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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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ehemalige Kampfsportschule und gaben ihm eine präzise Wegbeschreibung. Percival bedankte sich, stieg ein und fuhr weiter.
    Ein halbes Jahr lang hatte er recherchiert, bis er die neue Adresse des Goldschädelchens und des Hünen mit den Dreadlocks herausgefunden hatte. Patrick Schmitt war ohne festen Wohnsitz, und Ingo Vranitzki hatte seinen Laden für ausgestopfte Tiere verpachtet und war untergetaucht, ohne sich abzumelden.
    Endlich fand Percival die Straße, die er suchte und die zugleich die Bundesstraße war. Er bog ein und fuhr langsamer, um ja keinen der Anhaltspunkte zu verpassen, die ihm die jungen Mütter beschrieben hatten.
    Seine Zeugenaussagen bei der Aachener Polizei und bei seinem Freund Steelwalker von Scotland Yard hatten zwar zu einer Anklage wegen Mordes und Brandstiftung gegen die Mitglieder der Firegods und zur Festnahme der gesamten Band geführt. Doch inzwischen hatte man sie alle mangels stichhaltiger Beweise wieder aus der Untersuchungshaft entlassen.
    Im April schließlich hatte ein Sexualstraftäter aus Aachen den Mord an dem Mädchen gestanden, ein siebzigjähriger Mann mit dem Spitznamen Goofy. Seitdem galten Percivals Recherchen nicht mehr einem konkreten rituellen Mord, sondern nur noch der konkreten rituellen Opferung eines Hundes. Er wollte über die Leute schreiben, die Hundehirne aßen, bevor sie harter Musik und satanistischen Texten lauschten.
    Reger Verkehr herrschte auf der Bundesstraße. Links rückten zwei Supermärkte in sein Blickfeld. Gleich darauf ein Eiscafé und eine Videothek. Hier musste er sein, der Großhandel für Aquariumsfische, für den Schmitt und Vranitzki seit Anfang des Jahres arbeiteten. Durch mühselige Recherchen in der Hell Metal Szene war Percival an diese Information gekommen. Vor allem die Konzertbesuche hatten seine Nerven mächtig strapaziert.
    Er bog in das Gelände ein und fuhr auf den Parkplatz vor dem Eiscafé und der Videothek. Er hatte den Wagen noch nicht abgestellt, da sah er die Goldglatze an der Hausecke auftauchen; Patrick Schmitt, oder Lupo, wie er in der Szene genannt wurde. Allerdings trug er eine Wollmütze und hatte auch seinen Kahlkopf darunter offensichtlich nicht mehr gefärbt.
    Percival stellte den Motor ab, drehte sich um und beobachtete den kleinen Burschen. Eine blonde Frau und ein Mann mit runder Brille und langem Haar tauchten neben ihm auf; und schließlich auch der große Kerl mit den Rastalocken, den man in der Szene Knox nannte. Er trug einen Zwergpudel auf dem Arm.
    Volltreffer!
    Genugtuung erfüllte den Journalisten. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, um sie zum Reden zu bringen. Immerhin hatten sie ihn bei ihrer letzten Begegnung fast tot gefahren und hinterher noch verprügeln wollen.
    Die Blonde kannte Percival: die Beifahrerin im Fiat, die ihm Anfang November in Aachen nach dem Beinahecrash den Stinkefinger gezeigt hatte. Den Mann mit der Brille und den langen Haaren hatte er noch nie gesehen. Oder doch?
    Bis auf die Blonde gingen alle in die Hocke. Knox setzte den Zwergpudel ab, und Lupo streichelte ihn. Der kleine Hund stand seltsam steifbeinig; fast hätte man meinen können, es wäre eine Attrappe oder ein ausgestopftes Tier. Percival runzelte die Stirn. Was ging da vor?
    Jetzt zog Vranitzki alias Knox einen schwarzen Gegenstand aus der Jackentasche: ein Schlüssel mit einem Anhänger aus schwarzem Fell. Er hielt ihn dem Pudel unter die Schnauze. Das Tier reagierte so gut wie gar nicht. Knox trennte Schlüssel und Schlüsselanhänger, und während der Mann mit der Brille dem Hund ins Ohr flüsterte, hielt er ihm das pelzige Teil erneut unter die Nase.
    Percival fragte sich, ob der Hund krank war. Hatte er überhaupt die Augen geöffnet? Er klappte das Handschuhfach auf und holte seine Kamera heraus.
    Knox alias Vranitzki holte aus und schleuderte den Anhänger auf den Parkplatz. Etwa dreißig Meter weiter fiel er irgendwo hinter Percival auf den Asphalt. Percival fuhr herum – etwa sieben Schritte links vom Heck seines Mietwagens und knapp zehn Meter von der Straße und vom Bürgersteig entfernt lag das schwarze Pelzknäuel. Es sah aus wie ein toter Maulwurf. Percival stieß die Fahrertür auf, setzte die Kamera an und zoomte das Ding heran. Es war ein toter Maulwurf.
    Ein paar LKW donnerten vorüber. Ein Hund bellte tief und heiser. Percival blickte nach rechts. Vielleicht sechzig Meter weiter näherte sich eine Halbwüchsige mit einem Dobermann an der Leine. Die Leine war ziemlich straff, denn der
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