schnell um nach Houston in unser Studio dort. Hallo, Will, du hast Neuigkeiten für unsere Zuschauer…?«
    Van der Groot entfaltete das dünne Papier und war enttäuscht: Er hatte der medizinischen Abteilung der NASA geschrieben, die Antwort aber kam von der Presseabteilung. Während Han Suo Kang, Kapitän der Bradbury und Kommandant der ersten Marsexpedition der Menschheit sich via CNN von seiner Gattung verabschiedete, las van der Groot den Brief von der NASA:
    Sehr geehrter Herr Prof. Dr. van der Groot,
    danke für Ihr Interesse an unserer Arbeit. Vor allem, was unsere erste interplanetare Raumfahrtexpedition betrifft, freuen wir uns über jedes Zeichen von Anteilnahme und Solidarität, umso mehr, wenn es aus Fachkreisen kommt. Was Ihre konkrete Frage nach dem Präparat angeht, mit dem wir der Expeditionsbesatzung insgesamt zwanzig Monate Tiefschlaf ohne nennenswerte Alterung ermöglichen, verweisen wir gern auf unsere Homepage (www.nasa.gov) und den entsprechenden Link für Wissenschaftler. Da die interne wissenschaftliche Diskussion über Ichtylintrihydroäthylamid (ITH) – und vor allem über das modifizierte Wachkomapräparat – noch nicht abgeschlossen ist, bzw. ihre Ergebnisse noch in keiner der einschlägigen Fachorgane veröffentlicht wurden, können wir darüber hinaus im Augenblick leider keine weiteren Angaben machen…
    »Saftärsche!« Van der Groot knüllte den Brief zusammen und schleuderte ihn gegen den Flachbildschirm seines TV-Geräts. Er sprang auf, vergrub die Hände in den Taschen und begann um seinen großen Esstisch herum zu tigern.
    Die wissenschaftlichen Seiten der NASA-Homepage kannte er inzwischen auswendig. Der Name des Wirkstoffes war das Äußerste, was sie preisgaben. Auch der Pharmakonzern, der ihn seit Jahren herstellte und unter auserlesenen Geldpotentaten vertrieb, hütete das Geheimnis selbstverständlich, wie man den heiligen Gral hüten würde. Um die Droge und ihre Modifikation – die Bergmann-Variante – selbst herzustellen, brauchte van der Groot Protokolle über Experimente, Studienberichte, Laborwerte, Gewichtsangaben, und so weiter.
    Auf CNN verabschiedete Präsident Schwarzenegger die Crew von der Bradbury im Namen der Menschheit. Jan van der Groot setzte sich an seinen Laptop und suchte den Namen eines Studienkollegen heraus und die Universität, an der dieser zurzeit lehrte. Nick Teller hieß der Mann, ein Mediziner und Biochemiker wie van der Groot auch. In Berkeley hatten sie gemeinsam in Biochemie promoviert. Van der Groot wusste, dass Nick Teller ein oder zwei Jahre lang für die NASA gearbeitet hatte.
    Die Suchmaschine verriet ihm die Adresse des Wissenschaftlers.
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